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Frondienst

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Dass Kinder zu Hause mithelfen und ihre Eltern im Haushalt mit Tätigkeiten wie Abtrocknen, Abstauben und bei Sonstigem unterstützen, hat einen erzieherischen Wert. Es macht den Kindern in der Regel auch Spaß. Wenn dies dann allerdings ausartet, indem man Kindern für etwas für das sie nichts können, ein schlechtes Gewissen einredet, dabei mit Unwahrheiten agiert, dann zerstört man recht schnell das Selbstwertgefühl der Kleinen, noch bevor es sich richtig entwickeln kann.

Stefan und sein Bruder mussten immer abwechselnd die Schuhe der Familie putzen, an sich nichts Verwerfliches. Doch nutzte ihr Vater es, um seinen eigenen Selbstwert aufzupolieren und seine schwarze Ader zu befriedigen. Er kontrollierte die geputzten Schuhe und wehe er fand noch ein Krümelchen, da waren dann auch solche dabei, die nicht vorhanden waren. Hauptsache er konnte drangsalieren und seine Macht, die er über die Familie hatte ausnützen. An solchen Tagen konnte das Schuhe putzen leicht einmal eine Stunde oder länger dauern.

Eines Abends schwor sich Stefan, „wenn ich mal Kinder habe, dann lasse ich sie auch die Schuhe putzen“. Aus dieser Selbstankündigung wurde dann allerdings nichts, da Stefan nicht in die Fußstapfen seines Erzeugers treten wollte. Stefan hatte sich in seiner Kindheit öfters den rechten Arm gebrochen und ausgekugelt. Nun nachdem der Arm das zweite Mal eingegipst wurde, erzählte seine Mutter ihm, dass eine Dame von der Krankenkasse bei ihr angerufen hätte. Die Frau erklärte ihr, so der Originalton seiner Mutter, „wenn sich ihr Sohn noch einmal etwas bricht, dann schmeißen wir sie aus der Krankenkasse“. Das dies nur eine Erfindung seiner Mutter war, konnte Stefan damals noch nicht ahnen. So glaubte er der Mutter und hatte sogleich wieder mal ein schlechtes Gewissen, darin war sie wirklich gut, das konnte sie.

Es dauerte nicht allzu lange und Stefan fiel wieder sehr unglücklich. Stefan wusste sofort als er den starken, bekannten Schmerz spürte, dass es wieder so weit war. Er hatte sich nun zum dritten Mal den Arm gebrochen. Oh Mist, jetzt ist es so weit und wir fliegen aus der Krankenkasse. Was sollte er, der Unglücksrabe nun tun? Er traute sich nicht nach Hause, um sein Malheur zu gestehen. Die Angst vor beiden Eltern war wieder übermächtig. So ging Stefan dann mit gebrochenem Arm nach Hause und ließ sich nichts anmerken, er biss die Zähne zusammen. Zu allem Unglück war er heute auch noch mit dem Schuhe putzen dran. Wie er es mit dem Abendessen schaffte, ohne das etwas auffiel, weiß er heute nicht mehr. Jedenfalls bemerkte niemand etwas, was schon alleine gesehen viel über die Eltern aussagte, dass das Interesse an den Kindern nicht das Größte war.

Jedenfalls nahm sich Stefan die Schuhe und das Schuhputzzeug mit auf den Balkon. Dort schaffte er es irgendwie unter größten Schmerzen und unter zusammen beißen der Zähne die Schuhe so zu reinigen, dass der Vater nichts einzuwenden hatte. Stefan machte sich alsbald fertig fürs Bett und legte sich hin. Wenn er es auch kaum aushielt, so schaffte er es bis zum nächsten Morgen. Erst da gestand er alles und seine Mutter ging mit ihm an der Hand ins nahegelegene Krankenhaus. Dort wurde der Arm wie bereits einige Male vorher geröntgt und eingegipst, das Prozedere kannte Stefan ja inzwischen zur Genüge. Übrigens, seine Mutter ist noch heute in dieser Krankenkasse. Wie sich herausstellte, hat er, Stefan einen Kalkmangel in den Knochen. Der Arzt verschrieb ihm Kalktabletten und das Problem der Knochenbrüche hatte sich für alle Zeiten erledigt.

Kaviar zum Nachtisch

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