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4.2.3 Selbstrepräsentanz und Objektbeziehungen Unreife und Aggressivität: Borderline-Beziehungen

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Die Beziehungen von Menschen, deren Persönlichkeit auf einem niederen Strukturniveau organisiert ist, sind vor allem durch panische Angst gekennzeichnet, verlassen zu werden. Die Objektangewiesenheit begründet sich in der lebenswichtigen Selbstobjekt-Funktion des Anderen und in der mangelnden Objektkonstanz, d. h. darin, dass eine stabile Objektrepräsentanz fehlt. Ohne reale physische Anwesenheit geht der Andere auch innerlich verloren. Darin spiegelt sich auch der unsichere Bindungsstil dieser Patienten ( Kap. 2.2.2).

Solange andere Menschen die Funktionen als Hilfsich und Selbstobjekt erfüllen, werden sie »nur-gut« empfunden und idealisiert. Wenn sie sich entziehen und dieser Funktion nicht mehr genügen, erscheinen sie »nur-schlecht«. Dieser Wechsel der Wahrnehmung ist mit einem Wechsel der Gefühle verbunden: Idealisierende Verehrung schlägt dann um in dramatische Entwertung und vernichtenden Hass. Daraus wird die maßlose Aggression der Borderline-Persönlichkeitsorganisation verständlich.

Aus solchen drastischen, unvermittelten und oft unerwarteten Einstellungsänderungen ergeben sich weitreichende Probleme für die Beziehungsgestaltungen im Alltag. Weil es kaum möglich ist, sich in diese Welt hineinzufinden, ist ein solcher Wechsel der Selbstzustände schwer nachvollziehbar und stellt Beziehungen im Alltag und in der Psychotherapie auf harte Proben. Der Wechsel zwischen Bezogenheit und Rückzug, krasser Idealisierung und Entwertung und die unberechenbare Beziehungsgestaltung belasten die Beziehungen in Partnerschaft und Beruf.

Psychotherapie und Psychosomatik

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