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Peinliches Zeltlager

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Hat Stefan in dieser Zeit des Krankenhausaufenthaltes in sein Bett eingenässt? Er kann es heute nicht mehr sagen. Jedenfalls sollte es bei ihm sehr lange anhalten. Das letzte Mal, dass sich seine Blase im Schlaf entleerte war mit zehn Jahren auf einem Jugendzeltlager im Westerwald.

Das war ihm dermaßen peinlich, dass er sich vor lauter Scham nicht aus seinem Schlafsack heraus traute. Erst als alle Anderen das Zelt verlassen hatten, suchte er aus seinem Rucksack frische Klamotten und dabei war er immer auf der Hut, dass ihn niemand dabei erwischte. Entdeckt zu werden, wäre für ihn der Supergau gewesen. Die anderen Kinder im Lager, es waren so an die einhundert, hätten für den Rest der Ferienzeit mit dem Finger auf ihn gezeigt und ihn ausgelacht. Das kannte Stefan zur Genüge von zu Hause.

Da Stefan seinen Schlafsack nicht zum Trocknen aufhängen konnte, dann wäre sein Einnässen allen aufgefallen, machte er seine Bettstätte wie jeden Tag und hoffte, das bis zum Abend alles wieder trocken ist. Zur Nachtruhe zog er den Reißverschluss seiner Penntüte vorsichtig auf, oh Mist, er war immer noch klamm, also musste er noch eine Nacht im feuchten Schlafen. Stefan war dank seines Vaters bereits zum Gespött der Anderen geworden. Was war dieses Mal schiefgelaufen?

Das Zeltlager war ein Themenlager, das Thema waren die Wikinger, Zelte, Ausrüstung und die Verkleidung sollten in diesem Stil sein. Jeder Teilnehmer musste ein rundes Wikingerschild und ein entsprechendes Schwert aus Holz mitbringen.

Stefans Vater baute für seinen Sohn die entsprechenden Ausrüstungsgegenstände, das Schwert war ja auch in Ordnung und recht gut anzusehen. Doch beim Schild ging sein Erzeuger einen eigenen Weg, anstatt wie angegeben ein rundes Schild zu fertigen, machte er, der Vater es sich einfach. Er nahm ein rechteckiges Sperrholzbrett befestigte auf der Rückseite eine Lederschlaufe, durch die der Unterarm gesteckt wurde und als eigentliche Halterung nutzte er einen Metallgriff, den er anschraubte. Die Griffe waren brauchbar und praktisch, doch die Form des Schildes sollte absolut nicht den Vorgaben entsprechend aussehen. Farblich wurde es Giftgrün ohne jegliche Verzierungen angestrichen und zur Krönung bekam es noch einen Schriftzug, „Stefania“ die weibliche Form von Stefan. Ihm gefiel das überhaupt nicht, doch einen Widerspruch traute er sich aus verständlichen Gründen nicht.

So ging es dann auf Zeltlager, die jeweiligen Zeltbewohner sollten nun ihre Schwerter und Schilder neben den eigenen Zelten aufstellen. Er durfte seines ganz zum Schluss etwas versteckt positionieren, so peinlich war es ausgefallen.

Der Spott über die Zeitspanne von zwei Wochen war mehr als deprimierend, zum einen wegen der Form des Schildes, zum anderen hänselten ihn andere Kinder als Mädchen. Viele Freunde hatte er in der Zeit nicht. „Recht herzlichen Dank lieber Vati, das hast du wieder gut hinbekommen.“

Kaviar zum Nachtisch

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