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‚Physiologie‘ als Erforschung der Organfunktion: Fernel

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Laut Fernel hat es die Physiologie mit den Prozessen zu tun, die für einen gesunden Körper und eine gesunde Seele sorgen. Er merkt an, dass „bei allen Lebewesen und insbesondere beim Menschen der Körper um der Seele willen erschaffen wurde (gratia animae). Er ist für die Seele nicht nur Behausung (diversorium), sondern ein dem Gebrauch durch die ihr innewohnenden Vermögen angepasstes Instrument.“38 Diese Sicht entsprach dem aristotelischen Ansatz. Wie dargelegt, verhalten sich gemäß Aristoteles Seele und Körper zueinander wie Sehkraft und Auge. Das Auge existiert um der Sehkraft willen (DA 412b17–24); diese ist sein Sinn und Zweck. Folglich existiert auch der Körper um der Seele willen – das heißt um der Vermögen und Funktionen willen, aus denen sie sich zusammensetzt. Ohne diese und ihre Verwirklichung im Verhalten des Lebewesens wäre die Existenz des Körpers sinnlos (DA 415b15–21; De Partibus Animalum 645b19). Die Erklärung der Aktivitäten der Teile eines Organismus muss im Hinblick auf deren Beitrag zum optimalen Funktionieren des Ganzen, von dem sie eben die Teile sind, erfolgen.

Fernel betrachtete die Wahrnehmung als das Resultat der Bilderübertragung von den Sinnesorganen zum (all)gemeinen Sensorium im Gehirn, wo sie vom inneren Sinn erfasst werden. Gedächtnis und Vorstellungskraft sind zwei untergeordnete Vermögen der fühlenden Seele, und sie ermöglichen dem fühlenden Lebewesen, das zu erfassen, was angenehm oder unangenehm, was wohltuend oder schädlich ist. Das triebhafte Verlangen verursacht eine Bewegung hin zu einem angenehmen oder wohltuenden Objekt bzw. weg von einem unangenehmen oder schädlichen. Bewirkt wird eine solche Bewegung durch die Kontraktion des Gehirns, welche die ‚Lebensgeister‘ aus dem vorderen Ventrikel ins vierte (hintere) Ventrikel zwingt durcheinander gebracht und von dort nach unten ins Rückenmark und entlang der Nerven zu den Muskeln.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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