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1.3 Die Kortexlehre von Willis und seinen Nachfolgern Thomas Willis: Der Kortex als die Grundlage der psychischen Funktionen

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Infolge seiner Beobachtungen von Patienten mit neurologischen Problemen, die schließlich starben und so obduziert werden konnten, kam der als Medizinprofessor in Oxford tätige Thomas Willis zu dem Ergebnis, dass die psychischen Eigenschaften der Menschen sich in funktioneller Hinsicht auf den Kortex und nicht auf die Ventrikel stützen. Dies erörterte er ausführlich und sehr eindringlich in seinem klassischen Werk De anima brutorum51 und in Cerebri anatome, cui accessit nervorum descriptio et usus52, deren Überzeugungskraft außerordentlich von den wunderbaren Zeichnungen befördert wurde, die der junge Christopher Wren von Willis’ Skizzen anfertigte. Von Willis stammt die erste Kortex-Theorie im Hinblick auf die Muskel- und Reflexkontrolle. Dem Menschen und allen anderen Tieren (‚Getier‘ [‚brutes‘]) erkannte er ein über den ganzen Körper verteiltes Partikelsystem zu, das er die ‚Körperseele‘ nannte. „Diese Seele […] entspringt zusammen mit dem Körper einer auf die richtige Weise angeordneten Materie. Sie kann von unseren Sinnen nicht wahrgenommen werden, sondern zeigt sich nur in ihren Wirkungen und Verrichtungen. Wenn der Körper oder diese Seele derart versehrt ist, dass die Seelenpartikel aus der Verschmelzung verschwinden […] ist der nun seelenlose Körper der Fäulnis geweiht“ (ABN 6f.). Willis erklärt im Anschluss daran detailliert die Rolle der vitalen Geister (oder der vitalen Flüssigkeit) des in Herz und Gefäßen zirkulierenden Blutes und die Rolle der Lebensgeister (oder der Leben spendenden Flüssigkeit) von Gehirn und Nerven – den Ausdruck ‚Geister‘ in cartesianischem Sinne gebrauchend, nämlich als Destillation einer Flüssigkeit. Die Lebensgeister stammen von den vitalen Geistern ab (ABN 22f.). Die Körperseele steht mit beiden Flüssigkeiten in Verbindung.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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