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Ätiopathogenetische Faktoren bei psychogenen Störungen

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• Reaktive Störungen beruhen dagegen auf aktuellen Faktoren und haben keine regelhafte psychische Disposition in der Vergangenheit.

• Posttraumatische Störungen haben eine Zwischenstellung:

– Traumafolgestörungen mit der typischen posttraumatischen Symptomatik beruhen auf Schocktraumatisierungen im Jugend- und Erwachsenenalter ohne weitere Disposition.

– Sie können aber auch auf Entwicklungstraumata in der Kindheit zurückgehen, welche häufig nicht erinnert werden, die Persönlichkeitsentwicklung jedoch nachhaltig beeinträchtigen und eine Disposition für später auftretende posttraumatische Störungen darstellen.

Bei allen Arten von psychogenen Störungen sind aktuelle Auslösefaktoren an der Symptomentstehung beteiligt. Bei entsprechend disponierenden Vorerfahrungen bewirken aktuelle Konflikte und Belastungen eine Labilisierung der psychischen Abwehr und der Struktur und führen zur Dekompensation und Symptomentstehung. Bei posttraumatischen Störungen im Erwachsenenalter und bei reaktiven Störungen sind die aktuellen Belastungen sogar der maßgebliche Krankheitsfaktor.

Ist aufgrund einer Auslösesituation erst einmal eine Störung entstanden, kann das Krankheitsgeschehen durch chronifizierende Einflüsse fixiert oder durch günstige, unterstützende Bedingungen abgeschwächt werden.

Auch die Veranlagung als genetische Grundausstattung im Sinne von Vulnerabilität und konstitutioneller Resilienz und als biologische Basis der Trieb-, Affekt-, kognitiven und Bindungsentwicklung spielt in der Ätiologie eine wesentliche Rolle. Durch Zwillingsuntersuchungen105 ist außerdem eine genetische Disposition für einzelne psychogene Störungen nachgewiesen worden. Sie ist bei den verschiedenen Störungen unterschiedlich stark ausgeprägt: Bei Persönlichkeitsstörungen ist sie am stärksten, bei somatoformen Störungen am geringsten, während die psychischen Störungen eine Mittelstellung einnehmen.

Zunehmend finden unter der Perspektive der Salutogenese106 auch die psychosozialen Schutzfaktoren bei der Betrachtung psychogener Störungen Beachtung ( Kap. 2.2.1). Sie erklären, wieso einige Menschen trotz ungünstiger Voraussetzungen gesund bleiben. Die Befunde dazu verweisen einhellig auf die protektive Funktion konstanter Bindungen und ausgeglichener Beziehungen und betonen die Bedeutung der Frühkindheit für die spätere seelische Gesundheit. Sie lassen erkennen, dass Unterstützung und Förderung lebenslang Erkrankungsrisiken entgegenwirken können.

Psychotherapie und Psychosomatik

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