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Journalistisches Debüt

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Jochen Klepper schreibt feuilletonistische Artikel und bietet sie regionalen und überregionalen Zeitungen und Zeitschriften an, zunächst unter Pseudonym. »Solltest Du zufällig mit ›Georg Wilhelm‹ unterzeichnete Sachen lesen, sind sie von mir«, hat er Harald Poelchau in einem Brief vom 21. Januar mitgeteilt.29 Eine der ersten mit »Joachim Klepper« gezeichneten Arbeiten ist ein Nachruf auf Rainer Maria Rilke in gebundener Sprache. Wochen später erscheinen Artikel und Gedichte aus Jochen Kleppers Feder bereits in der Täglichen Rundschau, in den Breslauer Neuesten Nachrichten und im Fränkischen Kurier. Erstmals findet er im »Jahrbuch Deutscher Lyrik 1927« Erwähnung. Das in Essen erscheinende Deutsche Pfarrerblatt druckt am 1. März 1927 einen Artikel Jochen Kleppers zum 250. Todestag von Baruch de Spinoza, und die mondäne Frauenillustrierte Die Dame aus dem Berliner Ullstein-Verlag übernimmt ebenfalls Beiträge und bringt so Geld in die Kasse. Das braucht er auch, das braucht vor allem die Familie angesichts der Krankheit des Vaters, der für den Rest seines Lebens mit den Folgen des Schlaganfalls zu tun hat.

Da ist sie wieder, die familiäre Verpflichtung. Und da ist ein anderes Leitmotiv, das sich von nun an durch Jochen Kleppers Leben ziehen wird: Das Bemühen um ein halbwegs sicheres Einkommen, um eine berufliche Existenz, die ihren Mann auch wirklich ernährt. Zwar wird es für ihn nie wieder so eng werden wie in der Inflationszeit. Aber ein sorgenfreies Dasein wird er auch nie genießen können. Dafür sind einerseits seine Ansprüche zu hoch (er hat ja nie etwas anderes gekannt als gehobene Bürgerlichkeit), dafür ist andererseits sein Pflichtgefühl zu ausgeprägt. Er kann es nicht ertragen, wenn die Eltern oder Geschwister jammern. Er wird zum Beispiel noch jahrelang den Bruder in Berlin unterstützen (Erhard sagt natürlich nicht nein, auch als er längst unabhängig ist). Sobald etwas Luft im Budget ist, zahlt er seine diversen Stipendien und während des Studiums erhaltenen Vergünstigungen zurück. Formal ist das nicht vorgesehen, niemand nötigt ihn dazu. Nur er selbst empfindet, dass er »zu Unrecht« gefördert worden ist, und so sucht er sich Studenten, denen er nun seinerseits unter die Arme greifen kann. Innerhalb von zwei Jahren wird er so die gesammelten erhaltenen Förderbeträge auf Heller und Pfennig begleichen.30

Er hat durch seine Artikel mittlerweile den Fuß in der Tür zum künstlerisch-literarischen Journalismus, und er wird diesen Zugang in der Folgezeit auch konsequent ausbauen. Ein verlässliches Einkommen ist das freilich noch nicht. Das erhofft er sich von einer Anstellung bei einer der Breslauer Bibliotheken. Mehrere Bewerbungen bleiben erfolglos. Aber dann erhält er unerwartet eine Anfrage des »Evangelischen Presseverbandes für Schlesien«: Er soll dort in die Redaktion einsteigen. So kann er Rudolf Hermann in einem Brief am 8. April 1927 mitteilen: »Nun habe ich neben den einzelnen Honoraren noch das feste Einkommen. An Dienststunden bin ich nicht gebunden. Zu schreiben habe ich über das Aktuellste im Gebiet der Kunst und Kultur im Allgemeinen. Die Auswahl der Themen ist mir überlassen. Habe ich auch eine erhebliche Mehrarbeit, bin ich doch die Geldsorgen los, die viel mehr Kraft verbrauchen.«31

Jochen Klepper

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