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VIII.

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Fünf Jahre lang, während der gesamten Besatzungszeit, kämpfte Moczarski, seinem Gewissen folgend, für Menschlichkeit, Demokratie und die Unabhängigkeit Polens und setzte Tag für Tag sein Leben aufs Spiel. Während des Warschauer Ghettoaufstandes war er an Sabotageakten beteiligt. Am 1. August 1944, beim Ausbruch des Warschauer Aufstandes der national polnischen Heimatarmee gegen die deutsche Besatzung, stand er in der vordersten Reihe der Barrikaden. Er nahm an den blutigen Kämpfen teil und überlebte. Als der Aufstand nach 63 Tagen von den Einheiten des Generals der Waffen-SS von dem Bach-Zelewski niedergeschlagen worden war, entging er der Gefangennahme und tauchte wieder unter. Die Heimatarmee war zerschlagen, 250000 Menschen waren in den Ruinen der völlig zerstörten Hauptstadt Polens gefallen. Das Land musste sich mit einem keineswegs neuen, nun immer brennender werdenden Problem auseinandersetzen: dem Heranrücken der Roten Armee. Vom anderen Weichselufer hatte sie tatenlos zugesehen, wie die Deutschen Warschau bis auf den letzten Stein zerstörten. Stalin wartete geduldig, bis Hitler alles vernichtet hatte, was im damaligen Polen patriotisch, idealistisch und vom Geist der Unabhängigkeit getragen war. In den ersten Monaten des Jahres 1945 hatten wir die Hölle der Hitlerzeit überstanden; nun erwarteten uns die Schrecken stalinistischer Tyrannei.

Am 11. August 1945 wird Kazimierz Moczarski verhaftet. Fünf Jahre lang war er den Schergen der Gestapo immer wieder entkommen; die Häscher der stalinistischen Polizei fassten ihn mühelos, am helllichten Tag, in einer Warschauer Straße – drei Monate nach der Kapitulation Berlins.

Es stimmt, dass Moczarski für Kommunisten keine besondere Sympathie empfand; er misstraute ihnen und glaubte nicht ihren Beteuerungen, sie wären die Garanten einer wahren Unabhängigkeit Polens. Aber er sah in der sowjetischen Armee lange Zeit einen Verbündeten, er zählte, wie Millionen Polen, auf ihre Hilfe im Kampf gegen Hitler-Deutschland und freute sich über ihre Erfolge an der Ostfront.

Damals, im Jahre 1945, wurden die Russen in Polen mit gemischten Gefühlen empfangen. Sie waren Verbündete, denn ihnen war es zu verdanken, dass Hitler besiegt worden war; aber sie waren auch mitschuldig an der Tragödie Polens, denn gemeinsam mit dem Dritten Reich waren sie im Jahre 1939 an der Teilung des Landes beteiligt gewesen. In den Gebieten Polens, die der Sowjetunion angegliedert wurden, herrschte vom ersten Tag an stalinistischer Terror, Hunderttausende wurden verschleppt, Zehntausende ermordet, wie die polnischen Kriegsgefangenen in Katyn. Tatenlos hatte die Rote Armee dem schrecklichen Sterben Warschaus während des Aufstandes von 1944 zugesehen; und schließlich wurde eine kommunistische polnische Regierung von Stalins Gnaden eingesetzt, die damals von niemandem in Polen als rechtmäßig angesehen wurde; die Bevölkerung hielt der legalen Regierung in London die Treue.

Die Geschichte der polnisch-russischen und der polnisch-sowjetischen Beziehungen ist seit über dreißig Jahren von unbeschreiblichem Betrug, von Verlogenheit und Täuschung geprägt. Nach jahrhundertelanger Feindseligkeit und Ablehnung ist die Wahrheit über diese Zeit die Grundvoraussetzung für eine Versöhnung zwischen Polen und Russen. Hier ist nicht der Ort, um eingehender darüber zu sprechen. Wenn ich dieses Thema in Bezug auf das Jahr 1945 überhaupt angeschnitten habe, so nur, um festzustellen, dass das Schicksal von Kazimierz Moczarski mit der Geschichte der polnischsowjetischen Beziehungen eng verknüpft ist und keineswegs eine Angelegenheit darstellt, die nur die Polen etwas angeht.

Gespräche mit dem Henker. Ein Buch nach Tatsachen über den SS-General Jürgen Stroop, den Henker des Warschauer Ghettos

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