Читать книгу Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall - Norbert Buchner - Страница 62
Bewässerung auf der persischen Hochfläche, Kapitulation vor der Austrocknung und Entstehen städtischer Zentren
ОглавлениеIm großen Klimaoptimum nach 5500 v.Chr. hatte sich die persische Hochebene mit Siedlungen einer bäuerlichen Kultur gefüllt, welche über lange Zeit eine große Einheitlichkeit behielt. Auch auf der Hochfläche war aber das Klima zeitweise von Trockenheit geprägt. So setzte es gegen Ende des 5. Jahrtausends v.Chr. zu einem Tief mit Trockenheit an. Als Folge finden sich auf der Hochfläche um 4000 v.Chr. im gesamten weiten Siedlungsraum erste dörfliche Bewässerungssysteme, Gemeinschaftsanlagen der jeweiligen Siedlungen. Allmählich zeigt sich auch eine veränderte Siedlungsstruktur, denn offensichtlich bildeten sich gesellschaftliche Rangstufungen heraus, die wohl auch erforderlich waren, um Gemeinschaftsaufgaben wie die Bewässerung koordinieren zu können.
Abkühlung und Trockenheit erreichten im Maximum des riesigen Eisbergvorstoßes im Atlantik um 3300 v.Chr. ihren Gipfel und das Klima wurde außerordentlich unfruchtbar (vgl. Abb. 10, 12 und 17). Dies brachte die Siedlungen auf dem persischen Hochplateau trotz Bewässerungswirtschaft in Nöte. Als Folge wurden nun Hunderte von Dörfern im weiten Großraum der Hochebene völlig aufgegeben. Riesige Gebiete verödeten und die überlebende Bevölkerung konzentrierte sich nun an noch verbliebenen wasserreichen Stellen, wo sich später allmählich städtische Zentren herausbildeten. Sie entstanden z.B. im Norden vor dem Elburs-Gebirge, im Nordosten vor den Bergen des Kopeth Dagh und weit im Südosten in Sistan am Helmand-Fluss aus dem Hindukush. Ein weiteres Gebiet der Konzentration der Bevölkerung lag im Westen im wasserreichen Tiefland der Susiana vor dem Zagros-Gebirge, das von mehreren Flüssen aus dem Zagros-Gebirge gespeist wird, in einem uralten Siedlungsland, welches schon seit Jahrtausenden bewohnt war. Der spätere Hauptort Susa an einer Engstelle zwischen den Flüssen Dez und Karbe wurde dort schon zwischen 4000 und 3500 v.Chr. zu einer bedeutenden Siedlung, die dünnwandige Keramik mit meisterhafter Bemalung sowie Stempelsiegel herstellte und schon zwischen 3500 und 3100 v.Chr. wird dort eine Urbanisierung erkennbar. So wurden dort Bullae (Hohlkugeln) aus gebranntem Lehm mit eingeschlossenen Zählsteinen angefertigt, ein Hinweis auf eine notwendig gewordene Registrierung, und es taucht das Rollsiegel, welches schon die Alteuropäische Donauzivilisation erfunden hatte, erstmals in dieser Region auf. Es erlaubt umfangreichere Darstellungen als das Stempelsiegel, weil nicht die Stirnfläche, sondern der gesamte Umfang eines Zylinders graviert ist und seinen Abdruck beim Abrollen in Lehm hinterlassen kann.
Susa stellte später neben Anschan (Tell Malyun) auf der Hochfläche der Persis eine von zwei Hauptstädten des ersten Reiches auf persischem Boden, Elam, dar. Französische Archäologen haben Susa über ein Jahrhundert lang ausgegraben. Der dabei gefundene Dekor der Keramik übertrifft das im iranischen Hochland vorzufindende Niveau; es fanden sich auch viele Belege für einen Fernhandel im Norden über die Seidenstraße und im Süden bis an Hindukush und den Indus sowie im Westen nach Ägypten. Das Reich Elam entwickelte ein eigenes Registriersystem und eine eigene von Mesopotamien unabhängige Keilschrift und es dürfte neben den bedeutenden sumerischen Städten sowohl kultureller Ideengeber wie auch Ideenempfänger gewesen sein.
Mitte des 4. Jahrtausends v.Chr. – in der Phase fortschreitender Austrocknung der persischen Hochfläche – erfolgte auch eine größere Einwanderung in das von der Obed/Uruk-Kultur geprägte südliche Mesopotamien. Untersuchungen in der Gegend östlich der Stadt Uruk haben gezeigt, dass dort nach einer langen Zeit einer nur spärlichen Siedlungstätigkeit plötzlich Hunderte von Siedlungen entstanden sind, welche die Ebene dann mit einem engmaschigen Netz überzogen haben. Wissenschaftler im 20.Jahrhundert haben lange über den Ursprung der rätselhaften Zuwanderer, der „Sumerer“ als vermutete Kulturbringer, gerätselt, denn diese Zuwanderer stellten neben der weiterentwickelten Obed-Kultur der mesopotamischen Ebene eine der Wurzeln der später folgenden Hochkultur der Sumerer dar. In dieser Zeitspanne sind auf der persischen Hochfläche weiträumig Dörfer aufgegeben worden und es sind Siedlungen an Orten mit ausreichend Wasser entstanden: dies beantwortet wohl die Frage nach der Herkunft der„Sumerer“.