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Die Ventrikel als Quelle der ‚Lebensgeister‘ aufgefasst; die Lebensgeister als ‚neurale Transmitter betrachtet‘

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Descartes ersetzte die Konzeptionen Aristoteles’ und Galens, laut denen psychisches Pneuma in den Ventrikeln erzeugt wird, durch die Hypothese, dass die Ventrikel der Herstellungsort von Teilchen oder Partikeln sind, die direkt an mechanischen Phänomenen mitwirken. Bei diesen Teilchen handelt es sich um die Lebensgeister, die durch die Nerven transportiert und in die Muskelzellen übertragen werden und so eine Bewegung hervorbringen. Was den Ursprung dieser Teilchen betrifft, äußert sich Descartes wie folgt: „Die Teile des Blutes, die bis ins Gehirn vordringen, dienen nicht nur dazu, seine Substanz zu nähren und zu erhalten, sondern auch und in erster Linie, dort einen gewissen sehr feinen Wind zu erzeugen (der aus ‚sehr kleinen, sich schnell bewegenden Partikeln zusammengesetzt ist‘), oder besser eine sehr lebhafte und reine Flamme, die man die Lebensgeister nennt.“43 Dieser Name ist insofern unglücklich gewählt, als es sich bei ihm nicht um einen angemessenen Terminus zur Beschreibung der Komponenten einer mechanischen Theorie handelt, denn das Wort ‚Geist‘ kann als ein Lebensprinzip, das dem Körper innewohnt, gedeutet werden oder als das aktive Prinzip einer als Flüssigkeit extrahierten Substanz. Descartes lässt allerdings keine Missverständnisse darüber aufkommen, dass die ‚Lebensgeister‘ materiell sind: nämlich „ein gewisser sehr feiner Wind oder sehr feine Luft“44, und dass

das, was ich hier „Geister“ nenne, […] bloße Körper [sind]; sie haben keine andere Eigentümlichkeit, als dass sie extrem kleine Körper sind, die sich sehr schnell bewegen, so wie die Flammenstrahlen einer Fackel. Sie bleiben nie an einer Stelle, und sobald einige von ihnen in die Hohlräume des Gehirns eindringen, verlassen andere es durch die Poren seiner Substanz. Diese Poren führen sie in die Nerven und von da in die Muskeln. Derart können die Lebensgeister den Körper in all den verschiedenen Weisen in Bewegung versetzen, gemäß denen er bewegt werden kann.45

In diesem Sinne behauptete Descartes, dass der Fluss der Lebensgeister von den Ventrikeln aus (bei motorischer Aktivität) die Öffnung spezieller Klappen in den Ventrikelwänden zur Folge hat, was wiederum das Weiterfließen der Geister in die entsprechenden motorischen Nerven und die Muskelkontraktion nach sich zieht. Im Falle eines nicht vom Willen herrührenden Verhaltens, eines durch einen Nadelstich hervorgerufenen beispielsweise, führe das zu einer Anspannung gerade derjenigen Fasern, die die entsprechenden Klappen in den Ventrikelwänden öffnen, um die Lebensgeister in die motorischen Nerven freizugeben, damit diese wiederum die Muskeln kontrahieren lassen, um den Körperteil von der Interventionsstelle wegzubewegen.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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