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Außer Spesen nichts gewesen
ОглавлениеStefans Vater war im höchsten Maß unberechenbar, ein richtiger Choleriker, jähzornig und sehr leicht erregbar. Er konnte gut gelaunt sein, doch reichte oft ein nichtiger Anlass, um im wahrsten Sinne des Wortes zu explodieren. Er terrorisierte die ganze Familie. Nicht nur das, seine sadistische Ader zeigte sich immer wieder einmal. So zum Beispiel als Ludwig seinem Bruder Stefan ins Gesicht schlagen musste, damit er, der Vater ein gelungenes Bildmotiv von seinem weinenden Sohn hatte.
Für das Familieneinkommen musste in erster Linie die Mutter sorgen, da der Vater es bei keinem Arbeitgeber lange aushielt und er zudem, sagen wir es mal so, ziemlich faul war.
Während der Zeit im Westen, so wurde die Bundesrepublik Deutschland genannt, von 1959 bis zu seinem Tod 1972 hatte er so manche Arbeitsstelle inne. Mal war er in einer großen Fabrik beschäftigt, wo er mit dem Stress der Akkordarbeit nicht klar kam, dann versuchte er sich als Vertreter von Versicherungen. Auch als Tankwart verdiente er sein Geld und zum Schluss als Vertreter für Klebefolien.
Wie erfolgreich er als Vertreter war, konnte man an seinem Lieblingsspruch erkennen, den er nur allzu oft nutzte, wenn er am Wochenende heim kam, „außer Spesen nichts gewesen“. Das sollte heißen, keine Umsätze von Bedeutung, nur Verpflegungsgeld und Übernachtungsgeld. Einer der Hauptgründe warum ihm der Beruf des Vertreters so gut gefiel waren wohl die, dass er leidenschaftlich gerne Auto fuhr und er unterwegs seinem Hobby nachgehen konnte. Sein Steckenpferd waren unter anderem Nutten, Cabarets und ausgefallene Sexspiele, jedenfalls prahlte er oft genug seinen Kindern gegenüber davon, aber davon später mehr.