Читать книгу Kaviar zum Nachtisch - Norbert Sandmann - Страница 16
ОглавлениеVergewaltigt mit acht
Ihre sexuelle Aufklärung übernahm sein Vater als Stefan ca. acht Jahre alt war. Allerdings erfolgte diese auf seine ganz spezielle und eigene Art.
Es war wieder eine der Zeiten, als er die ganze Woche unterwegs war und am Wochenende bei seiner Familie residierte. Er machte es sich im Sessel gemütlich und ließ seine Jungs auf der Couch Platz nehmen. Nun begann er von seinem wöchentlichen Highlight zu erzählen. Er war zu Gast in einer Striptease-Bar und erlebte da wohl auch eine für ihn neue Spielart, die er seinen beiden Kindern von 8 und 13 Jahren nicht vorenthalten wollte.
Die neue Spielart sollte ein „Striptease rückwärts“ sein. Was ist überhaupt ein Striptease fragte sich Stefan. Nun Vati begann mit leuchtenden Augen zu erzählen, ob ihm damals auch der Sabber aus dem Mundwinkel floss, kann Stefan heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, aber möglich ist es.
Es kam eine splitterfasernackte Frau auf die Bühne, so sein Vater, hatte einen Berg Wäsche auf dem Arm, den sie auf dem Boden ablegte. Nun wurden anwesende Männer gebeten sich freiwillig zu melden. Auch sein Vater wollte dabei sein und wurde neben ein paar Anderen ausgewählt. Nun stellte die nackte Dame die Aufgabe, die Männer sollten mit ihren Mündern die Wäschestücke aufnehmen und sie in der richtigen Reihenfolge ihr anziehen, ohne die Hände dazu zu benutzen.
So, nun wusste auch der achtjährige Stefan, was ein Striptease ist. Die Aufklärung über einen weiteren Fetisch ließ nicht lange auf sich warten.
Ihre Familie hatte bereits zu Abend gegessen, Mutti bügelte im Esszimmer die Wäsche und die Kinder saßen mit ihrem Vati noch am Esstisch. Er servierte seiner Familie noch eine besondere Leckerei, es gab Kaviar zum Nachtisch.
Als er begann von seinen Geschichten zu erzählen die er unter der Woche erlebt hatte. Wohl gemerkt Stefan war damals etwa 8 Jahre alt und sein Bruder dreizehn Jahre. Beim Erzählen leuchteten wieder seine Augen und er hatte einen für Stefan damals sonderbaren Gesichtsausdruck. Zum ersten Mal hörte er von sexuellen Spielereien wie dem Kaviarsex. Eine Spielart mit allen Variationen rund um die menschlichen Fäkalien, das Ganze beschrieb er dabei nicht abstrakt, nein er erklärte die einzelnen Spielarten bis ins Detail. Stefan formte sich aus der Erzählung ein inneres Bild, welches sich bei ihm fest setzen sollte. Noch heute poppt dieses Bild bei ihm als Flashback in unregelmäßigen Abständen vor seinem inneren Auge auf. Die erzählten Details waren so genau, dass Stefan noch jede einzelne Szene wie in einem Film ablaufen sieht.
Liebe Leser*innen, der nachfolgende markierte Textbereich enthält verstörende Details.
Für sensible Menschen ist er nicht geeignet.
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Wenn Stefan heute seine Mutter darauf anspricht, steckt sie diesen Vorfall wie so viele andere ebenfalls in die Schublade des Vergessens, getreu dem Motto es kann nicht sein was nicht sein darf. Ich denke, es ist in dem Moment ein Selbstschutzmechanismus um nicht selbst daran zugrunde zu gehen. Ein solches Verhalten zeigt sich auch oft bei Müttern deren Kinder vom Vater missbraucht wurden, wobei es sich speziell in diesem Fall laut Stefans Psychologen sehr wohl um den Straftatbestand „sexueller Missbrauch“ gehandelt hatte. Als Stefan seinen Psychologen während der jahrelangen Behandlung von diesem Vorfall erzählte, musste er ihm erst erklären was Kaviarsex bedeutet, darauf hin wurde ihm nach seinen eigenen Angaben schlecht als er einige Details hörte.
