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Muttergene

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Hedwig Louise Betty Klepper geborene Weidlich entstammte einer streng katholischen Familie und war im Kloster erzogen worden. Den evangelischen Glauben hatte sie erst angenommen, nachdem Pfarrer Georg Klepper um ihre Hand angehalten hatte. Mit der protestantischen Frömmigkeit kam sie nicht von Anfang an klar. Angeblich soll sie in ihrem Kirchenstuhl sogar Patiencen gelegt haben, während ihr Mann auf der Kanzel stand und predigte – nur eine Anekdote, gewiss, aber dem Vernehmen nach von Jochen Klepper selbst kolportiert, und eine, die für eine gewisse Unabhängigkeit spricht. Frau Oberpfarrer Hedwig Klepper lässt sich jedenfalls nicht problemlos in das gängige Bild von der evangelischen Pfarrfrau einordnen. Die Sage von der adligen französischen Abstammung tut ein Übriges. Im bodenständigen Beuthen hat sie von Anfang an ein Hauch von Exotik umweht, und wenn der junge Jochen Klepper von ihr erzählt, dann relativiert er diese Züge nicht, sondern zelebriert sie eher noch. Er spricht mit inniger Zuneigung, Hochachtung und Stolz von der Mutter. Der Weg von Breslau nach Beuthen ist nicht allzu weit (auch wenn der Bummelzug an jeder Milchkanne hält und für die 120 Bahnkilometer volle drei Stunden braucht). Und so bekommen im Lauf der Zeit auch einige Kommilitonen Gelegenheit, sich persönlich einen Eindruck zu verschaffen. Sie berichten vom engen Einverständnis zwischen Mutter und Sohn und begreifen nach solchen Besuchen auch, wo Jochen Klepper seinen Sinn für alles Schöne her hat, sein Stilempfinden, seine Aufmerksamkeit auch für Äußerlichkeiten.

Wer die Familie nicht kennt, der wundert sich dann doch eher, zum Beispiel über den edlen Wappenring am Zeigefinger des Theologiestudenten, über Schminkdöschen und Puderbüchse auf dem Waschtisch seines Zimmers im Konvikt, bemerkt »kostbare Porzellandöschen und feine Deckchen, wie bei einem jungen Mädchen.«16 Einzelne kommen nicht klar mit solchen Beobachtungen; die meisten spüren, dass alles irgendwie ins Gesamtbild passt, verbuchen es als liebenswerte Absonderlichkeiten und nehmen es ihrem Mitstudenten jedenfalls nicht krumm.

Jochen Klepper

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