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Magistrat sucht händeringend Personal

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Von der Frau Magister beim AMS hatte ich inzwischen eine Absage bekommen. Trotz der stetig steigenden Zahl an Arbeitslosen konnte man anscheinend mit den vorhandenen Mitarbeitern komfortabel das Auslangen finden. Na ja, wenn die Berater sich bei den Terminen entsprechend knapp halten und ihre Klienten bald wieder zur Tür drängen, dann geht es sich ja immer noch aus, zwischendurch mit der Kaffetasse einen Rundgang durch die Büros der Kollegen zu starten.

Eine große Gratiszeitung war in diesen Tagen mit folgendem Aufmacher erschienen: »Domstädter Magistrat sucht 600 Mitarbeiter«. Auf fast zwei Seiten des Innenteils wurde die dramatische Situation geschildert: Viele Magistratsbedienstete gingen derzeit in Pension, Tendenz in den nächsten Jahren stark steigend. Leider würden jedoch gut qualifizierte Kräfte viel lieber in die Privatwirtschaft strömen, weil dort die Bezahlung angeblich besser sei. Mit großem Foto präsentierte man den besorgten Magistratsdirektor, der die Leser und deren nähere Umgebung flehentlich ersuchte, sich doch umgehend beim Magistrat zu bewerben, um dem drohenden Personalengpass halbwegs entgehen zu können. »Nun, dem Manne kann geholfen werden«, dachte ich und schrieb schnurstracks eine flotte Bewerbung an die Domstädter Stadtverwaltung.

Von Adele – diese war in der Zwischenzeit ebenfalls Magistratsmitarbeiterin geworden – hatte ich gehört, dass sie es sich im Vergleich zu ihrer »Bammer-Zeit« angeblich nicht schlechter gemacht habe. Nicht nur dass das Grundgehalt in dieser Institution durch allerlei Zulagen aufgefettet werde, nein, auch die sogenannten Biennalsprünge seien beim Magistrat durchaus Usus. Man muss wissen, dass diese »Erfindung« in der Privatwirtschaft allgemein und bei den Bammers in besonderer Weise nicht genützt wird. Jedes Jahr stehen Ende Jänner 0,5 bis 2,5 % mehr am Lohnzettel, je nachdem, wie die Gewerkschaft halt verhandelt hat. Wenn jemand der Meinung ist, über diese Anpassungen hinaus ein kleines Plus verdient zu haben, so ist man gerne eingeladen, sich bittstellend bei Chef oder Chefin einzufinden, die eigenen überragenden Leistungen glaubhaft darzustellen und dann monate- oder jahrelang zu warten, ob es der Gang der Geschäfte erlauben würde, einem Mitarbeiter noch »Extrabutter« aufs Brot zu schmieren. Adele dagegen konnte bereits jene beeindruckende Summe nennen, mit der sie in 25 Jahren in Pension gehen würde. So schlecht kann es also auch für mich nicht werden.

Der Magistrat würde mit mir einen umfassend gebildeten, engagierten Mitarbeiter erhalten, der in verschiedensten Bereichen einsetzbar sein würde. Nicht nur hatte ich natürlich Routine in allen Belangen von Öffentlichkeitsarbeit und Medienproduktion, auch Gespür für das Verfassen von komplexen Texten und ein gesellschaftspolitisches und juristisches Wissen weit über das Durchschnittsniveau hinaus konnte ich vorweisen. Noch dazu war ich sehr lernfähig und auch -willig, wie ich durch meine zahlreichen Fortbildungen beweisen konnte. Der Magistratsdirektor würde angesichts meiner Bewerbung vermutlich in lauten Jubel ausbrechen, glorreiche 17 Jahre in der Verwaltung unserer Landeshauptstadt könnten also meine Berufslaufbahn abrunden.

Diese Bewerbung wollte ich persönlich einbringen und mich dadurch noch etwas mehr von der Masse der Bewerber abheben. Nach einigem Herumfragen hatte ich schließlich jenes Büro im dritten Stock des Schlosses Mirabell gefunden, wo man persönliche Bewerbungen abgeben kann. Ich klopfte an die riesige weiße Holztür. Drinnen hörte ich wohl Stimmen, konnte aber nicht ausmachen, ob man mich hineingebeten hatte. So öffnete ich ganz vorsichtig einen Spalt weit. »Bitte warten Sie draußen, wir haben noch etwas zu besprechen«, herrschte mich eine Frauenstimme an. Nun gut, so wartete ich halt einige Minuten. Daran würde ich mich ohnehin gewöhnen müssen, dass Besprechungen unter Kolleginnen etwas dauern können, wird ja nicht ganz unüblich sein beim Magistrat. Schließlich wurde ich dann doch vorgelassen. Zwei Wochen später erreichte mich ein kleines, dünnes Kuvert aus dem Domstädter Magistrat. Ein Personalverantwortlicher teilte mir höflich mit, dass man gerade für mich in diesem Betrieb keinerlei Verwendung habe. Bis heute quält mich der leise Verdacht, dass man dem Magistratsdirektor gar nichts von meiner Bewerbung erzählt hat und ihn stattdessen seine verzweifelte Suche nach wirklich guten Mitarbeitern bis in alle Ewigkeit fortsetzen lässt.

Später Aufbruch

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