Читать книгу Der Duft der Bücher - Jenny Schon - Страница 8

Das Tagebuch eins

Оглавление

Zu meinem Geburtstag und zu Weihnachten habe ich zu meinen Märchenbüchern endlich auch Bücher für junge Mädchen geschenkt bekommen, Trotzkopf und Nesthäkchen.

Auf einem steht in Goldbuchstaben Tagebuch, von Tante Marie aus Bayern geschickt.

Ich frage Tante Änne, was das ist, ich kenne nur das Poesiealbum, worin die Schulfreundinnen sich Gedichte widmeten. Ich hab bei der Jutta mal reingeschrieben:

Gerede und Zank

machen krank.

Da hat mir niemand mehr in der Klasse ein Poesiealbum gezeigt.

Die Tante meint, ein Tagebuch ist doch gerade richtig für dich, wo du so oft Stubenarrest hast. Da kannst du alle deine Gedanken, Geschichten und Geheimnisse reinschreiben. Dafür brauchst du aber einen Künstlernamen.

Künstlername, warum?

Nun, es muss ja nicht jeder wissen, wer das schreibt. Die Tante überlegt. Der Dichter Novalis, der hat schöne Gedichte geschrieben, fällt mir ein, der war in Wirklichkeit ein Prinz, du hast es doch auch mit Prinzen und Prinzessinnen, die sich verstecken müssen, damit sie unerkannt bleiben.

Ich kenne Novalis nicht, aber Verstecken, denk ich, das will ich auch. Mein Bruder, mit dem ich das Zimmer teile, ist nämlich neugierig und petzt.

Ich muss dich also erst mal kennenlernen, liebes Tagebuch, weil ich ja nicht weiß, wie du bist. Also nenn mich Betty. Den Namen von früher musst du nicht kennen, von der, die nur Märchenbücher und kein Tagebuch hatte, wenngleich ich mich manchmal schon verschreiben werde, denn an einen neuen Namen gewöhnt man sich ja nicht so schnell.

Sonntagmorgen.

In der letzten Zeit habe ich immer Ärger mit meiner Schulfreundin Sonja.

Ich habe ihr den Trotzkopf ausgeliehen, den mir Tante Änne geschenkt hat. Eigentlich gefällt mir das Buch nicht, aber ins Internat, wie die Ilse Macket, möchte ich schon. Endlich weg von zu Hause, schon weil ich für jedes Bisschen Stubenarrest bekomme.

Zu Neujahr hat Vati zwar gesagt, jetzt kannste widder frei rumloofe, aber ich muss immer auf der Lauer sein, besonders vor meinem Bruder, weil der sofort alles Vati erzählt und wenn der sieht, dass ich schreibe, will der das lesen. Ich verstecke dich, liebes Tagebuch, am besten unter meinen Schlüpfern, da haben Männer nichts zu suchen. Bitte entschuldige.

Auch Mutti ist neugierig, zeig mal, und schwupp, hat sie es mir aus den Händen geraubt und liest. Ich will ja auch mal was schreiben, was nicht für andere bestimmt ist, meine Gedichte zum Beispiel. Da hat es auch immer Ärger gegeben in der Schule.

Der Duft der Bücher

Подняться наверх