Читать книгу Später Aufbruch - Martin Ressagg - Страница 23
Heilerfolg
ОглавлениеIn den letzten Jahren hatten sich bei mir einige »Wehwehchen« etabliert. Die Lendenwirbelsäule war eigentlich permanent beleidigt. Es gab lediglich einen einzigen Stuhl in meinem Büro, den ich über längere Zeit benützen konnte, ohne immense Schmerzen zu bekommen. Leider sah die Chefin dies als Affront – schließlich hatte sie kurz zuvor optisch attraktive, farblich auf das Büro abgestimmte Drehstühle erworben, die von mir nun anscheinend »verschmäht« wurden. So gut es der Designer dieser Stühle auch gemeint hatte, zum Sitzen waren sie nur mäßig geeignet. Letztlich baute ich mir zuhause aus ein paar Brettchen ein kleines, aufklappbares Pult, das gerade Platz für Tastatur und Maus bot. Ich konnte also – wenn die Schmerzen zu belastend wurden – mein Erhöhungspult ausklappen, die Bildschirme leicht nach oben schwenken und im Stehen weiterarbeiten. Das brachte aber wieder andere Beschwerden mit sich: In der rechten Ferse wurde über die Monate ein stechender Schmerz spürbar, der im Fachjargon »Fersensporn« genannt wird. Jeden Morgen sah mich aus dem Spiegel ein Mensch mit stark geschwollenen Tränensäcken an, nur am Wochenende besserte sich das kurzfristig. Zusätzlich trat am linken Schulterblatt häufig ein krampfartiger punktueller Schmerz auf, für den ich überhaupt keine Erklärung hatte und der auch von meiner Hausärztin logisch nicht zugeordnet werden konnte. Bisweilen griffen noch weitere unerklärliche Schmerzen dieser Art an Händen oder Füßen Platz. Tatsache ist, dass ich mich in dieser Zeit zunehmend als körperliches Wrack fühlte. Zwar betrieb ich in der Freizeit gar nicht so wenig Sport, absolvierte die eine oder andere Physiotherapie, eine spürbare und nachhaltige Besserung meiner diversen Leiden konnte ich dennoch nicht verzeichnen.
Wenige Wochen nach meiner Demission bei den Bammers waren alle diese Erscheinungen urplötzlich verschwunden. Mein Körper erschien mir um etliche Jahre jünger. Natürlich, ich hatte (bis auf ein bisschen Hausarbeit und ein, zwei Stunden Bewerbungen schreiben) Zeit für mich. Ich machte also noch viel mehr Sport oder vertrieb mir die Zeit auf angenehme Weise. Erstaunlich ist aber, dass mich die oben genannten Leiden auch dann nicht mehr einholten, als ich wieder einen geregelten Alltag bekam und Leistungen erbringen musste. Ich kann diese physischen Erscheinungen aus heutiger Perspektive einzig auf den psychischen Druck zurückführen, welchem ich in meiner alten Firma unbewusst unterlag.