Читать книгу Winternacht bei Tiffany - Nena Siara - Страница 27
TIFFANY
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Noch 5 Stunden und 15 Minuten bis zum Ende der Winternacht bei Tiffany
Der Schnee auf den Pizzaschachteln tropfte mittlerweile auf den Fußboden. „Was für eine Sauerei! Hättet ihr darauf nicht achten können? Ich weiß ja nicht, wie ihr zwei ein Shop-Catching beenden wollt, aber eigentlich hinterlassen wir alles sauber und ordentlich! Ihr bringt damit noch die Shop-Catcher in Verruf, und ruckzuck wird aus der Nacht eine Randale!“ Wütend sah sie die beiden Neulinge an und versuchte zu verbergen, dass sich in ihrem Bauch gerade Angst und Wut das Ja-Wort gaben.
Dass nicht alles nach Plan laufen würde, hatte sie vermutet. Bis jetzt war die Sache glatter und harmonischer abgelaufen, als sie es sich jemals erträumt hätte. Josh war so unkompliziert gewesen. Kaum zu glauben, dass er bei allem mitgemacht hatte. Die zwei Rammböcke hätten allerdings nicht auftauchen müssen. Tiffany & Co. diesen beiden überlassen? Niemals! Der Fahrstuhl gab seinen Ankunftston von sich und die fünf betraten das Obergeschoss des Geschäfts. Sie musste sich einfach zusammenreißen und erst mal einen Überblick über alles gewinnen.
„Setzen wir uns und essen gemeinsam. Dann können wir über alles verhandeln.“ Verhandeln klang nicht endgültig und auch nicht resignierend. „Josh, würdest du bitte zwei weitere Gedecke auslegen? Und ihr beide holt bitte einen zweiten Tisch und rückt ihn näher.“ Tiffany deutete auf einen benachbarten Tisch und nickte zu den Rammböcken, die sich jetzt wie kastrierte Hunde benahmen.
„Helfen Sie mir, Tiffany?“ Josh sah sie auffordernd an und ging zur Vitrine, in der das Elsa-Peretti-Geschirr stand.
„Aber sicher. Es tut mir leid, dass du nun die doppelte Ladung Shopnapper ertragen musst. Ich fand, du warst bisher richtig gut!“ Sie lächelte ihn an und kam ihm näher.
„Und Sie …“ Josh blickte zu Boden und wieder in ihr Gesicht. „Und Sie sehen wunderschön aus. Zart und aufregend zugleich.“ Tiffany blinzelte ihm zu. Sie hatte es nicht beabsichtigt. Es geschah einfach. Der Moment berührte sie.
Beschämt sah sie nun zu dem Kerzenständer in der Vitrine, um von sich abzulenken. „Wollen wir ein wenig Romantik aufkommen lassen, Josh?“ Ehe er antworten konnte, griff sie nach zwei Kerzenständern aus Silber und drehte sich zu den Tischen. Allerdings nicht, ohne darauf zu achten, Josh ein wenig näherzukommen und ihn mit ihren langen, dunkelbraunen Haaren am Gesicht zu streifen. Seinen Blick im Nacken ging sie zur Männerrunde zurück und stellte die Leuchter in die Mitte. Josh folgte ihr und steckte Kerzen in die Mulden.
„Hey, du.“ Sie deutete auf den Rothaarigen. „Du bist doch Raucher, nicht wahr? Bitte zünde die Kerzen an.“
Der schüttelte verwirrt den Kopf. „Wieso ich?“, fragte er.
„Du hast doch Feuer, oder?“
„Ja, aber …“
„Na, dann.“ Tiffany deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den Peretti-Kerzenständer, als ginge es um das Olympische Feuer und Rothaar sei der Auserwählte zum Anzünden. Dann setzten sich alle. Rothaar und Lester hielten weiterhin ihre Waffen auf ihre Zielpersonen.
„Meinst du, wir können noch zwei weitere Kuchenplatten auf die Tische stellen, Josh? So langsam gefällt mir der elegante Stil.“ Sie lächelte ihn an.
„Natürlich.“ Er erwiderte das Lächeln und traf Tiffany damit an genau der Stelle ihres Herzens, die nach Leidenschaft, tiefer Wertschätzung und Toleranz gegenüber ihrer Verrücktheit lechzte.
Josh nahm nicht nur zwei weitere Elsa-Peretti-Platten aus der Vitrine, sondern auch einige zusätzliche Kerzenständer. Das geschwungene Silber der Kerzenständer, die organischen weichen Formen des Bestecks, der Hauch von Gold im mundgeblasenen Glas der Kuchenplatten und nicht zum Schluss die Servietten in Tiffany-Blau, die dem Ganzen den letzten Schliff verliehen, ließen das Gaunerabendessen zu einem Abendmahl der besonderen Art werden.
„Knochen aus Silber!“ Hakennase hatte einen Kerzenständer in die Hand genommen und lachte höhnisch.
„Ich sehe, Sie kennen sich aus.“ Josh nickte ihm anerkennend zu. „Sie heißen tatsächlich bones, Knochen.“
Wieder lachte Hakennase, dieses Mal schmutziger als zuvor. „Meinst du wirklich, nur weil ich so aussehe, als würde ich Tiffany niemals betreten, hätte ich mich nicht vorher informiert?“, fragte er in rotzigem Ton.
„Ehrlich gesagt, hatte ich genau das tatsächlich vermutet. Aber man kann sich ja auch irren. Und jetzt lassen wir die Pizza bitte nicht kalt werden.“
Tiffany lachte in die Runde und kam sich dabei wie eine Mutter vor, die ihre vier Söhne unter Kontrolle haben muss. Keine leichte Aufgabe. Aber Lächeln konnte niemals schaden.
„Ehe wir zusammen essen – wie heißt ihr beiden denn eigentlich?“ Tiffany sah gar nicht ein, die beiden Neuen zu siezen.
„Ich bin Dave“, sagte der Rothaarige.
„Und ich bin Greg“, ergänzte Hakennase.