Nun war Stefan klar, dass Sex ein separates Thema ist, dass Sex dazu da ist um Spaß zu haben, dass Sex das normalste der Welt ist, dass Sex jeder und überall ohne Vorbehalte macht. Nur hatte er einen Punkt dabei vergessen zu erwähnen, dass Gefühle und Liebe für die allermeisten Menschen die Grundlage für Intimitäten sind. So ist es auch zu verstehen warum Stefan wenig Erfolg bei den Mädchen hatte und immer wieder abblitzte. Warum Stefan immer wieder abgewiesen wurde. Warum Stefans Selbstwertgefühl in Bezug auf Frauen immer weiter nach unten sank.
In der Folge der Aufklärung à la Vati, wurde Stefan zum Vergewaltigungsopfer.
Beide Brüder schliefen seit Jahren auf einer Couch, die man zum Doppelbett ausziehen konnte. Als eines Abends die Eltern nicht zu Hause waren, übermannten seinen Bruder die sexuellen Gefühle. Angestachelt durch die detailgetreuen sexuellen Erlebnisse und Fantasien seines Vaters zwang er seinen kleineren Bruder Stefan zum aktiven Oralverkehr. Er ließ sich von Stefan mit dem Mund befriedigen. Stefan wehrte sich, worauf ihm Ludwig mit Schlägen drohte. „Los mach es mir jetzt, sonst schlag ich dich windelweich, lutsche dran wie an einem Lutscher“. Er drückte so lange Stefans Kopf zwischen seine Schenkel bis er zum Höhepunkt kam. Stefan übergab sich vor Ekel und Scham und weinte jämmerlich. Kaum fertig verstand es sein Vergewaltiger den Mund seines kleineren Bruders für sehr lange Zeit zu verschließen. Er drohte „wenn du jemandem irgend etwas davon erzählst, dann bringe ich dich um und wenn Vati das erfährt, bekommst du von ihm auch noch Prügel“.
Das Schloss sollte über vierzig Jahre halten. Die Erinnerung daran allerdings ein ganzes Leben lang. Im Laufe der Jahrzehnte sollten die Erinnerungen immer wieder einmal hochkochen.
Stefan hatte später in der Pubertät und im Erwachsenenalter ab und an mit einzelnen Freunden und anderen Männern Sex. Fast immer poppte kurz bevor er Andere zum Höhepunkt brachte, das Bild der Vergewaltigung vor seinem inneren Auge auf. Stefan konnte dann nicht mehr weiter machen. War es doch wie eine zwanghafte Handlung der Stefan folgen musste. Musste er doch, wenn er mit einem Mann zusammen war, diesen oral bis kurz vor den Höhepunkt bringen. Es kam dann jedes Mal der Ekel wieder hoch, den er als achtjähriger erfahren musste.
Auch als Stefan bereits selbst Vater eines Jungen war, hatte er Probleme beim Windel wechseln und dem Waschen seines Sohnes im Intimbereich. Die Angst, dass es einmal herauskommen könnte, ausgerechnet mit dem Bruder, saß ihm immer im Nacken. Stefan gab sich die Schuld daran, dass er, wenn auch unter Zwang dabei mitgemacht hatte. Diese Ängste und Zwänge hielten bis zur psychologischen Aufarbeitung an. Es brauchte viele Monate der Behandlung bis Stefan das damals Geschehene einigermaßen aufgearbeitet hatte. Ganz vorbei ist es bis heute noch nicht. Das Schlimmste allerdings ist, dass durch das Bekanntwerden und der Auseinandersetzung innerhalb der Familie die Bande zwischen Stefan, seiner Mutter und Nichte sowie dem Bruder völlig auseinander geflogen sind. Ludwig streitet bis heute alles ab und stellt Stefan als Lügner dar.
