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MIKEL

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14 Tage zuvor

Was für ein herrliches Zusammenspiel! So einfach würde Mikel nie wieder an eine gute und lohnende Beute gelangen!

Er rieb sich die Hände und sah seine Kumpels der Reihe nach an. Es waren drei, mit ihm vier. Alles alte Freunde und Knastbrüder oder welche, die zwar eigentlich dorthin gehörten, es aber bislang geschafft hatten, der Justiz zu entgehen, und nun im Untergrund lebten. Heute saßen sie zusammen bei ihm zu Hause in der Wohnung in der 33rd Avenue, Ecke 88th Straße im Jackson-Hydes-Viertel, um den Bruch zu besprechen.

Die Wohnung lag in einem der mehrstöckigen Backsteinhäuser mit typischer Feuerleiter, gut für die Art von Männern, die sich immer wieder bei ihm aufhielten. Und für ihn sowieso. Mikel war gerade frisch aus dem Gefängnis gekommen. Diebstahl in mehreren Fällen. Das war das, was er konnte, und er dachte gar nicht daran, seinen Beruf zu wechseln. In New York war Überleben nicht einfach. Die Frage, ob seine Kinder von ihm begeistert waren, stellte er sich nicht. Auch nicht, ob sie ihn vermisst hatten, als er im Knast saß. Sie waren zu Pflegeeltern gekommen, und wahrscheinlich war es ihnen dort besser ergangen als bei ihm. Ihre Mutter? Na, über die wollte Mikel nicht mehr nachdenken und auch nicht sprechen. Die Vergangenheit sollte man ruhen lassen. Seine Erinnerungen verblassten immer mehr. Verdrängung half. Zwar zuckten immer wieder mal Bilder der gemeinsamen Jahre durch sein Gedächtnis und manchmal wachte er sogar schweißgebadet auf. Aber mittlerweile konnte er damit umgehen. Auch an Weihnachten und Geburtstagen. Irgendwann wurde es besser. Gerade so, als ob sie wie ein ferner Geist gelegentlich vorbeischaute und ihn nur mit einem winzigen Atemhauch berührte. Mehr Macht hatten die Bilder nicht mehr.

Da die Kinder ein Alter erreicht hatten, in dem sie nicht mehr vollständig überwacht werden mussten, durften und mussten sie wieder zu ihm. Zwar kam jede Woche eine Sozialarbeiterin, aber die war für den Staat allemal billiger als die Pflegefamilie. Also waren sie wieder vereint.

Mikel hatte die Kinder nicht fragen wollen, wie es ihnen in seiner Abwesenheit ergangen war. Einfach weitermachen lautete seine Devise, und so war kein Wort in die Richtung gefallen.

„Verdammt!“, schimpfte Mikel und starrte die Waffe an, die ihm gerade vom Tisch gefallen war. Fängt das schon wieder von vorne an, dachte er.

Im Planen von Raubüberfällen konnte ihm keiner der drei das Wasser reichen. Mühelos gelangte er im Handumdrehen an alle Daten, Sicherheitskontrollfunktionen und organisatorische Details, aber er war ein Tollpatsch sondergleichen, weswegen er letzten Endes immer wieder erwischt wurde, und die anderen auch. Sie nahmen es ihm nicht übel, weil er im Planen einfach der Beste war. Deshalb saßen sie nun hier. Erneut, um das nächste „Geschäft“ zu organisieren.

Entnervt hob Mikel die Waffe wieder auf und vermied es, den drei Kumpels in die Augen zu sehen. „Kommen wir noch mal zum Eingang“, sagte Nummer zwei. „Der Eingang wird pünktlich verlassen, weil die Shopnapper einen Ehrencodex haben: sechs Uhr Früh. Und an welcher Stelle sie das Gebäude verlassen werden, hast du mehrere Wochen überprüft.“

Mikel nickte und sah Nummer zwei an.

„Reichen denn ein paar Wochen?“, mischte sich Nummer drei ein, der Skeptiker der Runde, der gerade an der Verschlusslasche einer Bacardi-Coladose zog, die sich zischend öffnete. Der Skeptiker war ein wichtiger Part unter den vier. Oftmals hatten sie durch seine Einwände bereits wichtige Details noch einmal überarbeitet und Probleme umgehen können.

„Aus sicherer Quelle weiß ich, dass der Ausgang seit einem Jahr geplant ist. Der Kontakt hat gut gearbeitet!“

Nummer drei nickte zufrieden und stellte seine Dose nach einem kräftigen Schluck, der sicher die halbe Dose geleert hatte, wieder auf den runden Tisch, an dem sie alle wie bei einer Zockerrunde saßen.

Steven, die Nummer vier, sagte kein Wort. Er linste nur unter seiner dunkelblauen Wollmütze, die zahlreiche tätowierte Fischermotive verdeckten, hervor und ging wahrscheinlich im Geiste seinen Part durch: der schonungslose Einsatz seiner Waffe für das Erreichen des Ziels.

Winternacht bei Tiffany

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