Читать книгу Winternacht bei Tiffany - Nena Siara - Страница 18

JOSH

Оглавление

21:51 Uhr

12 Stunden und 9 Minuten bis zur Öffnung am nächsten Morgen

Josh war verwirrt. Die junge Frau schien ihm tatsächlich zu vertrauen, sodass er den Knopf nicht drückte, als er hinter der Vitrine stand. Entweder war sie komplett naiv oder die schlauste Person, die er bislang kennengelernt hatte. Verrückt musste sie auf jeden Fall sein, sonst hätte sie einen solchen Coup niemals durchgeführt. Und sie musste damit rechnen, dass Josh seine Chance ergreifen würde. Wer blieb bei Dead Man Walking schon in der Zombiezone? Aber irgendetwas an dieser Zombiefrau hielt Josh in der Zone fest. Vielleicht würde sie ihn gar nicht beißen, oder die Verwandlung war doch nicht so übel wie seine Vorstellung davon.

Tiffany hatte ihm ihr Handy in die Hand gedrückt, als wäre er der Lieblingsfotograf von Heidi Klum. Jetzt lief sie fröhlich an die Treppe und sah ihn erwartungsvoll an. Auch wenn er die HardWear Collection fast täglich verkaufte, musste er zugeben, selten so viel Leidenschaft für sie verspürt zu haben. Es war, als wären die Schmuckstücke alle sein Eigentum und er könne sie einfach verschenken.

Das erste Lied lief und das Mädchen kam auf ihn zugewackelt. Die viel zu hohen Schuhe trug sie sicherlich selten und die Kleidung stand ihr zwar, war aber vermutlich nur für diesen Zweck gekauft worden. Josh konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass sich Frauen, die tatsächlich so chic und elegant waren, zum Shop-Catching verleiten lassen würden. Der Schmuck sah einfach perfekt aus.

Tiffany blieb vor ihm stehen, zeigte ihren Ring in die Kamera und hielt ihr Armband in die Linse. Anschließend schob sie ihre Haare so in den Nacken, dass der Ohrring zum Vorschein kam, während sie ihre Schulter drehte und somit auch die Ketten zur Geltung brachte. Der Augenblick war ein Foto wert. Die Maske verlieh dem Ganzen einen besonderen Reiz.

„Komm her, Josh. Ich will das Video sehen.“ Er ging zu ihr an die Treppe.

Der kleine Dicke hatte ihn weiter im Visier. Unglaublich, wie lange er die Pistole in seine Richtung halten konnte! Weitere zwölf Stunden würde er das sicher nicht aushalten, und dann würde Joshs Chance kommen, in einen Winkel des Geschäfts zu flüchten und den Alarm auszulösen. Schließlich kannte sich Josh besser in den Räumen aus als die zwei Verrückten.

„Eine Pose war besonders gut. Wenn Sie etwas Besonderes ins Netz setzen wollen, dann diese.“

„Ich weiß schon. Die am Ende, als ich meine Haare nach hinten gehalten habe.“ Sie lachte.

„Ja, genau.“

„Vor allem wissen dann alle, wo wir sind.“

Mist, dachte Josh. Das war wohl zu gläsern gewesen.

„Das Bild ist perfekt!“, sagte Tiffany in einem Ton der Begeisterung.

„Wie? Es stört Sie nicht, wenn hier die Polizei auftaucht?“

„Das dauert. Die müssen ja erst mal herauskriegen, in welchem Tiffany-Store auf der Welt wir uns befinden.“ Wieder lachte sie, und Josh blieb irritiert auf der Treppe sitzen. „Schenkst du uns jetzt einen Drink ein? Du siehst aus, als wüsstest du, wie man einen guten Gin trinkt.“

Woher konnte sie das wissen? Die Dienstagabende verbrachte er immer in einer Bar ein paar Straßen weiter und trank seinen obligatorischen Gin Tonic. Warum ausgerechnet dienstags, wusste er selbst nicht. Vielleicht, weil er samstags wie ein verzweifelter Single ausgesehen hätte.

„Hier. Bitte sehr.“ Er reichte Tiffany das erste Glas.

„Danke, Josh.“

„Und das ist für Sie.“ Er hielt das nächste Glas Lester hin, der so aussah, als ob er wirklich einen vertragen konnte. Dann nahm er sich den letzten Drink von der Treppe. Der würde ihm guttun! Vielleicht war das die Lösung. Trinken und alles auf sich zukommen lassen.

Winternacht bei Tiffany

Подняться наверх