Seine Mutter hält es wie seit jeher und glaubt ihrem Lieblingssohn. Was nicht sein darf, kann auch nicht passiert sein. Es ging dann so weit, dass Stefans Mutter ihm erklärte „Du gehörst doch in die Klapse“. Stefan wurde wieder zum Opfer abgestempelt, so wie es in sehr vielen Fällen von sexuellem Missbrauch ist. Es zählte zu dem Zeitpunkt auch nicht, dass unabhängig von diesem Fall, die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen seinen Bruder anstellte, wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauchs seiner beiden kleinen Töchter. Die Ermittlungen wurden nach einem Jahr aus Mangel an Beweisen eingestellt. Entweder handelte es sich bei dem Vorwurf um den Racheakt seiner geschiedenen Frau oder Ludwig hat die Münder seiner Töchter genauso verschlossen wie er es schon einmal geschafft hatte. Bleibt im Sinne der Mädchen nur zu hoffen, dass es sich um einen Racheakt gehandelt hatte. Nun hat Stefan bereits seit einigen Jahren keinerlei Kontakt mehr zu Mutter und Bruder.
Im Laufe der Zeit wurde auch bekannt, dass Stefans geliebter Opa väterlicherseits sich in den 1960er Jahren an seiner Enkeltochter, also Stefans Cousine vergriffen hatte und dadurch deren Leben vollends zerstörte. Man kann jetzt sagen Stefan wurde in eine Familie von Kinderschändern hinein geboren.
Stefan hatte, wie sich später herausstellte aufgrund der Gewalt, die er hat über sich in der Kindheit ergehen lassen müssen, die Neigung zu Schmerzen. Das heißt das Auslösen von kurzen, starken Schmerzen an bestimmten Stellen des Körpers löste bei ihm ein Gefühl der Erregung aus, desto stärker der Schmerz, desto mehr Lustgefühle. Nach der Aufarbeitung mit seinem Psychologen legte auch dies sich. Heute ist für ihn Schmerz, das was er ist, einfach nur Schmerz. Auch haben sich verschiedene andere Neigungen gelegt und sind heute kein Thema mehr. An diesem Beispiel lässt sich zeigen wie sich Fehler in der Erziehung auf die Sexualität im Erwachsenenalter auswirken können.
Ein schönes Beispiel zeigte eine Bekannte von Stefan, nennen wir sie einfach Susanne, sie war bekennende Nymphomanin, also „gesteigertes Verlangen nach Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern“(Quelle: Wikipedia). Als sie in die Pubertät kam, wurde Susanne jahrelang von ihrem Vater sexuell missbraucht, sie konnte ihn allerdings jedes Mal so weit abwehren, dass es ihm nie gelang in sie einzudringen. Wenn sie nun mit wechselnden Partnern Sex hatte oder mehrere Männer sabbernd und onanierend um sie herum standen, dann stellte sie sich ihren Vater daneben stehend vor. Sie sagt zu ihm „siehst du, die Männer lasse ich drüber aber du hast es nie geschafft“. Es war für Susanne eine Genugtuung. In den Swingerclubs, die Stefan öfters mit Susanne besuchte waren nicht selten Ehepaare zugange, die sich noch einen zweiten Mann herholten.
Oft genug machte dann die Frau den zweiten Mann dermaßen heiß, dass dieser fast am Explodieren war, um ihn dann kurz vor dem Erguss wegzustoßen. Hingegeben hat sie sich dann ihrem Mann. Auch hier kann man von einem sexuellen Missbrauch in jungen Jahren ausgehen. Das Ganze soll dann eine symbolische Strafe darstellen. Dies ist dann allerdings gegenüber dem Dritten im Bunde eine fiese Art und Weise. Stefan konnte viele Frauen und Männer bitterböse leiden sehen, besonders solche, die nur dem Partner zuliebe in die Clubs gegangen sind.
Es gäbe noch viele Beispiele aufzuzeigen, doch hiervon erst einmal genug. Bleibt also noch anzumerken, dass man niemanden wegen seiner sexuellen Neigungen verurteilen sollte, die Ursachen liegen meist in der Kindheit bei der Erziehung durch die Eltern. Ausgenommen hiervon sind die Menschen die zum selben Geschlecht sich hingezogen fühlen. Laut einer behandelten Psychologin werden diese Neigungen bereits im Mutterleib festgelegt und sind nicht anerzogen.