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Kiel, 5. 4. 2011

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Jörg war tatsächlich gegangen, nachdem er Sybille gesagt hatte, er wäre derjenige mit der EHEC-positiven Probe. Sybille hatte schon alles vorbereitet gehabt, um seinen EHEC zum Zentrallabor zur schicken, aber da er es nicht wollte, ließ sie es bleiben. Sie hatte das Probenröhrchen mit dem EHEC aufgehoben, man wusste ja nie, ob er sich nicht später anders entschied.

Sybille wäre neugierig gewesen, auf das, was er sich da eingefangen hatte. Aber sie hätte die Probe nicht ohne seine Zustimmung weggeschickt. Womöglich hätten die vom Zentrallabor irgendwann angerufen und dann wäre es herausgekommen, dass sie ohne seine Einwilligung Proben versandt hatte.

Heute wunderte Sybille sich doch ein wenig, dass Jörg nicht im Institut erschien. Sie hatte noch nie erlebt, dass er nicht zur Arbeit kam. Außer, er war ernsthaft krank, oder auf einer seiner zahlreichen Kongressreisen. Wenn er nun doch plötzlich schwer krank geworden war? Im ersten Impuls dachte sie daran, ihn anzurufen. Wenn aber nichts weiter war, würde er womöglich denken, sie suchte nur einen Vorwand, um sich bei ihm zu melden.

Jörg lebte in einer ausgebauten, ehemaligen Mühle am Rande der Stadt. Mit dem Auto war er in weniger als zwanzig Minuten im Institut. Manchmal hatte er auch Gäste bei sich wohnen, oder seine jeweilige Freundin. Meistens hielten seine Liebesbeziehungen nicht so lange, als dass man sich die Namen merken musste.

Sybille dachte über ihr eigenes Verhältnis zu Jörg nach. Mit ihm zu leben, hätte sie auch nicht lange ausgehalten. Oder dachte sie das nur, weil sie meinte, er hätte sie früher oder später sowieso fallen gelassen? Sie verzog nachdenklich ihren Mund. Schließlich gab es noch andere Männer, sie war erst Mitte dreißig und Jörg ging bereits auf die fünfzig. Sie kam gut mit ihm aus, aber ihn jeden Tag bei der Arbeit zu sehen, war schließlich etwas anderes, als ihn auch noch privat um sich zu haben.

Bis zum Wochenende würde sie alle Untersuchungsergebnisse zu Jörgs EHEC zusammenhaben. Das war tägliche Routinearbeit und Jörgs Stamm war nicht der Einzige, den Sybille zurzeit untersuchte. Zwei Stunden später, sie war gerade in die Kantine gegangen, rief er auf ihr Handy an. Er hatte ihre private Nummer gespeichert, wie auch die aller anderen aus seiner Gruppe. Aus Sicherheitsgründen, wie er sagte. Sybille gefiel es nicht, für ihn immer erreichbar zu sein. Vielleicht sollte ich meine Mobilfunknummer ändern, dachte sie. Allerdings hatte er ihr bisher dazu keinen Anlass gegeben. Richtig ausgenutzt hatte er ihre Privatnummer bisher nicht.

„Mir geht’s prima, ich schlucke das Profudigest“, erzählte Jörg auf Sybilles Frage nach seinem Befinden. „Morgen bekommst du eine neue Stuhlprobe von mir zur Kontrolle. Wenn die EHEC-negativ ist, komme ich wieder ins Institut. So mache ich gleich einen Selbsttest, ob das Profudigest hält, was es verspricht. Hoffentlich tut es das. Mir reicht es jetzt schon, hier zu Hause zu sitzen, mir fällt die Decke auf den Kopf.“

Sybille zog eine Grimasse. Wollte er bemitleidet werden, weil er zu Hause blieb? Sie arbeitete gern, hätte sich jedoch nie über freie Tage beschwert. Aber das war typisch für Jörg, den nichts anderes interessierte, als seine Arbeit. Nachdem Sybille in der Gruppensitzung berichtet hatte, dass die EHEC-positive Probe vom Chef selbst stammte, gab es ein großes Hallo und ungläubiges Erstaunen.

„Jörg hat doch schon ewig lange nicht mehr im Labor gearbeitet“, sagte Elli, eine der technischen Assistentinnen.

„Im Gegenteil, Jörg hat schon so lange mit EHEC zu tun, dass es längst ein Bestandteil seiner Darmflora geworden ist“, meinte Alexander scherzhaft.

„Er hat es eben nicht aus dem Labor, das kommt vom Fleischessen, sag ich euch. Weil er es nicht lassen kann, Hamburger in dieser Bude am Bertholdplatz zu essen“, meinte Rolf, der einzige Vegetarier in der Gruppe.

Sybille lachte über Rolfs Bemerkung. Sie hatte öfter schon versucht, mit dem Fleischessen aufzuhören, besonders nachdem sie einmal einen Veganer kennengelernt hatte. Aber dann war sie doch immer wieder schwach geworden.

„Vielleicht hast du ja recht, Rolf. Mal sehen, ob seine Kontrollprobe immer noch positiv ist.“

EHEC-Alarm

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