Читать книгу Stojan räumt auf - Norbert Möllers - Страница 18
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Feststellungen zu Giovanni Amuso. Ermittlungen, Aussagen, Mutmaßungen. Polizeiakte, aktuelle Ergänzungen.
Der nach einem Raubüberfall am 12.7.2014 verhaftete Giovanni Amuso wurde 1957 in der süditalienischen Hafenstadt Bari geboren. Mit 21 Jahren kam er 1978 als Gastarbeiter nach Deutschland, zunächst nach Wolfsburg, später nach Lippstadt, wo er bei einem Autozulieferer arbeitete. Seine um einige Jahre ältere Frau, die er 1983 in Italien geheiratet hatte, holte er 1984 nach Deutschland. Da sie hier aber nie heimisch wurde, kehrte sie mit der gemeinsamen Tochter vor deren Einschulung 1990 wieder in die Heimat zurück. Dort verstarb sie 2004. Die Tochter blieb bei den Großeltern, bis sie wenig später eine eigene Familie gründete. 2010 wurde Amuso arbeitslos und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten bei Bekannten aus der italienischen Community im Ruhrgebiet und Südwestfalen über Wasser. Ein Cousin betrieb in Meschede einen kleinen Lebensmittelladen. Für ihn unternahm er mehrmals im Jahr Touren nach Süd- und Mittelitalien, um von dort Schinken, Olivenöl und andere Produkte einzuführen.
Bei der kriminaltechnischen Untersuchung seines Fiat Ducato wurden verborgene Hohlräume entdeckt. Aufgrund dessen verdächtigten die Ermittler Amuso, als Kurier auch in illegale Transportgeschäfte verwickelt gewesen zu sein.
Der Cousin wurde vernommen. Roberto Besenzoni konnte keinerlei Beteiligung an Straftaten nachgewiesen werden.
Die Kontakte zu Giovanni hätten sich beschränkt auf das Notwendige im Rahmen der Touren. Man habe mal einen Kaffee zusammen getrunken und ein bisschen geplaudert, aber sonst kaum miteinander zu tun gehabt. Giovanni sei nichts daran gelegen und überhaupt recht eigenbrötlerisch gewesen. Seine Touren nach Italien habe er hin und wieder genutzt, um seine Tochter zu besuchen. Er sei dann manchmal einen Tag länger fortgeblieben. Kennengelernt habe er ihn erst in Deutschland. Von Freunden, einer Freundin, irgendwelchen Kontakten sonst habe er nie erzählt.
Giovanni war 2012 nach Olsberg gezogen in eine kleine Zweizimmerwohnung. Dort muss er Kontakte zu jungen Leuten gepflegt haben, die in einer umgebauten Garage an Motorrädern und alten Autos herumbastelten. Das hatten sie den Aussagen des Cousins und dessen Familie entnommen.
Amuso selbst trug wenig zu dem Bild bei, das sie vor dem Prozessbeginn von ihm gewannen. Er sei arbeitslos geworden wegen Fehlzeiten aufgrund einer chronischen Bronchitis. Er habe keine Kraft mehr gehabt, um zu arbeiten, zu wenig Luft bekommen. Zuletzt hatte er sein Arbeitslosengeld durch Kurier- und Lieferfahrten für Geschäfte und Apotheken aufgebessert.
Zum Tathergang verweigerte Amuso im Prozess jede Aussage, ebenso zu seinen Komplizen und dem Verbleib der Beute. Aufgrund von Indizien wurde er 2015 zu elf Jahren Haft verurteilt. Am 7.1.2017 ist er in der Haftanstalt an einem Krebsleiden gestorben.
Stojan speicherte die Datei ab. Gelegentlich konnte er sie ergänzen oder mit einer anderen, separat angelegten zusammenfassen. Jetzt ging es ihm vorrangig um die Chronologie. Die arg feierlich geratene Überschrift wollte er dann auch einer Revision unterziehen.
Im Kühlschrank fand er ein Wiener Würstchen und teilte es sich mit Fido. „Spazieren, Boxer?“
Was für eine Frage! Sofort stand der Hund an der Haustür und machte Sturm mit seiner Rute. Auch auf der anderen Seite der Tür tobte der Wind. Stojan dachte wieder an den Versicherungsdetektiv. Jetzt musste er nur herauskriegen, wie er hieß. Er zog den Reißverschluss hoch. Kalter feuchter Wind schlug ihm ins Gesicht.