Читать книгу EHEC-Alarm - Lothar Beutin - Страница 8
Kiel, 30. 3. 2011
ОглавлениеJörg hatte die gesamte Arbeitsgruppe für eine wichtige Mitteilung zusammengetrommelt. Es ging um eine Anordnung des städtischen Gesundheitsamtes. Für Arbeiten mit Infektionserregern galten ab sofort schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Seine Sekretärin, Frau Steiner, verteilte Fragebögen, in denen alle Angaben über ihren Gesundheitszustand, chronische Krankheiten, Allergien, Kontaktpersonen und Medikamenten-, Tabak- und Alkoholkonsum geben sollten.
„Das wäre das Eine“, hatte Jörg gesagt und betont, dass er genau wie alle anderen teilnehmen würde. In seinem blütenweißen Kittel, den er für die Besprechung angezogen hatte, wirkte er wie der Chefarzt persönlich. „Zweitens. Jeder muss ohne Ausnahme, mich eingeschlossen, eine Stuhlprobe abgeben. Die Ergebnisse aus den Stuhluntersuchungen werden bei uns archiviert. Wenn das Gesundheitsamt die Ergebnisse einsehen will, kann man auf die archivierten Proben und die dazugehörigen mikrobiologischen Untersuchungsergebnisse zurückgreifen.“
Marko Brant schüttelte den Kopf und protestierte. „Das hat es doch noch nie gegeben! Was soll das Ganze? Das ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte! Ich weigere mich, da mitzumachen!“
„Es gibt Leute, die nur darauf warten, uns wegen mangelnder Sicherheitsmaßnahmen etwas ans Zeug zu flicken. Wenn du nicht mitmachst, kannst du nicht mehr mit Infektionserregern arbeiten“, hatte Jörg dem murrenden Marko geantwortet.
Harald fand Jörgs Argument verständlich. Jeder, der auch nur in einer Currywurstbude arbeitete, musste sich untersuchen lassen und Fragebögen ausfüllen. Schließlich wollte man die Menschen damit vor Ansteckungen durch Überträger von gefährlichen Mikroben schützen.
Marko nahm seinen Studenten Holger beiseite und ging nach der Besprechung in sein Labor. Nachdem er die Tür geschlossen und sich eine Zigarette angesteckt hatte, sagte er: „Wenn der glaubt, er kann mir vorschreiben, womit ich wann und wo zu arbeiten habe, hat er sich geschnitten.“
Er blies wütend den Rauch aus. Holger lächelte gequält. Ihm war nicht wohl, zwischen zwei Stühlen zu sitzen, er wollte keinen offenen Konflikt, weder mit Marko noch mit Jörg.
„Kein Wort über unsere Arbeiten zu niemand“, sagte Marko, als hätte er Holgers Gedanken erraten. Holger nickte bedrückt.
„Mach dir keine Gedanken, von mir aus bekommt er seine Stuhlproben, solange er sich nicht in unsere Projekte einmischt.“ Marko lachte hämisch. „Er wird ja nicht jedem Einzelnen bis ins Klo hinterlaufen!“