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b) Marke als zweckfremdes Mittel des Wettbewerbskampfes

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Bösgläubig meldet an, wer die Absicht hat, die mit der Eintragung entstehende und wettbewerbsrechtlich an sich unbedenkliche Sperrwirkung zweckfremd als Mittel des Wettbewerbskampfes einzusetzen (BGH GRUR 1967, 304, 306 – Siroset; GRUR 1995, 117, 121 – NEUTREX; GRUR 1998, 1034, 1037 – Makalu; GRUR 2000, 1032, 1034 – EQUI 2000; GRUR 2001, 242, 244 – Classe E; GRUR 2003, 428, 431 – BIG BERTHA; GRUR 2005, 581, 582 – The Colour of Elégance; GRUR 2008, 621, 623 – AKADEMIKS). An diese sog Behinderungsabsicht sind keine hohen Anforderungen zu stellen. Sie muss nicht der einzige Beweggrund sein; vielmehr genügt es, wenn diese Absicht das wesentliche Motiv ist (BGH GRUR 1986, 74, 76 – Shamrock III; GRUR 1998, 412, 414 – Analgin; GRUR 2000, 1032, 1034 – EQUI 2000; OLG Hamburg GRUR 1995, 816 – XTensions; OLG Köln GRUR-RR 2002, 130, 131 – Focus), die Marke vor allem mit dem Ziel erworben wird, andere zu behindern und daraus potenziell Profit zu ziehen, ohne eigene schützenswerte Interessen zu haben (BGH GRUR 2005, 581, 582 – The Colour of Elégance; OLG Karlsruhe GRUR-RR 2004, 73, 74 – Flixotide). Letzteres ist anzunehmen, wenn die Anmeldung offensichtlich zu dem Zweck erfolgt, ein anderes Unternehmen unter Druck zu setzen und von diesem eine finanzielle Abgeltung zu erzwingen (OLG Hamburg GRUR 1995, 816 f – XTensions; OLG München WRP 1997, 116 – Deutsche Telekom/GERMANCOM). Nicht notwendig ist, dass der Vorbenutzer bereits einen schutzwürdigen Besitzstand erworben hatte (BGH GRUR 1980, 110, 112 – Torch; GRUR 1998, 412, 414 – Analgin; GRUR 2004, 510, 511 f – S 100; GRUR 2008, 621, 623 – AKADEMIKS; BPatG PAVIS PROMA 30 W (pat) 46/11 – Sa Trincha; vgl auch BGH GRUR 2008, 160 – CORDARONE; OLG Hamburg GRUR 1995, 816 f – XTensions), wenngleich ein solcher, sofern er entstanden ist, bei der Missbrauchsabwägung verstärkend zu berücksichtigen ist. Unschädlich und einer bösgläubigen Anmeldung nicht entgegenstehend ist ein eigener Benutzungswille (BGH GRUR 2008, 621 – AKADEMIKS; BPatG PAVIS PROMA 27 W (pat) 87/09 – KRISTALLPALAST VARIETÉ; Ullmann GRUR 2009, 364, 366; Grabrucker 2008, 532, 534). Das bloße Auseinanderfallen von Anmelder und Namensträger bzw abgebildeter Person lässt sich nicht als bösgläubige Markenanmeldung verstehen; insoweit müsste als weitere Voraussetzung hinzukommen, dass die Anmeldung eine Spekulationsmarke ermöglichen soll, wofür allerdings die ersichtliche Absicht des Markenanmelders erforderlich wäre, die Marke zu markenrechtsfremden Zwecken einzusetzen (Sahr GRUR 2008, 461, 469; BPatG PAVIS PROMA 27 W (pat) 323/12 – Gürzenich-Orchester Köln). Alle Umstände sprechen für eine Spekulationsmarke bei „YOU & ME“, wie sich aus einer Vielzahl von Marken für Produkte aus den verschiedensten Bereichen und dem Abmahnverhalten folgern lässt (BPatG BeckRS2017, 137230; Kortge/Mittenberger-Huber GRUR 2018, 466 f).

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Die Bestimmung erfasst nur einen Teilbereich der Wettbewerbswidrigkeit wegen Wettbewerbskampfes mit zweckfremden Mitteln. Es muss nämlich bereits die Anmeldung als erster Teilakt eines zweckwidrigen Einsatzes der Marke sittenwidrig sein. Praktisch wichtiges Beispiel ist die Registrierung von einem bestimmten Marktteilnehmer vorbenutzter, aber ungeschützter (konkurrierender) Kennzeichen, durch die eine systematische, flächendeckende Marktzutrittsbarriere entsteht (BGH GRUR 1980, 110, 111 – Torch; OLG Karlsruhe GRUR 1997, 373, 374 – NaturalRed; BGH GRUR 2004, 510, 511 – S 100; BPatG PAVIS PROMA 25 W (pat) 151/09 – Maxitrol). Keine bösgläubige Anmeldung liegt entgegen der vorherigen Auffassung des BPatG (GRUR 2014, 780 – LIQUIDORM) vor, wenn der von der vermeintlich bösgläubigen Markenanmelderin gepachtete Badebetrieb nur regionalen Bezug hat und nur ein Platzhaltergeschäft ist (BGH GRUR 2016, 378 – LIQUIDORM), was letztlich zur Zurückweisung des Löschungsantrags durch das BPatG führte (BeckRS 2016, 18392).

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