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Der neue Student

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Es war kurz nach Mitte Juni. Obwohl ich die Umschulung zum Lehrer innerlich bereits ad acta gelegt hatte, drängte mich meine Frau, mich doch noch an der PH (Pädagogischen Hochschule) Domstadt einzuschreiben. Der letzte Einschreibtermin stand unmittelbar bevor. Da ich an diesen regnerischen Frühsommertagen ohnehin nicht allzu beschäftigt war und mich die Einschreibung nicht mehr kosten sollte als einige Kopien und eine Autofahrt nach Domstadt, beschloss ich, mir auch diesen Weg offen zu halten.

Es war kurz vor zwölf an einem trüben Freitagvormittag. Die letzten Schritte legte ich zu Fuß zurück. Je näher ich dem Gebäudekomplex aus den 1970er-Jahren kam, desto unwohler fühlte ich mich. Was um Himmels willen mache ich da? Unmengen von Schülern und jungen Menschen strömten mir auf der Straße entgegen. Sie beachteten mich natürlich nicht. Sie wussten ja auch nicht, dass ich soeben im Begriff war, mich als Student für das Lehramt einschreiben zu lassen. Ich, der spärlich kopfbehaarte ältere Herr mit den bereits ergrauenden Schläfen. Auch als ich das Gebäude betrat, änderte sich an diesem Gefühl nichts. Die einzige Aufmunterung war der Anblick der vielen jungen und teilweise recht hübschen Mädchen in diesem Gebäude. Aber gehörte ausgerechnet ich in diese Welt? Es war Jahre her, dass ich zuletzt ein Schulgebäude betreten hatte – es war damals darum gegangen, dass man meiner Tochter in der HAK eine Entscheidungsprüfung zwischen vier und fünf hatte vorenthalten wollen. Die Erinnerung an die überhebliche, selbstherrliche und komplizierte Person, welche meine Tochter damals unterrichtet hatte, stieg in mir hoch. Ich hatte während der Schulzeit meiner Kinder nur wenige aufrechte, kompetente und engagierte Persönlichkeiten in diesem Metier angetroffen. Zumeist war ihnen der Überdruss an ihrer Tätigkeit anzumerken gewesen. Obwohl es an der PH Domstadt Gott sei Dank keine Garderobe mit »Hausschuhduft« gibt, stieg mir auf der Treppe eine Art Schulgeruch in die Nase. Soll ich das jetzt wirklich machen? Schon stand ich im Büro. Eine ältere Dame (in Wirklichkeit war sie wahrscheinlich etwa gleich alt wie ich) übernahm meine Unterlagen. Nein, sie könne das leider nicht kopieren. Wenn ich meine Originale gleich wieder mitnehmen möchte, solle ich mir beim Kopierer am Gang die Dokumente selbst kopieren, sie würde dann anhand der Originale die Echtheit prüfen und die Kopien zu ihren Akten nehmen. So stand ich mit meinem Zettelpack wieder im weitläufigen Treppenhausbereich. Ein Kopierer war rasch gefunden. So, wie geht das jetzt, wo kann ich da einen Euro einwerfen oder wie … nach einigem Herumfragen hatte ich schließlich fünf Euro »Paycash« oder wie immer das heißt auf meine Bankomatkarte geladen, damit konnte ich die paar Kopien machen. Im Büro übergab ich nun alle Kopien, die tatsächlich nochmals ordentlich mit den Originalen verglichen und in meinen Akt genommen wurden. In etwa zwei Wochen seien dann die Aufnahmetests, und zwar verteilt auf drei Tage, diese Tage müsse ich mir unbedingt frei halten, diese Tests seien obligatorisch für eine Aufnahme.

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