Читать книгу Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1 - Jörn Kolder - Страница 7
Man sollte sich selbst so nehmen, wie man ist!
ОглавлениеAttraktive junge Frau wird zeitig zur Waise
Vater findet schnell neue Frau
Neue Frau hält sich für unwiderstehlich und kann Stieftochter nicht leiden, weil diese besser als sie aussieht
Befragt dazu wiederholt einen gläsernen Einrichtungsgegenstand
Tochter haut aus Frust ab und stößt auf einen Trupp von Werktätigen im Bereich der Montanindustrie
Neue Frau unternimmt zwei Mordanschläge auf Stieftochter
Tochter erliegt zweitem Mordanschlag
Montanarbeiter halten die Sache unter der Decke
Hochschulabsolvent erweckt Tochter durch seine Liebe wieder zum Leben
Die fleißigen und scheuen Bergarbeiter
Weit weg von der Stadt gab es eine weitere Großfamilie, die der Miner. Ihr seltsamer Name ging darauf zurück, dass die Urahnen dieser Sippe einst in England siedelten, aber als dort die Erz- und Kohlegewinnung auslief nach Sachsen kamen, um diese Arbeitstradition hier weiter fortleben zu lassen. Die sieben, jetzt schon älteren Männer, hatten von ihren Eltern eine Chromosomenanomalie (das Silver-Russel-Syndrom) mitbekommen und die Plazentainsuffizienz ihrer Mutter weiterhin dazu geführt, dass sie allesamt sehr kleingewachsen waren. Da sie über einen starken Bartwuchs verfügten, der ihre Gesichter nahezu vollständig verhüllte, waren sie für einen Außenstehenden kaum zu unterscheiden und außerdem fühlten sie sich so zusammen gehörig (weil ihre Eltern schon in recht jungen Jahren verstorben waren), dass sie meist identische Kleidung trugen, die sie preiswert im KIK erwarben.
Rings um den schon 1796 in den Berg getriebenen Stollen weit im tiefen Wald standen einige baufällige Gebäude, die noch aus dieser Zeit stammten und über große Schlafsäle verfügten, die aber in den Jahrzehnten, solange der Abbau währte, immer wieder an den damals üblichen Standard angepasst waren worden. Als sich das Einfahren nicht mehr rentierte und die Grube aufgegeben wurde fiel die Gegend wie in einen Schlaf und erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als die Preise für Kupfer wieder deutlich anzogen, wurde die Grube erneut aufgelassen und eines der Gebäude modernisiert, die anderen waren mittlerweile nur noch Ruinen. Seit dieser Zeit waren die Miner dort tätig und da die Technisierung auch den Bergbau verändert hatte waren diese sieben Personen in der Lage, die noch vorhandenen Vorkommen abzubauen, ohne dass es weiteres Personal brauchte. Die Männer fuhren früh ein, nach einer acht Stundenschicht beendeten sie ihre Arbeit und vertrieben sich die Zeit mit Skat spielen, Fernsehen und anderen, nicht sonderlich aufregenden Tätigkeiten, denn die Arbeit war trotz der sie unterstützenden Maschinen immer noch schwer. Einmal in der Woche fuhren zwei von ihnen mit dem Kleintransporter über die schlecht zu passierenden Waldwege in die Stadt, um im Kaufland Nahrungsmittel, Getränke und für die Hauswirtschaft erforderliche Güter zu erwerben. Mit der Zeit entfremdeten sie sich dem Leben in einer größeren Gemeinschaft immer mehr, das einzige Zugeständnis an die Moderne waren ein PC mit einem pfeilschnellen Internetanschluss (ein Wunder, das die Telekom dort vollbracht hatte), ein Flachbildfernseher sowie zwei Handys, die sie für einen Notfall vorhielten. Lediglich die ab und zu eintreffenden Lastkraftwagen, die die Ausbeute ihrer Arbeit abholten und Techniker, die die Maschinen in Schuss hielten, sowie die Hausärztin, die einmal im Monat vorbeikam, stellten den Kontakt zur Außenwelt dar. Die Miner führten also einen typischen Junggesellenhaushalt aber vermissten Frauen überhaupt nicht, sie waren sich selbst genug und auch die Verlockungen der Stadt zogen bei ihnen nicht, so dass sie nahezu ununterbrochen an dem Stollen blieben.