Читать книгу Stojan räumt auf - Norbert Möllers - Страница 17

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Hatten sie damals den Versicherungsdetektiv fair behandelt, fragte sich Stojan. Er hatte sein E-Mail-Programm aufgerufen und grübelte über Betreff, Anrede und Einstieg. Freundlich, verbindlich, sachlich wollte er auftreten. Angemessen eben.

Oft begleitete Misstrauen die Kommunikation zwischen Polizei und anderen, die sich an der Aufklärung beteiligten. Neben Angehörigen, Arbeitgebern, Anwälten, Versicherungen, Banken waren Privatermittler neugierig von Beruf. Den Beamten waren manchmal die Hände gebunden. Aus ermittlungstaktischen Gründen vertrugen nicht alle Tatsachen die Öffentlichkeit. Aber falsches Konkurrenzdenken gab es auch, pubertäre Eifersüchteleien hatte Stojan es genannt, weil man nicht abgeben, den Erfolg für sich reservieren wollte. Stojan selbst hatte keine prinzipiellen Berührungsängste Detektiven gegenüber und mehrmals schon mit Vertretern dieser Branche gerne kooperiert. Er schätzte andere Perspektiven, die sich durch Investition von mehr Zeit, Geduld und ja, manchmal Geld auftaten. Methoden, die sich rechtsstaatlich im Graubereich bewegten, schätzte er weniger. Deshalb hatte er sich abgewöhnt, genau nachzubohren, wenn er an eine dienliche Information gelangte.

Stojan pflegte seine Vorurteile bei den unterschiedlichen Berufsbildern. Ohne genau zu wissen, was sie zu leisten hatten, hielt er beispielsweise Makler und Heilpraktiker für überbezahlt. Wenn nicht überflüssig. Der Detektiv hingegen genoss seine Achtung. Und speziell an diesen, der damals in derselben Verhandlung ausgesagt hatte, erinnerte er sich gerne. Wenn er mal bei ihnen auflief, hatte er gescheite Fragen gestellt, blieb bei aller Hartnäckigkeit höflich und zeigte Einsehen, wenn man ihm doch Informationen vorenthielt.

Sehr geehrter Herr

Wie hieß der Bursche bloß? Irgendwo stand es. Gerne schrieb er E-Mails nicht. Zwar hatte er sich mittlerweile eine gewisse Routine angeeignet, und sie kamen ihm recht flüssig daher. Er dachte zurück an seine alten Briefe, das fehlende Porto, die verpasste Leerung des Briefkastens, das Warten auf Antwort, das Vergessen, was er überhaupt geschrieben hatte. War er nicht missverstanden worden? Und wenn keine Antwort kam: Hatte er den Brief in der Tat abgeschickt oder war er bei der Suche nach Briefmarken unterbrochen worden? Was hatte er gegen E-Mails? Schnell, kostenlos, abgespeichert, reproduzierbar. Vielleicht waren sie ihm zu schnell, irgendwie unheimlich. Dieses in Echtzeit passte ihm nicht. Seine Worte hatten zu ruhen, atmen, reifen wie ein Teig oder guter Rotwein. Er war sicher, dass sein Stil und sein Ausdruck sich negativ angepasst hatten, sich verschlissen hatten.

Er telefonierte auch nicht gerne. Erst recht nicht. Da hatte er das Gefühl, nicht ausreden zu können, hinterher nicht mehr zu wissen, was eigentlich gesagt worden war. Telefon war nichts für misstrauische Charaktere, vielleicht hatte der Mensch am anderen Ende der Leitung etwas anders gemeint oder verstanden, es entzog sich seiner Kontrolle.

Dann doch E-Mails, doch das Beste. Wenn schon.

Sehr geehrter Herr

Oder sollte er es mit lieber Herr versuchen? Wo stand der Name, verdammt? Aber was wollte er ihm denn überhaupt mitteilen? Das meiste aus dem Prozess musste er doch selbst wissen. Junger Kerl wie der, der wird sich erinnern. Aber für sich selbst wollte er mal alles sortieren. Falls der junge Kerl Fragen hatte. Stojan schrieb.

Doch zunächst eine andere E-Mail. Die er schon im Kopf vorformuliert hatte. Die ihm schnell von den Fingern gehen würde. Auf deren Reaktion er gespannt war. Die er auf jeden Fall mit einer förmlichen Anrede zu beginnen wollte.

Stojan räumt auf

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