Читать книгу Der Duft der Bücher - Jenny Schon - Страница 22
Bonjour Tristesse
ОглавлениеIn diesem Winter gibt es einige Feste. Theresa ist achtzehn geworden, Eva heiratet und ich habe wie jedes Jahr vor Weihnachten Geburtstag und war wieder mal mit Breuers Bärbel in Bonn im Theater.
Aber ganz einschneidend war, dass ich ja vor einiger Zeit den Roman von Françoise Sagan gelesen habe, der jetzt verfilmt wurde und ich konnte mit Theresa rein, die ja viel älter aussieht und sie hat mich geschminkt, da sah ich auch viel älter aus, denn der Film ist erst ab achtzehn Jahren, obwohl ihn eine Siebzehnjährige geschrieben hat.
Jedenfalls sind wir gleich am nächsten Tag zu Theresas Friseur, an einem Samstag. Er soll uns so eine Frisur schneiden, wie sie die Jean Seberg hat, die die Cécile spielt. Ganz toll, ganz leicht ist der Kopf und so frisch.
Jetzt laufen die Mädchen mit Pferdeschwanz herum wie Brigitte Bardot und Breuers Bärbel, da muss man aber blond sein. Theresa und ich sind aber nicht blond, und so haben wir jetzt einen Bubikopf.
Mein Vater spricht nicht mehr mit mir, isch han schon ne Jung, hat er gesagt, ich bruch kenne zwei davon!
Und Mutti, na ja, da sparste dir das Geld für die Dauerwelle, meinte sie, dabei hatte ich das letzte Mal zu meiner Konfirmation ne Dauerwelle.
Ich habe ja auch angefangen, einen Roman zu schreiben, aber so was Trauriges, wie die Cécile erlebt, möchte ich eigentlich nicht schreiben.
Aber es muss auch viel Liebe darin vorkommen. Und weil ich mich ja schon ein bisschen in Benno verliebt habe, spielt der Roman in Amerika, da bin ich ihm näher.
Ich hab leider bei Edgar Wallace keine Mordmöglichkeit für seine Frau gefunden, so muss ich sie in den Roman hineinarbeiten. Ich habe erst mal das Buch Am Tag, als der Regen kam genannt, weil es ja in New York viel regnet. Im Augenblick haben sie dort einen Schneesturm. Ein Glück, dass wir Fernsehen haben, so kann ich manchmal auch was aus Amerika sehen. Denn vorstellen kann ich es mir nicht. Die hohen Häuser und die vielen Menschen, wahrscheinlich so viele, wenn wir Karneval in Köln feiern, da kommt man auch nicht durch in den Straßen.
Jetzt können auch die Leute nicht sagen, ich mache Françoise nach, denn bei der spielt ja alles in Frankreich. Theresa kennt Frankreich ein bisschen, aber Französisch ist noch viel schwerer als Englisch. Und Englisch fällt mir schon nicht leicht. Ich mache immer noch den Schallplattenkurs, aber viel zu wenig, weil ich kaum Möglichkeit habe, in der Küche, wo der Plattenspieler steht, alleine zu lernen. Immer kommt jemand herein, außer samstags, aber dann muss ich manchmal die Wohnung saubermachen. Bei der Gelegenheit plappere ich einfach die englische Schallplattenstimme nach und wische den Staub von einer Ecke in die andere.
Im Neuen Jahr war ich mal wieder bei Herrn Beyer. Er sagte, hübsch siehst du aus, kleine Französin. Auch er hatte den Film gesehen, aber solche Sachen wie Cécile machste nicht, das ist alles zu negativ.
In den Weihnachtsferien war auch Karin aus Paris zu Besuch, auch sie hatte die kurzen Haare. Ansonsten freut sie sich, wenn die Zeit bald herum ist. Paris gefällt ihr nicht so gut, sie muss zu viel arbeiten, sagt sie.
In der letzten Bravo war auch ein Bericht darüber, wie Elvis in Bremerhaven ankommt, um in Deutschland zur Armee zu gehen.
Nee, sagte sie, dass ich mal für den geschwärmt hab! So in der Uniform gefällt er mir nicht.
Ich dachte bei mir, an den Benno reicht er nicht heran, da kann er noch so ein Weltstar sein.