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Als die Beziehung zwischen Bruna und Sueli eskalierte und sie ausgezogen war, suchte Bruna Rat bei einer Freundin: »Zilda, ich weiß nicht mehr was ich machen soll! Adélia sagt, ich solle Geduld mit Sueli haben, doch ich kann nicht mehr! Nun ist sie zu ihrem »Freund« gezogen, einem Typen, der sie mit Drogen vollpumpt. Ich weiß nicht mehr ein noch aus! Wenn ich versuche mit ihr zu reden, schreit sie mich sofort an. Aber ich kann doch nicht zusehen, wie das Kind immer mehr im Drogensumpf versinkt! Wenn ich nichts mache, wird sie sterben!«, sagte Bruna verzweifelt.

»Vielleicht kann dir der Herr Pfarrer von meinem Bibelkreis helfen, er hat schon vielen Menschen in den schwierigsten Situationen geholfen. Ich nehme dich morgen mit und dann redest du einmal mit ihm.«

Bruna war schon immer gläubig gewesen und hatte viel gebetet, doch ihre Gebete für Sueli wurden bisher nicht erhört. Erst gestern hatte sie sich überlegt einen Priester aufzusuchen. Doch seitdem Tiago tot war, gab es in der Rocinha keinen Pfarrer mehr. Die Kirche war seitdem verwaist. Einen anderen kannte sie nicht. Sie hatte überlegt, runter in die Stadt zu gehen. Am nächsten Tag holte sie Zilda und beide gingen in den Bibelkreis. Doch als sie in Nähe des Gebäudes kamen, sagte Bruna überrascht: »Das ist doch diese komische Kirche, die eigentlich gar keine ist. Das ist doch so was wie eine Sekte.«

»Das sind alles Verleumdungen, das ist eine Kirche!«, sagte Zilda bestimmt und klärte sie auf: »Die Leute dort lesen die Bibel so, wie es geschrieben steht und verdrehen sie nicht, wie das andere tun. Deshalb verleumden die Anderen uns und sagen, das wäre eine Sekte. Hab‘ keine Angst und komm‘ mit rein. Du wirst sehen, das sind alles nette, anständige Leute. Und wenn es dir nicht gefällt, dann gehst du wieder.«

Bruna war sich ihrer Sache nicht sicher, doch Zilda ließ nicht locker und schleppte sie mit hinein. Der Pfarrer war ein ausnehmend höflicher Mensch und Bruna mochte ihn auf Anhieb. Auch die anderen Personen im Raum waren alles freundliche Leute und sie blieb die ganze Stunde. Es wurde geredet und gebetet und alles war sehr locker. Bruna gefiel es. Am Ende der Stunde bat sie den Pfarrer um ein Gespräch. Sie erzählte ihm von ihren Problemen mit ihrer Tochter Sueli.

Der Pfarrer, Padre Deto, sagte ihr gefühlvoll: »Es ist gut, wenn du betest. Du darfst damit nicht aufhören, je mehr du betest, desto besser. Gott erhört jeden, aber du musst Geduld haben. Das ist der eine Weg. Der andere wäre, dass du deine Tochter zu uns bringst. Wir können ihr helfen. Ein direktes Gespräch wirkt oft Wunder.«

Bruna antwortete: »Das geht leider nicht, da meine Tochter nicht mehr auf mich hört. Sie würde niemals mit mir hierher kommen.«

»Das ist schade, wir könnten sie von ihrem Pfad der Verdammnis abbringen und sie auf den Weg der Erkenntnis führen. Du darfst nicht verzagen und musst mit aller Kraft probieren, sie zu uns zu führen. Denk‘ immer daran, wir können ihr helfen. Viele Menschen gehen den falschen Weg, doch das müssen sie erkennen und wenn sie es selbst erkennen, ist es ein Leichtes, ihren Weg zu ändern.«

Als Sueli Wochen später wieder einmal bei ihrer Mutter auftauchte, versuchte Bruna sie zu überreden, mit ihr zu Padre Deto zu gehen. Doch ihre Tochter sagte aufgeregt: »Lass‘ mich mit deinen scheiß Gläubigen in Ruhe. Einen Scheiß werde ich tun.«

»Du tust es für uns beide.«

Daraufhin trat Sueli auf ihre Mutter zu und brüllte: »Lass‘ mich mit deinem Dreck ihn Ruhe!! Wenn du mich noch einmal mit so einem Scheiß belästigst, siehst du mich überhaupt nicht mehr!!! Hast du das kapiert?!!«

Bruna sagte nichts mehr.

