Читать книгу Stojan räumt auf - Norbert Möllers - Страница 20

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Stojan hatte Ingwerscheiben, Süßholz, Orangenschnitze und Zimtstangen aufgebrüht und wartete darauf, wieder warm zu werden, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte. Da war er ja! In dem alten Ordner hatte er den Namen des Mannes gefunden, auf den er nicht gekommen war: Tim Jakobsen. Richtig.

Ausgesehen hatte er wie ein Zehnkämpfer, erinnerte sich Stojan vage. In seiner Aussage dann aber auch ein gut trainiertes Gehirn bewiesen: klar, überlegt, sachlich. „Brauchbar“, fügte er für sich jetzt hinzu, schalt sich sofort wegen seiner Despektierlichkeit. Er hoffte, dass er bei Jakobsen nicht den Eindruck eines gönnerhaften oder überheblichen Oberlehrers hinterlassen hatte.

Besser doch Sehr geehrter, ist förmlicher, nicht zu persönlich oder gar väterlich. Die Versicherung musste er erwähnen, das konnte seine Bitte aufwerten.

Wie kam er bloß auf Zehnkämpfer? Egal, jetzt war ihm warm, es gab keinen Grund mehr, herumzubummeln.

Sehr geehrter Herr Jakobsen,

Ich habe eine Bitte. Wahrscheinlich erinnern Sie sich an den Raubüberfall im Juli 2014. Nach wie vor fehlen von den Mittätern und der Beute jede Spur. Sie hatten damals für die Versicherung Erkundigungen eingezogen, wir haben beide in der Hauptverhandlung ausgesagt. Der einzig gefasste Täter ist vor ein paar Wochen im Gefängnis verstorben und merkwürdigerweise sind auf einer Todesanzeige drei Namen aufgetaucht, die in diesem Zusammenhang Bedeutung haben können. Für eine Ermittlung in staatsanwaltlichem Auftrag ist der Anfangsverdacht nicht ausreichend. Ist es Ihnen möglich, sich zu engagieren? Vorsorglich habe ich das Interesse der Versicherung wecken können, sodass eine Vergütung Ihrer Leistungen gesichert sein sollte. Andernfalls stehe ich für die ersten zwei Ermittlungstage gerade. Mittlerweile pensioniert und ohne Apparat und Befugnisse sehe ich für mich selbst keine Chance, verwertbare Erkenntnisse zutage zu fördern. Neben dem heutigen Aufenthaltsort interessiert, ob zwei dieser Herren sich zur Tatzeit am Tatort aufgehalten haben können und ob sie danach zu Geld aus unbekannter Quelle gekommen sind. Der dritte ist uns allen bekannt, es ist der Anwalt des verurteilten und verstorbenen Giovanni Amuso, Carlo Maurer. Mit ihm habe ich eine Verabredung in die Wege geleitet. Ich hoffe, dass es in den nächsten zwei Wochen dazu kommt. Wenn ich dann schon etwas über die beiden wüsste, könnte mir das helfen. Die Namen lauten

Der Klingelton seines Handys unterbrach ihn. Er drückte aufs Hörersymbol. Sofort purzelte ihm eine aufgesetzte Fröhlichkeit dermaßen laut ins Ohr, dass er instinktiv das Gerät weghielt. Deswegen bekam er nicht alles mit. Aber es reichte für eine Antwort, die jetzt genauso laut, aber nicht im Entferntesten so fröhlich in den Äther gelassen wurde: „Hören Sie, ich habe Ihnen untersagt, mich ständig anzurufen! Wenn Sie mir neue Verträge anbieten wollen, machen Sie das gefälligst schriftlich! Noch einen Anruf von Ihnen, und ich kündige sämtliche Verträge mit Ihnen und gehe zur Konkurrenz, haben Sie das verstanden?“ Ob der arme Mitarbeiter der Telefongesellschaft verstanden hatte, ob er gar reuig in sich ging oder seine Munterkeit einen Schaden erlitten hatte, würde Stojan nicht erfahren. Die Verbindung hatte er längst gekappt.

Er unterzog sein unvollständiges Schreiben einer Revision, fand einiges zu umständlich, fühlte sich aber nicht in der passenden Verfassung, etwas zu ändern. Er wusste nicht, welche Informationen Jakobsen gespeichert hatte und welche er brauchte. Sicherheitshalber wollte er Kopien aus seinem Ordner der Mail anhängen.

„Fido, lass uns spielen! Hol deinen Ball. Der Kerl hat mich aufgeregt, ich brauche eine Pause! Los, komm!“

Fido war sofort einverstanden, Spielen war immer gut. Da muss ein netter Mensch seinem Herrchen einen ausgezeichneten Tipp eingeflüstert haben.

Hatte ein guter Hund im Gespür. Fido war ein guter Hund, eigentlich der beste.

Stojan räumt auf

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