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II.

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Im April 1943 wurde der berüchtigte Mord von Katyn aufgedeckt. Trotz des fortschreitenden Krieges und ungeachtet der Tatsache, dass die Gräber der erschossenen polnischen Offiziere bei Smolensk von Deutschen entdeckt worden waren, zweifelte die Mehrzahl der Polen keinen Augenblick daran, dass für dieses Verbrechen nicht Hitler, sondern Stalin, nicht die Gestapo, sondern die sowjetische Geheimpolizei verantwortlich war.

Als die Morde von Katyn bekannt geworden waren, brach Moskau die diplomatischen Beziehungen zur polnischen Exilregierung in London ab. Gleichzeitig begann Stalin, dessen Armeen nach anfänglichen Niederlagen immer größere Erfolge im Krieg gegen die Deutschen errangen, seine Nachkriegspläne hinsichtlich Polens zu verwirklichen.

Die Beherrschung Polens betrachtete Stalin als Voraussetzung für seinen Erfolg in Europa, da das Land geografisch zwischen der Sowjetunion und Deutschland lag. Die Macht über Polen könnte Russland eine militärische und politische Kontrolle Berlins und eines großen Teils Deutschlands ermöglichen.

Die immer stärkere militärische Rolle der Sowjetunion nach der Schlacht von Stalingrad im Februar 1943, die politische Gleichgültigkeit der USA und Großbritanniens während der Konferenz von Teheran, vor allem aber in Jalta, wo der Einflussbereich der Siegermächte abgesteckt würde, schließlich Potsdam im Jahre 1945 führten dazu, dass das entsetzlich zerstörte und dezimierte Polen in die Hände der Sowjetunion fiel.

Seit Juli 1944 begann man, in jenen Gebieten des Landes, aus denen sich die Deutschen zurückgezogen hatten, kommunistische Verwaltungen zu errichten, die sich auf die militärische Macht der Sowjetunion stützten. Das polnische Volk, allein gelassen, durch den Krieg geschwächt und durch pseudodemokratische Losungen verunsichert, die der stalinistisch-totalitäre Machtapparat verkündete, unterlag den unabwendbaren historischen Gegebenheiten.

Aus der historischen Perspektive gesehen, bedeutet das keinesfalls, dass die kommunistische Herrschaft in Polen stets ein Vollzugsorgan Russlands gewesen ist und auch bleiben sollte und dass sich das Land eindeutig in der Gewalt der Sowjetunion befand. Die Nachkriegsgeschichte Polens ist weder so einfach noch so eindeutig; die Veränderungen des Systems haben die gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur des Landes so nachhaltig verwandelt, dass die politische Neuorientierung der folgenden Generationen dadurch stark beeinflusst wurde.

Hier ist nicht der Ort, um diesen schwierigen nationalen Entwicklungsprozess zu analysieren. Bestimmte Tatsachen, von denen die Rede ist, bilden lediglich den Hintergrund, vor dem sich das Leben Kazimierz Moczarskis abspielte. Aber es ist unmöglich, sein Schicksal zu begreifen, ohne an jene Tatsache zu erinnern.

Gespräche mit dem Henker. Ein Buch nach Tatsachen über den SS-General Jürgen Stroop, den Henker des Warschauer Ghettos

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