Читать книгу Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1 - Jörn Kolder - Страница 17
Gemeinsam bekommt man mehr auf die Reihe, besonders ohne Frauen
ОглавлениеEntlassener Zeitsoldat sucht für den Zeitvertreib Kameraden mit besonderen Fähigkeiten
Eine Männerfreundschaft beginnt, die keine weibliche Anwesenheit zulässt
Die Männer gewinnen in einem sportlichen Wettbewerb, aber sollen um den Lohn ihrer Mühen gebracht werden und geraten in Lebensgefahr
Durch die Kombination ihrer Fähigkeiten meistern sie eine brenzlige Situation
Partnerschaftsprobleme
Es war einmal ein Mann, der verstand allerlei Künste er diente im Krieg und hielt sich brav und tapfer, aber als der Krieg zu Ende war, bekam er den Abschied und drei Heller Zehrgeld auf den Weg.
„Wart“, sprach er, „das lasse ich mir nicht gefallen finde ich die rechten Leute, so soll mir der König noch die Schätze des ganzen Landes herausgeben. Da ging er voll Zorn in den Wald und sah einen darin stehen, der hatte sechs Bäume ausgerupft, als wären’s Kornhalme. Sprach er zu ihm: „Willst du mein Diener sein und mit mir ziehen?“
„Ja, antwortete er, „aber erst will ich meiner Mutter das Wellchen Holz heimbringen“, und nahm einen von den Bäumen und wickelte ihn um die fünf andern, hob die Welle auf die Schulter und trug sie fort.
Dann kam er wieder und ging mit seinem Herrn, der sprach: „Wir zwei sollten wohl durch die ganze Welt kommen.“
Über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Bein und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach der Herr: „Du hast dir’s ja bequem gemacht zum Ausruhen.“ „Ich bin ein Läufer“, antwortete er, „und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt wenn ich mit zwei Beinen laufe, so geht’s geschwinder, als ein Vogel fliegt.“ „Oh, geh mit mir.“
Und als sie ein Weilchen gegangen waren, fanden sie einen Jäger, der lag auf den Knien, hatte die Büchse angelegt und zielte. Sprach der Herr zu ihm: „Jäger, was willst du schießen?“ Er antwortete: „Zwei Meilen von hier sitzt eine Fliege auf dem Ast eines Eichbaumes, der will ich das linke Auge herausschießen.“ „Oh, geh mit mir’, sprach der Mann, „wenn wir drei zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.“ Der Jäger war bereit und ging mit ihm. (21)
Bernd Edel konnte nichts weiter als kommandieren, er wurde vor gut zwei Wochen aus dem aktiven Dienst als Zeitsoldat entlassen und mit dem Übergangsgeld sollte er eine Weile über die Runden kommen, danach würde er sich kümmern müssen. Nach den Jahren des Dienstes wollte er es zunächst ruhiger angehen lassen und verbrachte die Tage damit in der Stadt herumzulaufen, einzukaufen und sich abends im Fitnessstudio in Form zu halten (seine Frau hatte sich vor einem Jahr von ihm getrennt).
Der Typ, der wenig entfernt von ihm Hanteln stemmte, war ihm gleich aufgefallen, er hatte enorme Muskelpakete. Nach einigen Abenden sprach er ihn an ob er Lust auf ein Bierchen hätte, der andere stimmte zu und in der Kneipe nahmen sie an dem einzigen freien Tisch Platz, allerdings saß schon ein Mann dort, der mürrisch nickte als sie fragten ob sie Platz nehmen dürften. Horst, der Kraftsportler, erzählte Bernd von seinem Trainingsprogramm und der andere Mann merkte auf, als Bernd von seiner Dienstzeit in der Truppe berichtete.
„Da hast du es gut“ schaltete er sich in das Gespräch ein „ich habe mehr Pech gehabt.“
„Wieso“ fragte Bernd verwundert.
„Afghanistan“ sagte Fred (so hatte er sich vorgestellt) und schob sein Hosenbein hoch, eine Prothese wurde sichtbar.
„Scheiße“ zischte Horst durch die Zähne „eine Sprengfalle?“
„Ja“ erwiderte Fred „in dieser Verfassung kann ich es mir abschminken, jemals eine Frau zu finden.“
„Sei froh“ tröstete ihn Bernd „meine hat mich nach der Scheidung ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, mach’ nicht den gleichen Fehler wie ich und glaube an die ewige Liebe, alles Quatsch!“
„Die Langhaarigen machen nur Ärger“ bestätigte Horst „für mich hat sich das Thema auch erledigt, ich könnte dir Sachen erzählen. Lass’ besser die Finger von den Frauen, du zahlst nur drauf!“
„Kommst du mit der Prothese gut klar“ wechselte Bernd das Thema.
