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2 Kinder- und Jugendhilfe heute – Selbstverständnis und konzeptionelle Leitorientierungen

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Das erste Kapitel hat die geschichtlichen Entwicklungslinien nachvollziehbar gemacht, vor denen sich die heutige Kinder- und Jugendhilfe herausgebildet hat. Daraus ergeben sich Fragen nach den konzeptionellen normativen und fachlichen Grundlagen der heutigen Kinder- und Jugendhilfe: Wie lässt sich das Selbstverständnis der Kinder- und Jugendhilfe charakterisieren? An welchen konzeptionellen Leitbegriffen orientieren sich die Akteure und welche Leitbegriffe werden als Klammer für handlungsfeldbezogene Konzepte zugrunde gelegt. Existiert ein konzeptioneller, von den Akteuren weitgehend akzeptierter Rahmen, der die Unterschiedlichkeit der Arbeitsfelder und Methoden in zumindest lockerer Form miteinander verbindet und so etwas wie eine gemeinsame Verständigung über das Rahmenprofil der Kinder- und Jugendhilfe ermöglicht? Anregungen für die Erörterung solcher Fragen sollen in diesem zweiten Kapitel skizziert werden.

In einem ersten Block ( Kap. 2.1) werden zunächst die Ziele und Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe skizziert, wie sie sich aktuell als Ergebnis der Entwicklung hin zum SGB VIII darstellen. Dabei kann es sich nur um eine Momentaufnahme handeln, da die Jugendhilfe, wie in Kapitel 1 gezeigt, steten gesellschaftlichen Wandlungsprozessen unterliegt und sie auch in der Gegenwart viele auf sie zukommende Herausforderungen bewältigen muss, deren Folgen für das konzeptionelle und methodische Selbstverständnis der Profession noch nicht einschätzbar sind (z. B. Migration und ihre Folgen, Digitalisierung der Lebenswelt durch soziale Medien, Digitalisierung der Verwaltungsvollzüge in der Jugendhilfe und damit verbundene Veränderungen der professionellen Aufgabenwahrnehmung, Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und geistigen Behinderungen; Kap. 6). In einem zweiten Block ( Kap. 2.2) geht es um einige zentrale konzeptionelle Entwicklungslinien, die die heutige Aufgabenwahrnehmung der Kinder- und Jugendhilfe nachhaltig geprägt haben, sowie um Leitbegriffe, die in den Debatten der Kinder- und Jugendhilfe immer wieder auftauchen und die teilweise zu einer bedeutsamen Legitimationsfolie geworden sind, zu denen sich Fachkräfte in der Konzipierung und Begründung ihres Handelns verhalten müssen. Wir sind uns bewusst, dass die Darstellung der konzeptionellen Leitorientierungen und Leitbegriffe nicht umfassend sein kann, sondern selektiv erfolgt. Bei der Auswahl haben wir uns nicht an mehr oder weniger umfassenden theoretischen Positionen zur Sozialen Arbeit ausgerichtet (siehe dazu: Füssenhäuser 2018; Sandermann/Neumann 2018; Lambers 2018). Vielmehr haben wir uns daran orientiert, welche Begründungen nach unseren Beobachtungen in der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe (ablesbar z. B. an Stellungnahmen von Fachverbänden oder Positionsformulierungen von Trägerverbänden) häufig zur Argumentation und zur Legitimation in der Kinder- und Jugendhilfe herangezogen werden. Auch die Darstellung von konzeptionellen Leitbegriffen ( Kap. 2.2.3) ist selbstverständlich eine Auswahl dar, die sich dadurch begründet, dass die Leitbegriffe nach unserer Auffassung auch in den nächsten Jahren als Orientierungs- und Legitimationsformeln in der Kinder- und Jugendhilfe nicht an Bedeutung verlieren werden.

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