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Ein gleißender Ball aus Licht stand am Himmel. Es war Sommer. Nachdem die restlichen kleinen Wolkentürme über den Horizont abgezogen waren, peinigten die scharfen Strahlen der Sonne die Welt unter sich aufs Neue. Das Meer wurde von der Hitze buchstäblich aufgesogen und der in die Atmosphäre geschaufelte Dampf kondensierte wieder zu mächtigen Wolkengebilden heran. Durch die Gassen waberte heiße Luft und flimmerte auf den Plätzen und Straßen der Stadt. Die flirrende Hitze drückte alle Leute nieder und die Sonne prügelte auf die ein, die ihr schutzlos ausgesetzt waren. Jeder, der konnte, verkroch sich in ein dunkles, schattiges Eck oder suchte in seinen Kleider Schutz wie eine Schildkröte in ihrem Panzer.

Sueli ging es schlecht. Ihre blassblauen, stets traurigen Augen lagen tief in den Höhlen. Ihre ohnehin schon schlanke Gestalt war inzwischen dürr geworden. Das kastanienbraune Haar, auf das sie einst so stolz war, hatte jeden Glanz verloren und hing strohig über ihre Schultern. All die Enttäuschungen hatten sich in ihrem Äußeren manifestiert. Die ehemals schönen, gleichmäßigen Gesichtszüge waren eingefallen und verhärmt. Ihr Leben war eine Katastrophe.

Auch ihr neuer Freund hatte sie sitzen lassen.

Sie dachte, der wäre es.

Aber er hatte sie nur benutzt.

Wie die meisten sie nur benutzt hatten.

Ihr erster Freund, Edson, zu dem sie gezogen war, als sie ihre Mutter verließ, hatte sie in die bunte Welt der Drogen eingeführt. Getrunken und gekifft hatte sie schon früher, das war nichts Besonderes, das tat fast jeder. Doch mit ihm lernte sie das Koks kennen. Das Zeugs machte sie scharf und sie fickten viel. Irgendwann ging ihnen der Stoff und das Geld aus. Die Sucht war schon so stark bei beiden, dass sie ihren Tagesablauf bestimmte. Ohne Kokain ging nichts mehr. Sie stritten. Er sagte geifernd zu ihr: »Wenn du nicht alles in dich reinsaugen würdest, hätten wir beide genug. Du bist wie ein Staubsauger. Nix kann man liegenlassen. Sofort kommt deine Nase und zieht alles rein. Aber nun ist Schluss. Ich kann für uns beide nicht mehr genug Kohle besorgen! Du musst auch was anschaffen!«

»Und wie soll ich das machen?«, fragte Sueli benommen von den Drogen, die durch ihre Blutbahn rasten.

»Du hast mehr Möglichkeiten als ich. Ich kann nur klauen oder Leute abzocken. Du kannst noch deinen Arsch verkaufen!«

Sueli flippte aus: »Du blöder Wichser, ich werde niemals meinen Arsch verkaufen! Du …«

»Ist mir egal!«, unterbrach sie Edson, »aber in Zukunft kauft sich jeder seinen Stoff selbst. Ich werde dir nix mehr geben!«

»Du scheiß Bimbo. Du Hurensohn, hast mich doch auf den Scheiß gebracht. Wer hat sich denn das Koka auf seinen Schwanz geschmiert, weil er lang‘ ficken wollte?! Weil er sonst nicht ficken konnte, da ich ihn so angeturnt habe, dass er es noch nicht mal geschafft hat, ihn reinzustecken und schon vorher gekommen ist?! Fickpuder hast du es genannt, du Schlappschwanz.«

»Was war, ist vergangen. Schau‘ selbst, wie du jetzt zurechtkommst. Jeder ist für sich selbst verantwortlich!«

Sueli und Edson trennten sich.

Doch Sueli war vollkommen drauf. Sie brauchte Stoff. Sie stahl und hinterging Leute. Aber das alles reichte kaum aus, um genug Stoff für ihre Sucht zu besorgen.

Dann kam ein neuer Stoff. Eine neue Droge.

Crack.

Als sie von einem Pusher etwas Koks kaufen wollte, meinte der: »Probiere einfach mal Crack aus, das Zeug ist der Hammer und es ist billig. Und wenn du Probleme hast, werden die sich damit in Luft auflösen und alles wird in Ordnung sein. Du fühlst dich wie losgelöst.«

Sie probierte und

war

weg

Die Crack-Atome drangen überfallartig in ihr Gehirn ein. Es war wie eine Detonation. Ein Hurrikan.

Sie wusste: Das war ihr Droge.

Tödlicher Samba

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