Читать книгу Stojan räumt auf - Norbert Möllers - Страница 13

Оглавление

8

Sonja hatte den Korb mit Bügelwäsche vor den Fernseher gestellt. So ein Quiz, nicht zu speziell, nicht zu albern, dachte sie, könnte ihr bei Jeans und T-Shirts helfen.

Überrascht stellte sie fest, dass keiner der Sender, die sie kannte, eines im aktuellen Angebot hatte. Konkurrenzlos schaffte es folglich der alte Raubüberfall mit den vielen ungeklärten Fragen wieder in ihre Gedanken. Sei´s drum, fand sie. Hauptsache, sie wurde beim Bügeln abgelenkt. Von Henry Z., den sie vor ihrem geistigen Auge hatte, wie er aus kleinen Schlitzen in einem furchterregenden, an alte Abenteuerfilme erinnernden Kopfverband blinzelte, hatten sie nichts Brauchbares erfahren. Kajott Sernau hatte ihnen gesagt, wo sie den Transporter zu suchen hatten: in den Italia-Läden der Umgebung. Eine Angestellte in einem kleinen Lebensmittelgeschäft in Olsberg verriet, wo ein alter blauer Fiat-Kastenwagen mit Aufschriften stand. Nicht ganz eine Woche nach dem Raubüberfall wurde Giovanni Amuso verhaftet. Er leistete keinen Widerstand und machte keine Aussage. Auf dem kleinen Hof hinter dem Haus fand man seinen alten blauen Fiat Ducato. Die schwarze Aufschrift war an beiden Seiten schon etwas abgeblättert, aber gut lesbar: Trasporti del Sud, Transporte aus dem Süden.

„Wer gelegentlich auf Autobahnen in Richtung Süden mit offenen Augen und wachem Gehirn unterwegs ist, hat so eine Aufschrift schon einmal gesehen“, hatte Stojan später dazu gebrummelt. Und Sonja hatte das etwas spitzfindig gefunden. Der war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ihr Chef, sondern längst im Ruhestand und hatte eigentlich nicht das Recht, an ihnen herumzukritteln, falls das so gemeint war. Sie besprühte eine Bluse mit Wasser, heftiger als notwendig. Was Z. zu erkennen geglaubt hatte, ließ sich nachvollziehen. Nur hatte er mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung beigetragen. Und bei dem Geflatter, von dem der Zeuge gesprochen hatte, musste es sich um abgelöste Folie gehandelt haben, mit der man den Transporter getarnt hatte. So wurde der Ausschnitt sporti del für den Betrachter freigegeben. Darin ein Sport1 und ein de/ zu erblicken und abzuspeichern, hatte niemand für sonderlich abwegig gehalten.

So war das damals gewesen. Es leuchtete ihr nicht ein, warum Stojan ausgerechnet jetzt von dem alten Fall so hingerissen wurde. Amuso war ja nicht der Falsche, keiner hatte je an seiner Schuld gezweifelt.

Sie war Polizistin, sie hatte zu tun. Für Sentimentalitäten blieb ihr wenig Zeit. Sie durfte sich nicht anstecken lassen, bloß weil er wieder hinter Leuten aufräumte, die sie nichts angingen. Ihn erst recht nicht.

Und was war eigentlich passiert? Nichts. Stojan hatte Ahnungen, Visionen. Vielleicht sollte er sich mal untersuchen lassen. Wenn Helen zu Cems Geburtstagsfeier mitkam, würde sie mit ihr sprechen. Ja, das war eine passende Gelegenheit, unverfänglich, improvisiert. Von Frau zu Frau. Schon bald.

Kannte Helen Cem? Sonja überlegte. Auf deren Eindruck war sie gespannt, deren Meinung war ihr nicht unwichtig. Noch ein Grund für ein Frauengespräch.

Gefühlsduseleien hatten bei der Polizei nichts zu suchen. Knallhart, an Fakten orientiert, so geht Polizei heute. Wo kämen sie denn da hin.

Sie war zu gutmütig, redete sie sich ein. Sie mochte ihren alten Chef. Etwas neidisch auf seinen sechsten Sinn war sie. Oft hatte er recht gehabt. Auch mit so komischem Gedöns wie Ahnungen. Jetzt aber Schluss. Da war Bügelwäsche. Wenigstens etwas Handfestes.

Dabei verzichtete sie schon lange auf Weichspüler. Bügeln sollte Stojan auch mal. Hilft gegen Ahnungen und Visionen.

Stojan räumt auf

Подняться наверх