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Eine Blutlache auf dem Kissen

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Stefan war elf Jahre alt als sich ein einschneidendes Lebensereignis ereignete. Es war ein Sonntag früh, Stefan, sein Bruder Ludwig und Mutti frühstückten gemütlich im Esszimmer. Stefan hatte Kakao und ein Marmeladenbrot, dazu gab es ein weichgekochtes Ei. Vati lag wie immer an Sonntagen noch im Bett, normalerweise stand er erst zum Mittagessen auf. Es war ein sonniger Tag im Februar, Ludwig las ein Buch und Stefan spielte im Kinderzimmer, während die Mutti das Mittagessen kochte. Dies musste um Punkt zwölf auf den Tisch stehen, der Vater wollte dann eine viertel Stunde vorher geweckt werden. Mutti hielt die Zeiten immer peinlichst genau ein, da ansonsten die Hölle los sein konnte und Vater wieder einen Streit vom Zaun gebrochen hätte. Nun, es war 11:45 Uhr und Mutter öffnete leise die Türe zum Schlafzimmer.

Da ihr Vater ein Seitenschläfer war, er schlief meist auf der rechten Seite, die Seite zum Fenster, fiel ihr zuerst nicht besonderes auf. Mutter sprach ihren Mann vorsichtig und leise an, denn ein zu lauter Ton konnte ebenfalls den Sonntag verderben. Sie bekam keine Antwort, nun etwas lauter wiederholte sie den Weckvorgang. Immer noch keine Antwort, so ging sie vorsichtig auf leisen Sohlen um das Bett herum, erschrak und eilte aus dem Schlafzimmer heraus zu Stefan und Ludwig ins Kinderzimmer. Ganz bleich im Gesicht meinte sie, „ich glaube euer Vater ist tot“. Die Jungs waren zuerst auch erschrocken und wussten nicht wie sie reagieren sollten. Zuerst ging Ludwig vorsichtig in das Schlafzimmer und um das Bett herum und sah da ihren Vater auf der Seite liegen ohne das er einen Mucks machte.

Der elfjährige Stefan betrat das Zimmer und ging ebenfalls vorsichtig um das Bett. Er ging so vorsichtig als ob sein Vati gleich aufwachen könnte, um mit allen dreien das Schimpfen zu beginnen. Doch weit gefehlt, was Stefan sah, als er zu ihm hin schaute, war eine Blutlache auf dem Kissen vor seinem Gesicht. Stefan verschlug es die Sprache, erst ein Jahr vorher hatte er seinen geliebten Opa verloren und jetzt den Vater. Schnell ging er aus dem Zimmer, um sich erst einmal zu sammeln und einen klaren Gedanken zu bekommen. Seine Mutter wusste sich zuerst nicht zu helfen und geriet erst einmal in Panik, wie ein aufgescheuchtes Huhn lief sie kreuz und quer durch die Wohnung, von einer Ecke in die andere. Endlich fing sie sich wieder und nahm den Telefonhörer ab um die 110, den Polizeinotruf zu wählen. „Hilfe mein Mann liegt tot im Bett, bitte kommen Sie schnell“, rief sie ins Telefon.

Nachdem sie alle nötigen Angaben wie Name, Adresse und Telefonnummer angegeben hatte, legte sie auf und wir warteten auf die Polizei. Schnell waren zwei Streifenbeamte da und schauten sich unseren Vater an. Doch damit nicht genug, es wurde die Kriminalpolizei verständigt, da die Todesursache nicht klar war. Es hätte ja auch Mord sein können. Nun nach einer gefühlten Ewigkeit kamen zwei Polizisten in Zivil, es waren die Männer von der Kripo, genauso wie beim Tatort im Fernsehen. Nachdem die Leiche des Vaters grob untersucht wurde, begannen die Kripomänner jeden einzeln zu befragen, ob irgend etwas vorgefallen war, ob es Streit zwischen den Eltern gegeben hatte, was am Vorabend los war. Sie, die drei antworteten alle wahrheitsgemäß, währenddessen wurde der Mülleimer von einem Beamten vorsichtig entleert. Auf Stefans Frage warum er dies mache, sagte ihm der Beamte, dass müssen wir tun, um festzustellen, ob euer Vater irgendwelche Tabletten genommen hat um sich das Leben zu nehmen.

Stefan erzählte daraufhin was sich zwei Wochen vorher zugetragen hatte. „Vati hat vor zwei Wochen, es war der Samstag, in der Küche zu mir gesagt, wenn mir etwas zustoßen sollte, dann will ich, dass du meine Halskette mit dem Goldanhänger und meine Armbanduhr bekommst“. Der Kripomann fragte ihn dann ob noch jemand bei dem Gespräch anwesend war, dies verneinte Stefan. Die Männer mit dem Leichenwagen waren inzwischen eingetroffen.

Da am Leichnam bereits die Leichenstarre eingesetzt hatte, passte er nicht mehr in den Zinksarg. So hoben die beiden Bestatter den Leichnam in eine Art Decke und trugen ihn dann das Treppenhaus hinunter, da war es schon Nachmittag. Nachdem die Obduktion abgeschlossen war erfuhren wir das Ergebnis. Es war nicht Mord, keiner von uns war schuldig, es war eine Lungenembolie, es hatte sich ein Blutgerinnsel im Bein gelöst, dort hatte er einen starken Bluterguss, von dem sich das Gerinnsel gelöst hatte. Über die nächsten Tage hinweg herrschte in der kleinen Familie eine gedrückte Stimmung. Jeder trauerte anders, trotz der Erlösung wie es die Mutter der beiden auf den Punkt brachte. Sie hatten eine völlig neue Situation, wenn die beiden Jungs sich schon früher ausgemalt hatten, wie es sei, wenn beide einen schweren Unfall hätten und nicht mehr nach Hause kommen würden. Sie machten schon seinerzeit aus wer zu welchen Verwandten ziehen würde, da war schon damals der Erlösungsgedanke bei beiden vorhanden.

Kaviar zum Nachtisch

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