Читать книгу Stojan räumt auf - Norbert Möllers - Страница 19
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Meistens kaute er, wenn er das Büro betrat. Es tat das ungeniert; auf die Idee, dass jemand Anstoß nehmen könne, kam er nicht. Auf Bemerkungen, ob er wieder verschlafen habe, dass nichts über ein Frühstück im Auto gehe oder ähnliche, reagierte er, wenn überhaupt, mit Unverständnis. Tim Jakobsen hatte im Stehen seinen Rechner zum Leben erweckt, dann sein Smartphone neben die Tastatur gelegt und den Reißverschluss seiner speckigen schwarzen Glattlederjacke aufgezogen. Sie passte nicht zu dem schlanken, muskulösen, hoch aufgeschossenen Mittdreißiger, der jünger aussah. Mit der Maus in der rechten Hand klickte er auf das Druckersymbol. Unvermittelt hob er den Kopf und signalisierte durch rasche Blickwechsel, dass er seine Kollegen bemerkte.
„Morgen!“ Das kam freundlich, mit einem Lächeln im Gesicht, leise und konzentriert. Endlich ließ er sich auf den Drehstuhl fallen und griff nach einem Kugelschreiber.
Tim Jakobsen war die Nummer drei in der Detektiv-Agentur Quent. Mittwochs und freitags hatte er seine Bürotage. Wirtschaftskriminalität, Personensuche, Recherchen und Observationen waren laut Homepage die Schwerpunkte der Detektei. Regional, bundesweit und international. Das klang nach viel und war nicht einmal gelogen. Immerhin hatte er bei seinen Ermittlungen wiederholt die Grenze nach Hessen überschritten, und gelegentlich hatten sich Holländer in ihrem Urlaub in das Mescheder Büro verlaufen auf der Suche nach verlorenen Ehegatten oder Haustieren.
Jakobsen hatte eine Datei angeklickt. Dann rief er das digitale Strafgesetzbuch auf. Nötigung interessierte ihn, Definition und Strafmaß.
Morgen hatte er wieder Außendienst. Sollte er ein paar Überstunden abfeiern? Es wäre gelogen, würde man behaupten, die Agentur könne sich vor Aufträgen kaum retten.
Er nahm die Füße vom Besucherstuhl und checkte seine E-Mails.