Читать книгу Gabe & Fluch - Isabella Maria Kern - Страница 8

Boshaft, boshaft

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Fünf Anrufe in Abwesenheit von Sabina zehrten an meinen Nerven und ich schaltete mein Handy aus. Es schien mir unmöglich, in meinem momentanen Gefühlszustand, mit ihr zu sprechen. Ich zog mir etwas Bequemes an und ging in den Keller. Zuerst zählte ich die Schuhschachteln. Es waren dreiundachtzig. Ich hatte fünf große Müllsäcke mitgebracht, um die Schuhe zu entsorgen. So begann immer meine Flucht in ein anderes Leben. Etwas mühsam kletterte ich auf den Hocker, um an das oberste Regal zu kommen. Auf einer Schachtel las ich:

*Rote Pumps, elegant, zerstörend*

Auf einer anderen stand mit gleichmäßigen Buchstaben:

*Braune Sandalen, salopp, freundlich gesinnt*

*Hellgrüne Schnürschuhe, bequem, euphorisch*

*Schwarze High Heels, schmerzend, boshaft*

Ich griff nach dieser Schachtel, und zog sie etwas nach vor, wobei sie mir aus der Hand glitt und mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufschlug. Der Deckel war heruntergerutscht und ein schwarzer Schuh lag auf dem feuchtkalten Beton. Erschrocken starrte ich ihn ein paar Sekunden lang an. Der schwarze Schuh war wunderschön und aus dem feinsten Leder gefertigt, das man sich vorstellen konnte. Noch immer blieb ich auf dem Hocker stehen und wagte mich nicht hinunter. Ich wollte den Schuh auf keinen Fall berühren. Der Deckel lag neben dem Schuh und ich las immer wieder: boshaft, boshaft…

Wie kleine Blitze schossen Momente der Erinnerung vor mein inneres Auge. Es erschienen Bilder, die ich längst vergessen glaubte. Wie um die Erinnerungen zu verscheuchen, schüttelte ich wütend den Kopf. Ich sprang vom Hocker und stand vor dem Schuh. Ein tiefes Verlangen packte mich und ich bückte mich, um den Schuh zu berühren. Doch eine andere Kraft nahm von mir Besitz und wollte mich daran hindern. Ich schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Minuten später saß ich wieder in der Wohnung und hatte mich allmählich beruhigt.

Gabe & Fluch

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