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4.3.1 Ätiologie und Disposition

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Das mittlere Strukturniveau umfasst die Varianten der neurotischen Pathologie, die vornehmlich im Zusammenhang mit der Autonomie- und Selbstwertentwicklung stehen. Sie umfassen überwiegend reifere Strukturmerkmale, neigen aber zur Ich-Regression mit strukturellen Einbußen und zeigen daher ein »gemischtes« Gesamtbild. ( Tab. 4.3). Die Disposition ist eine Fixierung der Abhängigkeits-Antinomie129 einer nicht bewältigten Autonomieentwicklung. Diese Entwicklungsposition130 kann man als Autonomiekomplex bezeichnen. Er beherrscht das zweite und dritte Lebensjahr.

Die entwicklungspsychologische Voraussetzung ist eine ausreichende Bewältigung der frühen intentionalen und Individuationsentwicklung im ersten Lebensjahr. Auch nach Abschluss der frühen Entwicklung braucht das Kind hinreichende Unterstützung. Es ist insbesondere auf Spiegelung131 angewiesen. Es benötigt Empathie, Ermutigung und Anerkennung seiner Bedürfnisse, um seine Persönlichkeit weiter zu differenzieren und zu stabilisieren. Um ausreichende Selbstliebe und ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, bedarf es einer fördernden Umgebung. Ohne Verständnis kann man den Weg in die Unabhängigkeit nicht wagen.132 Diese Phase ist von Trennungs- und Verlustängsten und von der Sorge um das Selbst geprägt. Selbstbehauptung wird zum zentralen Thema. Angemessene Befriedigung der phasenspezifischen oralen, expansiven und narzisstischen Bedürfnisse erhält die Bedeutung einer Bestätigung ihrer Berechtigung. Expansive Tendenzen und Regungen führen zu Schuldgefühlen. Wenn sie überwunden werden und die Selbstsicherheit stabiler wird, kann das Kind selbstbewusst Schritte in die Autonomie wagen. Dazu braucht es die Sicherheit, dass die Pflegeperson keinen Schaden nimmt, wenn man sie verlässt und wenn man eigenen Bedürfnissen folgt.

Tab. 4.3: Diagnostik des mittleren Strukturniveaus


Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann die Loslösung bewältigt und das Selbstgefühl stabilisiert werden. Wenn Anerkennung und Bestätigung in dieser Altersphase ausbleiben, werden Schuld- und Unsicherheitsgefühle, Minderwertigkeitsgefühle und kompensatorische Größenphantasien fixiert und der Schritt in die Autonomie schlägt fehl.

Psychotherapie und Psychosomatik

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