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Kiel, 1. 4. 2011

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An diesem Freitagabend kam Marie überraschend ins Institut, um Harald abzuholen. Er hatte nichts davon gewusst, war noch nicht mit seinem Versuch fertig und fiel aus allen Wolken, als sie gegen sieben Uhr auftauchte und sich bis zu seinem Labor durchgefragt hatte. Weil er noch zu tun hatte, musste Marie auf dem Flur vor dem Labor auf ihn warten. Aus Sicherheitsgründen durften Unbefugte den Laborbereich nicht betreten und Ines hätte auch keine Ausnahme zugelassen. So traf Jörg auf Marie, als er seine abendliche Runde durch die Laborräume drehte, um zu schauen, wer noch fleißig arbeitete. Neugierig sprach er sie an, erfuhr, dass sie Haralds Freundin war und noch ein paar Dinge mehr. Jörg konnte zu Frauen, die ihm gefielen, charmant sein und Marie ließ sich, wie er fand, davon beeindrucken.

Als Jörg dann zu Harald ins Labor kam, sah er belustigt zu, wie dieser sich bemühte, seinen Versuch schnell unter Dach und Fach zu bringen. Beim Rausgehen meinte er nebenbei: „Ne' süße Freundin hast du dir da aufgegabelt, Harald.“ Er grinste zweideutig und ließ den verduzten Harald vor seinen Proben stehen.

Harald war irritiert, dass Jörg über alles und jeden Bescheid zu wissen schien. Er beendete unkonzentriert seinen Versuch und räumte seine Sachen schnell zusammen. Zum Glück war Ines gerade woanders gewesen, als Jörg seinen Spruch abgelassen hatte. Eine halbe Stunde war inzwischen vergangen. Als Harald auf den Flur trat, war Marie nicht mehr zu sehen. Jörg, der Kavalier, hatte sie sicherlich mit in sein Büro genommen, um sich bei einem Kaffee weiter mit ihr zu unterhalten. Die plötzlich aufkommende Eifersucht nahm Harald in ihren Griff. Nach unentschlossenem Hin und Her ging er den Flur entlang in die Richtung von Jörgs Büro. Bevor er dort ankam, lief ihm Marie durch eine Seitentür direkt in die Arme.

„Wo warst du denn?“, fuhr er sie an.

„Auf der Toilette!“, sagte Marie erstaunt über seinen gereizten Ton. „Ich muss halt mal, wenn du mich hier so lange warten lässt!“

„Sag mal, hast du mit dem Boss gesprochen?“ Haralds Gesicht war so angespannt, dass seine Wangenmuskeln deutlich zu sehen waren.

„Meinst du den Typ mit dem Schnurrbart? Ich wusste gar nicht, dass der dein Boss ist.“

„Jetzt weißt du es, und?“, bohrte Harald nach.

„Ja, was denn? Da war weiter nichts, der war ganz nett! Hat gefragt, ob er mir helfen kann, ob ich jemanden suche. Sag mal, was soll denn das, wieso verhörst du mich denn so?“

Harald zuckte mit den Achseln, aber seine Miene blieb weiterhin finster.

„Komische Stimmung hier bei euch“, stellte Marie fest. „Vorhin ist eine Frau aus deinem Labor gekommen, trug ein paar Plastikschalen vor sich mit einer Miene, als wäre es der Heilige Gral. Die hat nicht einmal geguckt, als ich freundlich Hallo gesagt habe. Mannomann! Spannungen sind das, die bei euch hier in der Luft liegen. Kein Wunder, dass dir das alles nicht bekommt. Besser, wir treffen uns nicht wieder hier. Gehen wir?“

Harald verzog sein Gesicht, nickte wortlos, nahm Marie am Arm und verließ mit ihr das Institut wie auf der Flucht. Er hatte keine Lust, mit Marie im Schlepptau, Jörg erneut zu begegnen. Die Bemerkungen, die dann kämen, konnte er sich vorstellen. Dann stünde er vor Marie da, wie ein dummer Junge und müsste sich die richtige Antwort darauf noch verkneifen.

Vielleicht sollte ich ihn bald einmal mit auf den Hof nehmen, überlegte Marie, als sie das Institut verließen. Aber er hatte ja nie Zeit. Vielleicht würde ihn das Leben bei uns mehr begeistern, als die Arbeit in diesem abstoßenden Gebäude, wo die Leute unzugänglich wie Autisten mit Dingen hantierten, die ihr Skepsis und Angst einflößten. Sie erinnerte sich, wie sie der Hof und die Nähe zur Natur, die man dort spürte, von Anfang an begeistert hatte. Ein Stadtkind aus München, so wie sie das erste Mal dort angekommen war. Natürlich musste sie vorher mit Jan und den anderen von der Hofgemeinschaft sprechen. Es war auch nicht sicher, dass Harald ihre Empfindungen, was den Hof und das Leben dort ausmachte, teilte. Und selbst wenn es so war, wusste sie nicht, ob er auch den anderen aus der Hofgemeinschaft gefiel.

EHEC-Alarm

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