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TIFFANY

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23:15 Uhr

Noch 6 Stunden und 45 Minuten bis zum Ende der Winternacht bei Tiffany

Salsatöne erklangen und Tiffany bewegte sich spielerisch dazu, drehte sich zur Musik, hob ihr Bein mit dem Fußkettchen der Kamera entgegen. Schwang ihr Kleid und ihre Haare und zog eine vollkommene Sommer-Strandshow ab. Sollte Josh ruhig ein wenig heiß werden, das würde ihn von weiteren Fluchtversuchen ablenken.

Auch wenn er sich manchmal zu kleinen Witzen hinreißen ließ, so war er doch „steif wie Broccoli“, wie Julia Roberts es in Pretty Woman gesagt hatte. Irgendetwas an seinen Gesten und seiner Mimik wirkte bei aller Form aber trotzdem echt.

„Das werden gute Bilder. Wann stellen Sie sie ins Netz?“

Tiffany ließ sich ihr Handy geben und sah sich das Video an. „Josh, würdest du uns bitte noch einen Drink einschenken?“ Im Prinzip war das keine Frage, aber sie konnte es ja so klingen lassen. „Schaut mal. Die Shopnapper-Szene ist in Fahrt. Facebook, Instagram und Twitter. Überall sind wir als Dauerbrenner im öffentlichen Profil. Es wird Zeit, dass wir verraten, wo wir sind, was meint ihr?“ Tiffany lachte und nahm einen kräftigen Schluck.

Der Ort, der Schmuck, die Uhrzeit, der Gin und der Reiz des Verbotenen wirbelten ihr Dopamin und Adrenalin quer durchs Gehirn. Sie machte mehrere Screenshots von beiden Videos und lud sie auf die Internetplattformen hoch. „So! Jetzt wollen wir mal sehen, ob wir Besuch bekommen.“

„Besuch? Wie meinen Sie das? Rechnen Sie mit jemandem?“ Josh war wohl nicht auf dem Laufenden, was Shop-Catching anging.

„Ja. In der Tat. Wir rechnen mit Neugierigen, mit Gaffern, mit Shop-Catching-Fans und natürlich mit der Polizei. Und genau dafür brauchen wir einen guten Freund.“ Erwartungsvoll sah sie Josh an.

„Mich?“

„Ja, natürlich! Du bist uns doch schon ein guter Begleiter geworden. Und am Ende unserer Shop-Catching-Nacht hoffentlich ein Freund. Es sind ja nur noch sechs Stunden und fünfzehn Minuten.“

„Da erhoffen Sie sich aber viel, Miss Tiffany. Ich weiß wirklich nicht, wie ich den Lauf der Pistole weitere sechs Stunden und fünfzehn Minuten ignorieren soll. Oder meinen Sie, er wird zur Gewohnheit?“

Miss Tiffany! Das klang nicht nach Freundschaft. Aber was hatte sie anderes erwartet? Das hier war ja tatsächlich Freiheitsberaubung, daran führte kein gemütlicher Weg durchs Grüne vorbei. „Du hast vollkommen recht, Josh. Wie kann man ein Freund werden, wenn man gezwungen wird? Aber mein Vertrauenspegel steigt ja vielleicht noch. Mal sehen.“ Tiffany klatschte in die Hände. „Und jetzt gibt’s Pizza! Wer nimmt welche?“

Die Männer waren sich einig. Peperoni Pizza mit Chili und Paprika. Igitt! Tiffany entschied sich für eine vegetarische Variante. Pilze, Spinat und Artischocken.

„Welche Pizzeria ist gut? Oder wird hier bei Tiffany nur auf hohem Niveau gespeist, Josh?“

„Auch Pizza kann Niveau haben. Sie werden sich wundern. Geben Sie mir Ihr Handy. Ich bestelle. Geliefert wird am Lieferanteneingang.“

Tiffany nickte zuerst zu Lester, um ihm zu signalisieren, dass er mitkommen musste, dann gab sie Josh ihr Einverständnis. „Wo können wir essen? Wir wollen nichts schmutzig machen, Josh.“

„Zeige ich Ihnen gleich. Erst wollen wir bestellen.“ Josh tippte eine Nummer in Tiffanys Handy und zeigte sie ihr.

„Bitte stell auf Lautsprecher, Josh.“

„Gerne“, antwortete er und drückte die Taste mit dem Lautsprechersymbol. Es läutete laut durch die Halle.

„Fast and Furious Pizza. Guten Abend. Welche Bestellung darf ich entgegennehmen?“

Tiffany hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht sofort lauthals loszulachen. Einen solchen Pizzerianamen hatte sie noch nie gehört. Josh gab die Bestellung genauso durch, wie sie es zuvor besprochen hatten. Höflich und charmant, exakt wie beim Anlegen des Schmuckes. Tiffany spürte einen leichten Stich ins Herz, als hätten die Herzanhänger der Tiffany-Kette ihre Krallen ausgefahren. Also war Joshs betont freundliche Art nichts weiter als ein antrainiertes Sellface.

„Darf ich uns einen Elsa-Peretti-Tisch decken?“, fragte er, nachdem er aufgelegt hatte.

„Wenn du mir erklärst, was das ist.“ Die Frage lenkte sie ab von ihrem angekratzten Stolz. Auch wenn er zu aller Welt freundlich sein mochte – heute Nacht war er es nur für sie. Und ihren Bruder.

Winternacht bei Tiffany

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