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Kapitel 3 Lernen
ОглавлениеLernen wird meist definiert als das Erwerben von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten durch Studium, eigene Erfahrung oder Unterricht. Doch das ist das Ergebnis. Wie sieht der Prozess aus? Wie lernen wir?
Lernen geht immer mit persönlicher Entwicklung einher – lernen, anders zu handeln, anders zu denken und anders zu fühlen. Lernen ist ein natürlicher Vorgang. Wir lernen ständig; es ist Teil unseres Anpassungsprozesses an sich ändernde Umstände. Doch das betrachten wir nicht immer als Lernen.
Lernen ist nicht das Gleiche wie Unterricht und braucht auch nichts damit zu tun zu haben. Wir können manches lernen, indem es uns direkt beigebracht wird, und anderes im Laufe des Prozesses. Dazu ein Beispiel: In der Schule haben wir Unterricht in verschiedenen Fächern und kommen dabei vielleicht zu dem Schluss, dass wir nicht besonders gut lernen können. In Wirklichkeit tun wir uns nur schwer damit, unterrichtet zu werden. Viele Schulen sind nicht gerade Stätten, die zum Lernen besonders gut geeignet sind.
Lernen ist auch nicht das Gleiche wie schulische Bildung und Erziehung. Diese Schulbildung beschreibt das Ergebnis des Lernprozesses und wird oft in Prüfungen abgefragt. Das englische Wort für Bildung, education, ist ein Lehnwort aus dem Lateinischen; es stammt von educere, das hat auch die Bedeutung „herausziehen“. Es beschreibt Lehrer, die die Ressourcen und Fähigkeiten ihrer Schüler „herausziehen“, analog der NLP-Vorannahme: „Jeder hat alle Ressourcen, die er braucht, oder kann sie sich verschaffen.“ Diese Vorannahme stärkt Lehrer und Schüler.
Ohne Lernende gibt es keine Lehrer; die Tätigkeit des Lehrens existiert nicht aus sich selbst heraus. Die Aussage „Ich habe das Fach unterrichtet, aber die Schüler haben es nicht gelernt“ ergibt keinen Sinn. Das wäre im Bereich Bildung eine ähnlich scherzhafte Redewendung wie die folgende aus der Medizin: „Operation gelungen, Patient tot.“ Der Lehrer lernt ebenfalls, wenn auch etwas anderes als seine Schüler.
Nur allzu oft wird schulische Ausbildung als ein Vorgang angesehen, bei dem der Lehrer Wissen in ein leeres Gefäß füllt, den Schüler. Das ist keine Ausbildung, sondern eine „Wissensinfusion“. Bei diesem Bild fühlt sich der Lehrer im wörtlichen Sinn ausgelaugt, der Schüler fühlt sich abhängig und mit Wissen aufgebläht. Prüfungen führen dann nur zu „Wissensbulimikern“, die vorher rasch Wissen in sich hineinfressen und es zum richtigen Zeitpunkt ausspucken, um Platz zu schaffen für den nächsten Anfall.