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Der Dieb

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Stefan war so acht Jahre alt. Zum Haus gehörte ein Hinterhof, in dem die Kinder immer spielten. Es hatten alle Kinder außer Stefan ein eigenes Fahrrad, so kam es dann auch, dass er das Radfahren auf den Rädern der Anderen lernte. Wie das so ist, machte es ihm einen riesen Spaß, der leider nur im Hof stattfand. Die Räder der Großen standen, wenn sie nicht benutzt wurden im Fahrradkeller. Eines frühen Abends war Stefan alleine im Hof und es stand das Kinderfahrrad von der kleinen Caro da.

Die Sehnsucht nach einer etwas größeren Fahrradtour wuchs in dem Moment. Eines der größeren Fahrräder aus dem Keller die Treppe hochzutragen wäre zu laut gewesen, so nahm er das viel zu kleine Rad von Caro und strampelte aus dem Hof hinaus in die Freiheit auf der Straße. Es handelte sich um eine viel befahrene Straße mit ebenfalls viel Fußgängerverkehr. Stefan radelte eher unbeholfen als achtjähriger auf dem kleinen Kinderrad zwischen den Fußgängern hindurch. Weiter ging es in Richtung Fluss aber diesmal auf der Fahrbahn. Oh Schreck, da kam ein Polizist auf ihn zu, jetzt haben sie mich, dachte er, ich der Fahrraddieb. Sein Herz rutschte ihm bereits in die Hose, oh nein, jetzt hielt ihn der Polizist auch noch an. Er erklärte ihm wie gefährlich es auf der Fahrbahn war. Er sollte doch besser auf dem Bürgersteig fahren, das wäre sicherer. Buh, noch einmal Glück gehabt, er wurde nicht gesucht.

Nun überlegte er sich doch so schnell wie möglich das Rad zurückzubringen. Was aber, wenn mich jemand sieht wie er das Diebesgut zurückbringt. Was wenn man ihn erwischt und es sein Vati erfährt, oh Hölle. Jedenfalls verließ ihn der Mut und er beschloss das Rad verschwinden zu lassen, wenn ihn jemand danach fragen würde, dann würde er sagen, dass er keine Ahnung habe. Stefan fuhr zu einem weiteren Lieblingsspielplatz am Flussufer. Hier war ein Schrottplatz für alte Autos, Maschinen usw. der Platz lag am alten Hafenbecken, ein ehemaliger Militärhafen der Wehrmacht.

Hier spielten die Kinder immer leidenschaftlich gerne in den wankenden Autowracks hoch oben auf dem Haufen. So manches Mal hatten sie richtig Glück, wenn sich so ein Schrottberg in Bewegung setzte und sie gerade noch auf dem öligen Erdboden auf Seite springen konnten. Dort gab es eine Rutsche mit der früher Schiffe beladen wurden und unterhalb dieser Blechrutsche war bereits ein großer Haufen Schrott, alte Motorräder und Autos im Wasser aufgehäuft. Genau dort sollte nach seiner Vorstellung das verräterische Rad landen. Gedacht und schon geschehen hatte er es entsorgt und fühlte sich gleich viel besser, jetzt konnte ihm niemand mehr den Diebstahl ankreiden.

Stefan ging nun mit nur noch wenig schlechtem Gewissen nach Hause, als er um die Ecke in den Hof einbog, war schon ein großes Tohuwabohu im Gange. Caros Eltern und ihr Bruder Mirco übrigens sein bester Freund, suchten schon verzweifelt nach Caro’s Rad. Sogleich wurde auch Stefan gefragt, ob er etwas gesehen hätte. Natürlich wusste er nichts vom Rad, als ihn darauf hin Mircos Vater noch einmal fragte, fiel ihm urplötzlich ein, das er einen fremden Jungen in einer Nachbarstraße mit dem Rad gesehen hatte. Noch dämlicher hätte er sich wohl kaum anstellen können, denn nun war allen Anwesenden klar, wer das Fahrrad genommen hatte. Sogleich wurde Stefan abgeführt und zu seiner Mutter gebracht, die aus allen Wolken fiel. Kurzum er gestand seine Tat, der Vater war Gott sei Dank noch den Rest der Woche unterwegs. Sein Bruder Ludwig bekam nun den Auftrag mit einer Luftmatratze das Kinderfahrrad aus dem mit Schrott und Altölen verschmutzten Hafenbecken zu fischen. Die Schläge und die Schimpfkanonaden von seiner Mutter sollten nur ein Vorgeschmack auf das sein was ihn noch erwartete.

Die restlichen Tage bis ihr Erzeuger nach Hause kam, wurden für Stefan immer banger. Als er dann hörte, was sein Sohn angestellt hatte, gab es kein Halten mehr für ihn. Er bekam derart seine Dresche wie er sie noch nie bekommen hatte. Dieser Gewaltausbruch und seine Schreie waren bestimmt im ganzen Straßenzug zu hören und obendrein bekam er noch drei Monate Hausarrest, die sein Vater ihm allerdings nach vier Wochen erließ.

Kaviar zum Nachtisch

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