Читать книгу Winternacht bei Tiffany - Nena Siara - Страница 15
JOSH
Оглавление21:06 Uhr
Jetzt war seine Gelegenheit gekommen, den Shop-Catchern schneller als erwartet das Handwerk zu legen. Er brauchte nur dreimal den falschen Code einzugeben, und der Alarm war aktiviert. Was dachten sich die beiden eigentlich, so einfach hier hereinzuspazieren? Dass er klaglos alles mitmachen würde? Vielleicht konnte er sich hinter einer Vitrine verstecken und so zu den Alarmknöpfen gelangen. Die junge Frau trat wieder nah an ihn heran.
„Sie machen mich los?“, fragte er scheinheilig. Wie dumm konnte man sein?
Der Duft von La vie est belle lullte ihn ein, und für einen Moment vergaß er sein Vorhaben, den Alarm auszulösen.
Die Federn der Maske streiften ihn auf eine erotische Weise. Josh zuckte zusammen, ohne seine eigene Reaktion recht zu verstehen. Eigentlich sollte er nur daran interessiert sein, so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Stattdessen gab er sich dem Geruch seines Lieblingsparfums hin, das ihn bereits in seiner Jugend um den Verstand gebracht hatte.
Die Frau antwortete ihm, er solle sich einfach als Beobachter fühlen und Spaß haben.
War das ihr Ernst?
Der kleine Dicke zückte erneut seine Pistole. Josh stand auf und ging im Halbdunkel durch den Verkaufsraum. Die Verlobungsringe, die zu seiner Linken lagen, waren mehrere Millionen Dollar wert. Bei dem Gedanken daran wurde ihm ganz schlecht.
Sein Blick schweifte über die Vitrinen nach draußen. Dort schneite es mittlerweile so stark, dass ein weißer Vorhang die Fenster verhüllte. Schnee und Tiffany & Co. – das waren alte Bekannte. Im Jahr 1888 hatte es in New York den Weißen Hurrikan gegeben, dem Mr Tiffany trotzte, indem er sein Geschäft im Gegensatz zu allen anderen öffnete. Damals kam nur ein Kunde und kaufte das Banalste überhaupt: Silberputzmittel. Heute, hundertdreißig Jahre später, schien sich dieser Sturm zu wiederholen. Aber im Gegensatz zu damals würde der Verkaufsraum nicht nur tags, sondern sogar die ganze Nacht belegt sein.
Hinter ihm hustete der Dicke und holte Josh aus seinen Gedanken an die Vergangenheit in sein gegenwärtiges Problem zurück. Die Tür mit dem Sicherheitscode lag keine zwei Meter mehr von ihm entfernt. Er musste sich jetzt entscheiden, ob er mitspielte oder den Alarm auslöste und sein Leben riskierte. Seine Hand zitterte.
„So. Dann geben Sie mal den richtigen Code ein, Mr Degenhardt. Und keine Faxen!“
Keine Faxen. Hatte der Dicke das aus dem Fernseher?
„Dazu muss ich die Karte aus meinem Jackett holen“, erklärte er.
„Dann los!“ Langsam zum Mitverfolgen zog Josh die Karte, die er sich noch vor einer knappen halben Stunde in die Tasche gesteckt hatte, wieder hervor und hielt sie dem Dicken entgegen, der nickte und mit der Pistole in Richtung Sicherheitsschloss fuchtelte.
„Ich muss die Tür kurz öffnen, dann wieder schließen und den Code eingeben.“
„Na, dann mal los.“ Der Dicke schien nicht beunruhigt.
Joshs Hand wanderte zur Türklinke und drückte sie hinunter. Sie öffnete sich und er blieb wie angewurzelt stehen. Seine Beine waren wacklig und der Magen flau. In Sekundenschnelle bückte er sich und drückte sich durch die Tür. Doch im selben Moment riss ihm jemand die Füße nach hinten weg. Hart schlug Josh mit dem Gesicht gegen den Türrahmen, und noch bevor er sich versehen konnte, wurde er an beiden Füßen zurück in den Raum gezogen.
„Den Code bitte, Mr Degenhardt“, sagte das Mädchen, das die Ruhe weghatte und ihm schneller als er denken konnte die Sicherheitskarte aus der Hand nahm.
Die Tür schnappte ins Schloss. Benommen saß er auf dem Teppichboden vor den beiden Shopnappern und gab sich geschlagen.
„T1i8f8f8anY“, diktierte er, und das Mädchen gab die Kombination ein. Kurz darauf leuchtete die Lampe grün und Josh fand sich mit Kabelbindern ans Treppengeländer gefesselt wieder.
Nur der zarte Duft von La vie est belle tröstete seine irritierten Sinne.