„Bestens“ erklärte Fred jetzt gut gelaunt „ihr habt vielleicht schon mal Bilder von diesen Teilen gesehen, ich bin schneller als jeder andere in der Szene. Wenn ihr wollt, kann ich euch das morgen mal im Wald zeigen.“
Man verabredete sich für den nächsten Tag und Fred legte ein beeindruckendes Tempo an den Tag, als er wieder bei den beiden anderen ankam knallte es nicht weit weg von ihnen heftig.
„Ach, das sind die Sportschützen, die haben da hinten ihren Schießstand“ informierte er Bernd und Horst, einer von den Schützen kam ihnen offensichtlich entgegen, da er einen Waffenkoffer trug.
Der Mann schimpfte laut vor sich hin und sie hörten Worte wie „Dilettanten“, „mieses Trefferbild“, „dieses Flittchen“ als er bei ihnen war sagte er nur:
„Sie legen ja ein Tempo vor, alle Achtung“ und Fred strahlte.
„Und, hatten Sie denn Erfolg heute“ fragte er zurück.
„Klar, ich bin der Beste aber die anderen neiden mir den Schützenkönig, besonders der Hermann, dieser Arsch!“
„Beruhige dich doch“ beschwichtigte Bernd ihn zum Du übergehend „der ist eben bloß neidisch.“
„Von wegen, ich bin Scharfschütze und habe vorhin durch das Zielfernrohr gesehen, dass der meine Frau im Vereinshaus angetatscht hat und die beiden geknutscht haben. Ich hab mich schon gewundert, warum die in der letzten Zeit immer mitgekommen ist, die schmeiß’ ich heute noch raus, so!“ schloss er wütend.
„Siehst du“ sprach Horst Fred an „kein Verlass auf die Weiber, und du“ er wandte sich an Jacob, den Scharfschützen, “kannst heute nach dieser Sache sicher ein Bierchen vertragen. Wir sind im „Rudi’s“, der Chef ist ´n alter Kumpel von mir und ich arbeite als Türsteher für ihn, komm’ abends einfach dorthin, heute habe ich frei.“
Da ging er mit, und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohr sitzen. Da sprach der Herr zu ihm: „Manierlich ! Manierlich ! Häng deinen Hut doch nicht auf ein Ohr, du siehst ja aus wie ein Hansnarr.“ „Ich darf’s nicht tun“, sprach der andere, „denn setz’ ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger Frost, und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen tot zur Erde.“ (22)
Als die vier wieder einmal im „Rudi’s“ saßen und über Gott und die Welt parlierten fiel ihnen ein Mann mit einem Basecap auf, der sich am Nebentisch betrank, als er aufstehen wollte fiel er fast auf ihren Tisch und Horst fing ihn ab.
„Was’n los“ sagte er wie eine fürsorgliche Mami zu ihrem Kind.
„Scheiße“ lallte der andere (Micha) „sie ist weg, abgehauen, nur einen Zettel hat sie geschrieben.“
„Wer ist weg“ fragte Fred.
„Meine Freundin“ heulte der andere „sie hat geschrieben, dass sie es nicht mehr aushält, wenn ich meine Experimente mache.“
„Welche Experimente“ wollte Jacob wissen.
„Na chemische, mal mach ich was mit Wärme, mit Feuer, mit Kälte, stinkt dann manchmal bisschen aber das geht wieder weg. Ist doch kein Grund abzuhauen, oder?“
„Weiber“ sagte Fred verständnisvoll.
Von da an zählte Micha auch zu ihrer Runde.
Der DJ, der im „Rudi’s“ auflegte, war an diesem Abend offensichtlich nicht in Form, denn er stand mürrisch hinter seinen Geräten und seine Ansagen waren heute mies, es kam einfach keine Stimmung auf.
„Was ist los, Alter“ fragte ihn Horst, als Dieter in einer Pause an ihren Tisch kam „du siehst total Scheiße aus heute.“
„Mir ist auch so, Victoria ist jetzt mit einem von den Typen die sich immer im Park rumdrücken zusammen, verdammter Mist!“
„Weiber“ sagte Fred verständnisvoll.