Читать книгу Die Entstehung des Korans - Karl-Friedrich Pohlmann - Страница 7
Vorbemerkungen
ОглавлениеDie hier vorgelegten Untersuchungen befassen sich mit den in mehrfacher Hinsicht derzeit noch offenen Fragen der Genese des Korans und stellen sich die Aufgabe, die in den Bibelwissenschaften zumal bei der Erforschung der alttestamentlichen Prophetenbücher bewährten historisch-kritischen Untersuchungsmethoden bei Analysen des koranischen Textguts einzusetzen und so erhellende und weiterführende Einsichten zur redaktionellen Gestaltung des koranischen Textguts auf dem Weg zur Endversion des Korans zu gewinnen.
Dass ein solches Unternehmen an der Zeit ist und für die jetzige Koranforschung nicht uninteressant sein dürfte, ist von wichtigen Vertretern der Islam- und Koranwissenschaft jüngst mehrfach angedeutet worden:
„… for the history of the Qur’ān we are mainly still in the world … of the ‚Marvels of Alladin’s Lamp,‘ when compared with research in the field of Biblical studies, for instance. For this reason Andrew Rippin can write: ‚In teaching undergraduate students I have often encountered individuals who come to the study of Islam with a background in the historical study of the Hebrew Bible or early Christianity, and who express surprise at the lack of critical thought that appears in introductory textbooks on Islam‘“1.
„Qur’ānic studies might well benefit from the continuing discussion in Biblical studies over the just equilibrium between, on the one hand, a historical-critical analysis that excavates and continually fragments the text and, on the other, a reading that takes the text seriously as a canon“2.
„… contemporary scholarship on the Qur’ān is greatly hampered by the fact that a view of the Qur’ān as part and parcel of the biblical tradition, more particularly in its Late Antique formations, is seldom accompanied by the kind of microstructural literary analysis that is routinely applied to biblical literature“3.
Die hier vorgelegten Untersuchungen konnten sich naturgemäß nur auf ausgewählte Problem- und Textbereiche des Korans konzentrieren; denn entsprechende das gesamte koranische Textgut erfassende Analysen wären nur im Rahmen eines breit angelegten Forschungsprojekts zu leisten. Dennoch könnten dieser aus der Sicht historisch-kritischer Bibelwissenschaft erarbeitete Diskussionsbeitrag sowie die hier gewonnenen Erkenntnisse immerhin Anstoß und Anregung sein, bei der künftigen Erforschung des koranischen Textguts und seiner redaktionellen Gestaltungen bis hin zur Endfassung neue Wege zu gehen.
In den folgenden Ausführungen wurde auf die Wiedergabe der koranischen Texte in der Originalsprache verzichtet, da die Argumentationsgänge auch für interessierte, nicht mit dem Arabischen vertraute Leser nachvollziehbar sein sollten. Die deutsche Übersetzung der Korantexte, zumal in Fällen synoptischer Textvergleiche, orientiert sich weitgehend an der konkordanten Übertragung von Bubenheim/Elyas (Der edle Qur’ān, 2002); aber in Fällen rätselhafter oder mehrdeutiger Wörter und Andeutungen des arabischen Textes wurden auch die Koranübersetzungen von Paret (Der Koran. Übersetzung von R. Paret), Khoury (Der Koran [2004]) und zumal von Bobzin (Der Koran [2010]) berücksichtigt.
Wo der Hinweis auf arabische Wörter angebracht war, wurde deren Umschrift wesentlich vereinfacht. Von diakritischen Zeichen, von der Kennzeichnung der Längen und der emphatischen Laute sowie der im Arabischen unterschiedlichen h-Laute wurde weitgehend abgesehen.
Wegen der zahlreichen Zitate aus der einschlägigen Sekundärliteratur waren leider unterschiedliche Schreibweisen, zumal von Eigennamen (z.B.: Mohammed bzw. Muhammad; Zaid b. Thabit bzw. Zaid b. Tabit; Umar bzw. Omar u.v.m.), nicht zu vermeiden.
1 Vgl. Gilliot, Reconsidering the Authorship of the Qur’ān (2008), 88.
2 Vgl. Madigans Vorwort zu dem wichtigen Sammelband „The Qur’ān in Its Historical Context“ (2008), XII.
3 Vgl. Neuwirth/Sinai, Introduction (2010), 15.