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Kiel, 7. 4. 2011

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Jörgs zweite Stuhlprobe war eingetroffen und Sybille ließ sich mit der Untersuchung mehr Zeit als nötig. Sie hatte bald festgestellt, dass seine zweite Probe EHEC-negativ war, aber fand Vorwände, ihm das Ergebnis noch nicht mitzuteilen. So hatte sie ein paar Tage länger ihre Ruhe vor ihm. Die Stimmung war entspannter, wenn Jörg nicht da war. Selbst wenn Alexander sich dann beflissen fühlte, die Rolle des Chefs zu übernehmen, war es trotzdem anders.

An diesem Tag kam Harald nach dem Essen auf einen Kaffee bei Sybille vorbei. Das machte er nur, wenn Jörg weg war. Jörg sah es nicht gerne, wenn sich zwischen seiner Chefassistentin und den anderen aus der Gruppe zu viele Vertrautheiten entwickelten. Wohl, weil er fürchtete, dann die Kontrolle über Sybille zu verlieren.

Für Harald war Sybille wie eine große Schwester, der er alles anvertraute. Sybille hatte ihm geholfen, die ersten Wochen im Labor, die für alle Neuankömmlinge schwer waren, zu überstehen. Sie hatte bei Jörg ihr Wort dafür eingelegt, das Harald nach der Probezeit in der Arbeitsgruppe bleiben durfte.

„Na, dann wollen wir mal nicht so sein“, hatte Jörg damals gesagt und ihm die Hand geschüttelt. „Also, willkommen im Klub!“

Sybille ging mit Harald auf den Flur, wo sie eine rauchen konnte. Beide standen sich gegenüber, die Kaffeetassen in der Hand. Sybille musste ihre Neuigkeiten loswerden und nutzte die Gelegenheit, um Harald von dem EHEC aus der Stuhlprobe vom Chef zu berichten.

„Stell' dir mal vor, ich weiß jetzt, warum der Chef mit seiner EHEC-Infektion nicht krank geworden ist“, sagte Sybille, um Haralds Neugierde zu wecken.

„Wieso? Warum denn?“, fragte Harald zerstreut.

„Ich habe gerade die Ergebnisse der Untersuchungen zusammengestellt. Sein EHEC unterscheidet sich von denen, die wir gewöhnlich von Patienten bekommen. Bei seinem Stamm fehlen alle EHEC-typischen Eigenschaften, nur das Shigatoxin-2 habe ich nachgewiesen“, sagte Sybille bedeutungsvoll.

Harald wusste diese Neuigkeit nicht so recht zu würdigen und zuckte verlegen mit den Schultern. Er kannte sich mit den Eigenschaften von EHEC nicht so gut aus. Sein Projekt war die künstliche Übertragung von genetischen Eigenschaften auf Bakterien, die keine Krankheitserreger waren. Deshalb sagte er: „Wieso, ich dachte, das Shigatoxin ist dafür verantwortlich, dass die Leute krank werden?“

„Aber die Leute werden nur krank, wenn der EHEC sich in ihrem Darm einnisten kann! Und diese Eigenschaften hat der EHEC von Jörg eben nicht! Ich merke schon, du hast bei den Seminaren nicht immer genau hingehört. Ihr Studenten habt nur eure eigenen Projekte im Kopf, alles andere ist euch egal.“

Harald zog ein Gesicht: „Vor lauter Arbeit kommen wir doch gar nicht dazu, uns mit Sachen außerhalb unseres Themas zu beschäftigen“, protestierte er.

„War auch nicht so gemeint“, beschwichtigte Sybille ihn. „Eigentlich weiß ich ja auch nicht so genau über dein Projekt Bescheid! Sei mir nicht böse, ich wollte eigentlich nur meine spannenden Ergebnisse loswerden!“

Harald schmunzelte: „Ist schon klar, nichts für ungut.“

EHEC-Alarm

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