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Studieren, ohne zu verarmen

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Ich hatte inzwischen einen Beschluss gefasst: Angesichts meiner zahlreichen erfolglosen Bewerbungen einerseits und der höchst erfolgreich absolvierten Aufnahmeprüfung an der Pädagogischen Hochschule wollte ich jetzt alles daransetzen, diesen neuen Weg auch gehen zu können. Was die Beraterin vom AMS davon hielt, ist ja schon bekannt. Daher suchte ich intensiv nach Möglichkeiten, eine Finanzierung für das geplante Vorhaben auf die Beine zu stellen. Da gibt es ja dieses »Selbsterhalterstipendium«, auf welches man Anspruch hat, sobald man sich über vier Jahre hinweg selbst erhalten und in unser Sozialsystem einbezahlt hatte. Lächerliche vier Jahre hätten also genügt, um eine Unterstützung von über 700 Euro monatlich zu erhalten. Damit, mit dem Einkommen meiner Frau und mit den Rücklagen, die wir über die Jahre geschaffen hatten, wäre wohl knapp über die Runden zu kommen. Der Pferdefuß war allerdings, dass es diese Unterstützung nur gibt, wenn man sein Studium vor dem 35. Geburtstag antritt. Da hatte ich Tor wohl um 14 Jahre zu lange gearbeitet, um dieses Zuschusses würdig zu sein. Pech halt!

Auch gibt es für Arbeitnehmer die sogenannte Bildungskarenz. Maximal ein volles Jahr lang erhält jemand vom AMS das Arbeitslosengeld, wenn er es schafft, im Einvernehmen mit dem Dienstherrn eine Auszeit zu vereinbaren, und diese dazu nützt, seinen Horizont bildungsmäßig zu erweitern. Nun, bei mir lief ja schon die Kündigungsfrist und wie man die Herrschaften Bammer kennt, deren Einverständnis wäre wohl in tausend Jahren nicht zu erhalten gewesen. Also nochmals Pech gehabt.

In den Weiten des Internets präsentierte das AMS auch eine Liste von Berufen, in welchen ein derartiger Mangel an kompetenten Bewerbern herrscht, dass man bereit wäre, auch eine über ein Jahr hinausgehende Ausbildung durch ein Fachkräftestipendium zu fördern. Man hatte dabei jedoch das Gefühl, dass ebendiese Liste schon sehr lange Zeit nicht den aktuellen Gegebenheiten angepasst worden war. Natürlich – Pflegekräfte werden nicht nur gestern und heute dringend benötigt, es ist absehbar, dass hier weiterer Bedarf herrscht. Aber von einigen der genannten Berufe hatte man durchaus den Eindruck, dass sie nicht jenem Bedarf entsprechen, der aktuell von der Wirtschaft in Inseraten und im Internet dringend nachgefragt wird. Andererseits hatte man auf Bereiche wie jenen des NMS-Pädagogen vollkommen vergessen. Die Warnungen, dass es in diesem Bereich demnächst zu einem Engpass kommen könnte, waren ja noch nicht so lange öffentlich zu hören. Das bedeutet: Hätte ich mich beispielsweise für den Beruf des Sonderpädagogen interessiert, wäre eine dreijährige Umschulung durch das AMS förderbar gewesen. Für den »stinknormalen« Hauptschullehrer (auch NMS-Lehrer), bei dem ebenfalls ein Kräftemangel zu entstehen drohte, konnte man von offizieller Seite eine Umschulung offenbar nicht ermöglichen.

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