Als sie Padre Deto berichtete, wie ihr Treffen mit Sueli gelaufen war, meinte dieser: »So leid es mir tut, aber deine Tochter wandelt auf dem Pfad des Teufels. Eine seiner liebsten Mittel der Verführung sind die Drogen und wenn jemand in diese Falle gerät, ist das sehr schlimm. Die Drogen zerfressen den Menschen das Gehirn. Es ist auch für uns schwer, den Betroffenen zu helfen. Doch wenn jemand sich nicht helfen lassen möchte, wird es fast unmöglich, ihn wieder auf den rechten Pfad zu führen. Meist sind diese Leute schon verloren. Es ist schlimm, so etwas mit anzusehen. In solchen Fällen kann man nur hoffen und beten. Aber du musst auch loslassen können. Denn das Übel zieht dich selbst in den Abgrund. Dem Teufel reicht es nicht aus, deine Tochter zu zerstören, er möchte auch dich zerstören.«

Er machte eine Pause, damit das Gesagte sich setzen konnte und fuhr dann fort: »Auch wenn es furchtbar ist, deine Tochter zu verlieren, musst du dir immer bewusst sein, dass der Teufel auch dich möchte. Er möchte alle Menschen in den Abgrund ziehen und sein Reich des Bösen mit den Seelen der Gefallenen auferstehen lassen. Das musst du dir immer vor Augen halten. Hier bei uns wirst du Trost und Zuspruch finden. Deshalb bete mit uns, für uns und du kannst auch die Seele deiner gefallenen Tochter retten. Vielleicht nicht für diese Welt, doch für die nächste, die da kommen wird. Wir werden deine Tochter aus seinen Klauen reißen und sie mit uns ins Reich der Auserwählten führen. Du musst nur mit uns gehen, gemeinsam auf dem Weg ins Himmelsreich, wie Jesus es uns prophezeite. Mit uns wirst du deine Angst abschütteln und dich von deinen Sorgen befreien.«

Bruna saß da, nickte und hörte ihm gebannt zu. Skepsis kannte sie schon lange nicht mehr. Ihre freie Zeit verbrachte sie immer öfter mit den anderen Mitgliedern der Pfingstkirche im Gespräch über die Heilige Schrift und besuchte jede Messe. Unbemerkt fiel sie tiefer und tiefer in die Arme der Sekte. Der Pfarrer hatte sie so von sich eingenommen, dass sie in seiner Anwesenheit keine eigene Meinung mehr fassen konnte. Sie war wie ein Kind, das vor dem Weihnachtsmann stand, der ihr versprach, dass sich alle ihre Wünsche erfüllen würden. Durch die subtile Beeinflussung des Pfarrers und die geschickte Einwirkung der anderen höheren Mitglieder, wurde sie Stück für Stück an die Sekte gebunden. Wurde abhängig gemacht und dahin gesteuert, wo der Pfarrer und seine Schergen sie haben wollte. Genauso wie sie es bei den Anderen getan hatten. So, dass sich die niederen Mitglieder der Gemeinschaft unbewusst ihrer Abhängigkeit gegenseitig bestärkten.

Im Laufe der Zeit wandte sich Bruna immer mehr von ihrer Tochter Sueli ab und im gleichen Maße der Sekte zu. Aber auch gegenüber ihren anderen Töchtern wurde sie immer verschlossener. Und je mehr diese ihre Zugehörigkeit zu der Sekte kritisierten, desto mehr blockte sie und wandte sich der Pfingstkirche zu.

Tödlicher Samba

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