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Konfirmation

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Der Pfarrer Großer ist schon lange pensioniert, aber er war doch noch bei unserer Konfirmation als Gast. Er hat mir die Hand gegeben, und ich habe ihm das Neue Testament meines Vaters gezeigt und gedankt.

Dass dat die Bombenangriffe überlebt hat, sagt er. Ich weiß doch, dinge Oma war ausgebombt und musste in die Berufsschule in die Notunterkunft. Wo ist sie denn?

Zuhause, sie kann nicht mehr laufen, überall sind Treppen, sagt sie, das schafft sie nicht mehr.

Ja, das verstehe ich, grüß sie herzlich von mir.

Wir haben mit allen Verwandten, und alle von meiner Mutter sind ja katholisch, die von überall herkamen, zu Hause gefeiert. Dazu hat Vati die Betten auseinandergeschraubt und in die Mitte des Schlafzimmers einen großen Tisch für die vielen Gäste aufgestellt. Auch die Mühlen-Oma kam nicht mehr unsere Treppen hoch. Ich hab sie und die Brühler Oma am nächsten Tag besucht. Sie haben mir Geld geschenkt. Von den anderen Verwandten habe ich Bücher bekommen und vom Bonner Opa eine Kamera. Meine Eltern haben mir eine Armbanduhr geschenkt.

Sonja kam vorbei und schenkte mir eine kleine Schallplatte. Mozart, Kleine Nachtmusik. Da kann ich gar nichts mit anfangen, sie weiß doch, dass ich Elvis über alles liebe. Aber ich sage, danke. Ich bringe Dir in den nächsten Tagen mein Geschenk vorbei, sage ich, ich habe Geld bekommen, da kann ich was Schönes für dich kaufen.

Ich will nichts, sagt sie patzig, und geht.

Meine Mutter hat die Platte gehört. Mozart, sagt sie. Aus Wien, da haben wir Walzer getanzt in Trautenau, Vati und ich, wir warn so jung und sie kriegt einen seltsamen Glanz in die Augen. Vati und Mutti jung, darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Ich habe jetzt eine Menge Bücher, Vati, sag ich. Gib mir mal bitte deinen Bohrer, ich möchte ein Regal über meinem Bett, damit ich all die Bücher bei mir habe.

Nix da, in meiner Wohnung werden keine Löcher in die Wand gebohrt.

Meine Mutter hilft mir dann doch beim Regalanbringen, ich hab einfach in den Schrank zwei Löcher gebohrt und das Brett dran befestigt. Der Schrank steht jetzt quer zur Wand und mein Bett dahinter, so dass ich jetzt nicht mehr zu sehen bin, wenn die einfach so ohne Anklopfen in der Tür stehen.

Oh, meine Bücher, meine Anne Frank und die Ilse Macket, die Heidi, Rübezahl und die Märchenbücher. Und dann hat der Onkel Franz mir den Michael Kohlhaas geschenkt und gesagt: für die kleine Rebellin. Und der Onkel Josef die Räuber von Schiller und gesagt, zum Abgewöhnen, damit du keine Diebin wirst. Tante Änne hat mir Nesthäkchens Backfischzeit geschenkt und gesagt, für den Backfisch, jetzt biste ja flügge und dann hat sie mir noch einen in altes Seidenpapier gewickelten Gedichtband geschenkt, der war schon ziemlich gebraucht, und sie zeigte mir ein Gedicht darin von einem, der Novalis heißt. Und ich lese laut:

Getrost, das Leben schreitet

Zum ewgen Leben hin;

Von innrer Glut geweitet

Verklärt sich unser Sinn.

Die Sternwelt wird zerfließen

Zum goldnen Lebenswein,

Wir werden sie genießen

Und lichte Sterne seyn.

So schön kannst du lesen, sagte sie und ich zeigte ihr den Rattenfänger von Hameln.

Änä, dat de dat noch hast. Dat is ja noch von der Porta Westfalica, dat is jo auch schon hundert Johr her, dat isch do wor.

Ja, sagte ich, mein erstes Buch. Da war ich fünf Jahre alt.

Der Duft der Bücher

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