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Eine Apfelsine für Zwei

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Der Samstagabend verlief für Stefan als Siebenjähriger ohne nennenswerte Vorkommnisse. Er spielte für sich alleine im gemeinsamen Kinderzimmer, ihr Vater war recht gut gelaunt, zumindest hatte er keine schlechte Laune, so hätte der Abend auslaufen können. Seine Familie hatte zu Hause eine einzige Orange, die ihr Herr und Gebieter für die beiden Söhne, Stefan und Ludwig aufgehoben hatte. Manchmal dachte auch er an die Seinen, seinem Ältesten zeigte er wieder, wo sein Platz in der Hierarchie war. So schälte er, der Vati die Apfelsine und teilte sie auf demselben Teller in gleich viele Schnipsel auf.

Die eine Hälfte für Ludwig und die Andere für Stefan, nicht ohne seinem Jüngsten klar zu machen wie viele Teile er essen durfte. Da er bekanntlich sein Lieblingssohn war, hatte Stefan die Ehre die erste Hälfte der ihm zugeteilten Schnippel zu verspeisen. Sein Bruder, der von seinem Vater sehr gerne herabgesetzt wurde, musste warten bis der Kleinere seinen Anteil gegessen hatte. Während er so in Gedanken vertieft seine Schnipsel aß, musste Ludwig im Kinderzimmer warten und auch Vati war in einem anderen Raum. Stefan war in dem Moment mit seinen Gedanken ganz woanders und so passierte was passieren musste, er nahm ein Stück zu viel in den Mund. „Oh Mist, was mache ich jetzt“, er nahm das Teil aus dem Mund und sah voller Entsetzen, dass er bereits hineingebissen hatte. Zurück legen ging nun nicht mehr, das hätte jeder gesehen. Ihm lief der eiskalte Schauer über seinen Rücken, der Körper begann vor Angst zu zittern, so hat er vor lauter Schiss das Diebesgut hinuntergeschluckt und hoffte, dass es niemand merken würde. Was hätte er in dieser Situation auch anderes machen können?

Ludwigs Rache über den Betrug machte ihm in diesem Moment die wenigsten Sorgen, denn er wusste ganz genau was vonseiten seines Vaters auf ihn zu kam. Vati kam zur Küche herein und sah sofort die Schandtat. Sofort lief er im Gesicht rot an, was für Stefan allerhöchste Gefahr bedeutete und im selben Moment schlug er mit beiden Händen unter lautem Geschrei auf ihn ein und verdrosch ihn was seine Wut hergab. Unter schrecklichen Schmerzen und Weinen musste er anschließend sofort ins Bett und durfte keinen Ton mehr von sich geben. Auch kam die Mutter nicht mehr zu ihrem Sohn, um ihn zu trösten, das hatte sie eh nie getan. Und das alles, wegen eines Stückchen Orange, doch am nächsten Morgen sprach niemand mehr darüber und die Welt war für ihn und Stefan wieder in Ordnung. Die Welt in Ordnung? Nur vordergründig, tief in ihm ging schon damals jedes Mal ein Teil seiner Seele in die Brüche.

Kaviar zum Nachtisch

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