Читать книгу Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth - Luise Schottroff - Страница 38

3,5–11

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5 Wer ist denn Apollos und wer ist Paulus? Wir beide haben dafür gearbeitet, dass euer Gottvertrauen wächst, beide so wie wir von der Ewigen beauftragt wurden. 6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat gegossen, doch Gott hat das Wachstum geschenkt. 7 Gott schenkt das Wachstum, deshalb ist es nicht wichtig, wer pflanzt oder wer gießt. 8 Wer pflanzt oder wer gießt, tut dies in Gemeinschaft. Beide werden jedoch eigenen Lohn empfangen entsprechend ihrer Arbeit.

9 Wir arbeiten gemeinsam mit Gott. Gottes Acker, Gottes Bauwerk, das seid ihr. 10 Weil mir von Gott die Gnade geschenkt wurde, habe ich wie ein kluger Baumeister am Fundament gearbeitet. Andere bauen weiter. Wer weiterbaut, soll sich Gedanken machen, wie es weitergeht. 11 Ein anderes Fundament kann niemand legen als das, das schon von Gott gelegt ist. Das Fundament ist Jesus, der Messias.

3,5 3,5 In den Streitigkeiten sind nach Paulus’ Vorstellung er selbst und Apollos gegeneinander ausgespielt worden. Deshalb stellt Paulus nun ausführlich sein Verhältnis zu Apollos und beider Bedeutung für die Gemeinde in Korinth dar (bis 4,6). Seine Absicht dabei ist deutlich zu machen, dass sie nicht konkurriert haben und auch nicht dazu taugen, Konkurrenz unter Mitgliedern der Gemeinde zu begründen. Das sagt er deutlich gegen Ende dieser Darlegung zum Thema Paulus und Apollos (in 4,6). Seine Darlegung enthält grundlegende Aussagen zu seiner theologischen Vorstellung von Gemeinde und seiner Beziehung zu ihr.

Apollos ist auch aus der Apostelgeschichte (18,24–28; 19,1) bekannt. Er war ein hochgebildeter Jude aus Alexandria, der sich dem Messias Jesus zugehörig wusste. Er redete darüber in der Synagoge in Ephesus und begegnete dort Prisca und Aquila. Sie förderten ihn, wohl durch genaue Unterweisung über die Taufe im Namen Jesu. Die Messiasgemeinde in Ephesus gab ihm Empfehlungsschreiben an die Gemeinde in Korinth. Dort wurde er als große Unterstützung empfunden, da er jüdischen Menschen in Korinth durch Toraauslegung zeigte, dass Jesus der Messias Israels (und der Völker?) sei. Diese Darstellung der Apostelgeschichte passt zu dem, was Paulus selbst erzählt. Er bezeichnet sich und Apollos in 3,5 gleichermaßen als von Gott beauftragte Diener für die Gemeinde (diakonoi; vgl. 3,9 Gottes Mitarbeiter). Beide haben von Gott unterschiedliche Aufträge. Was „dienen“ hier bedeutet, zeigt das Folgende ab 3,6.

In 3,6–11 benutzt Paulus zwei Bilder, die 3,5 erläutern sollen: ein Bild vom Gartenbau und eines vom Hausbau. Apollos und Paulus sind gleichrangig in ihrer Arbeit für den Garten bzw. das Gebäude, das Entscheidende jedoch kommt beide Male von Gott: das Wachstum (3,6) und das Fundament (3,11).

3,6 3,6 Das Pflanzen und Bewässern deutet eher auf Gartenbau hin, da Felder in der Regel nicht künstlich bewässert werden.155 Es ist zu bezweifeln, dass es Paulus wichtig ist zu sagen, er habe die Gemeinde gegründet (s. o. zu 2,3). Es geht ihm hier nur um die zeitliche Abfolge seiner Arbeit und der des Apollos. Dass Paulus zeitlich vor Apollos in Korinth war, erzählt auch die Apostelgeschichte.

3,7 3,7 betont die Gleichwertigkeit der Arbeit und das für diese Arbeit entscheidende Handeln Gottes.

3,8 3,8 Noch einmal wird die Zusammengehörigkeit der beiden Arbeiter ausgedrückt: Sie sind eins, aber sie werden einzeln nach ihrer Arbeitsleistung von Gott Lohn empfangen, vgl. 3,12–15.

3,9 3,9 Apollos und Paulus sind Mitarbeiter Gottes an Gottes Pflanzung und an Gottes Bauwerk. In der Auslegungsgeschichte hat es dogmatische Bedenken gegeben, Menschen als Mitarbeiter Gottes anzusehen, deshalb finden sich Auslegungen, die das syn- / mit in dem Wort synergoi / Mitarbeiter auf die Gemeinsamkeit von Paulus und Apollos beziehen.156 Doch diese Deutung ist sprachlich nicht überzeugend. Es ist zudem im Kontext wichtig, die Gegenwart des Handelns Gottes auch in der Arbeit von Menschen zu erkennen, s. 3,10.11. Es hat weiterhin in der Auslegungsgeschichte Deutungsmuster gegeben, die Paulus in seiner Beziehung zur Gemeinde als absolute Autorität herausarbeiten. 3,6–9 spricht eine andere Sprache:

Das Land / die Pflanzung und das Bauwerk sind Gottes Werk, Gottes Mitarbeiter sind die ausführenden Arbeiter in Gottes Auftrag, diakonoi (3,5).157

3,10.11 3,10.11 In 3,9b hat Paulus ein Gleichnis vom Gebäude begonnen, das die Gemeinde verbildlicht. Es reicht bis 3,17. Ab 3,12 zeigt sich, dass er das Gebäude als Tempel Gottes versteht.

In 3,10 beginnt Paulus, er habe als weiser Architekt das Fundament des Bauwerkes gelegt. Das Fundament158 ist der erste Teil des Bauwerkes, der architekton der Bauleiter.159 Paulus war durch Gott beauftragt und hat als erster an diesem Bauwerk gearbeitet. Er will sich damit nicht gegenüber anderen, die an dem Bauwerk – wie ja auch er selbst – weitergebaut haben, als Gemeindegründer einen höheren Rang zusprechen. Er hat begonnen, andere machen weiter. In 3,11 redet er dann von dem Fundament, „das gelegt ist“. Er sagt nicht: „das ich gelegt habe“. So liegt es nahe, keimenon / das gelegt ist als passivum divinum zu deuten: Gott hat das Fundament gelegt. Für Paulus entsteht dadurch kein Widerspruch zu 3,10. Er denkt von der Sache her, nicht vom Bild. Gott hat gehandelt, als das Bauwerk Gemeinde entstand. Das Fundament, der erste Teil des Bauwerkes ist Jesus, der Messias. Er sagt nicht: Das Fundament ist die Verkündigung vom Messias Jesus. Das Bauwerk ist der Messias selbst. Das Bild wird durchbrochen. Ähnliches geschieht mit dem Bild vom Körper Christi in Kapitel 12 (s. zu 12,12–27). Die Gemeinde ist der Körper Christi – sie wird nicht nur mit einem Körper verglichen. Der Messias ist das Fundament, die Gemeinde wird nicht nur mit einem Bauwerk verglichen. Sie ist das Haus, in dem Gott wohnt (s. 3,16).

Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth

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