Читать книгу Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett - Страница 10

3

Оглавление

Es dauerte gar nicht mal so lange, bis mir seine Worte keineswegs mehr so hochnäsig und aus der Luft gegriffen vorkamen. Am nächsten Vormittag, als ich die Mauern von Camp Stonehill an einem Hang über mir leuchten sah, war ich allerdings noch andrer Meinung. Da war ich überzeugt, dass ich meinen Job erledigt hatte und alles Weitere Sache der Blauröcke sein würde. Der Armeeposten lag auf einer an den Berg wie hingeklebten Terrasse. Ein gut zu verteidigender Platz mit Blick auf die Gilawüste. Aber ein Ort so weit weg von allem, was Leben hieß, dass ich hier nicht mal hätte begraben sein wollen. Ein schmaler Reitpfad schlängelte sich zwischen Felsblöcken und dicht wuchernden Mesquitesträuchern am Hang empor.

Vorerst sah ich von Camp Stonehill außer dem Schutzwall aus Felsbrocken und Lehmziegeln, der die Terrasse abriegelte, nur den Mast mit dem schlaffen Sternenbanner. Keine Bewegung, kein Laut. Und doch mussten sie uns dort oben seit mindestens – einer Stunde gesehen haben. Noch immer hing eine lange Staubfahne in der heißen, unbewegten Luft hinter uns. Babyface Clinton warf mir einen Blick zu, der hieß: Jetzt kannst du‘s dir noch überlegen!

Aber ich hatte meine Entscheidung bereits in Fort Lowell gefällt. An ihr gab‘s nichts zu rütteln. Seit wir aus den Hügeln an der Tinaja Vieja gekommen waren, hatte Clinton nichts mehr versucht. Auch in der Nacht nicht. Ich hatte ihm rohlederne Armbänder verpasst. Alles andere hatte die Wüste besorgt: Zehn oder zwölf Stunden im Sattel, von kochender Luft umwabert, die dir die Haut verbrennt, den Schädel mit Blei füllt und dich dazu treibt, dass du alle Stunde zur Wasserflasche greifst, weil du glaubst, du schaffst es sonst nicht – das lässt auch einem Kerl wie Larry Clinton die Lust auf irgendwelche Tricks vergehen.

Er war die ganze Zeit friedlich neben mir geritten. Kein einziges Mal hatte er sich nach seinem Freund Schiefnase umgeschaut. Der hielt es offenbar sowieso für wichtiger und vor allem auch gesünder, erst mal Bob Clinton und seine Truppe ins Bild zu setzen. Irgendwo da draußen in der glühenden Weite waren diese Kerle mit den mit Blut und Menschenleben bezahlten Armeefrachtwagen auf dem Weg zur Grenze. Ich deutete mit der Winchester auf den Pfad vor uns.

„Worauf wartest du? Ich dachte, du hast Sehnsucht nach ein bisschen Schatten und einem Winkel, wo du die Blasen an deinem Hintern ausheilen lassen kannst!“ Ich grinste dazu. Meine Lippen schmerzten. Die verbrannte Haut spannte sich über meinen Wangenknochen.

Ich brauchte nur ihn anzusehen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ich selber aussah: Unrasiert, hohläugig, mit aufgesprungenen Lippen und von Stetsonkrone bis Stiefelabsatz mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Mir schien, als wäre ich nicht Tage, sondern Wochen unterwegs gewesen. Genauso fühlte ich mich auch.

Zum ersten Mal machte Babyface seinen Mund auf. Seine Stimme war ein Krächzen, aber ich verstand ihn recht gut. „Du bereust es, Carringo!“ Das war alles. Es klang wie ein Schwur.

Dann trieb er sein Pferd vor mir her. Ein paar Minuten später lernten wir Sergeant Joe Bull Donovan kennen, und damit fing dann eigentlich alles erst richtig an. Es war bezeichnend, dass Donovan bei dieser ersten Begegnung ein Gewehr in den Fäusten hielt, dessen Mündung auf mich zielte. Clinton und ich waren auf halber Höhe am Hang.

„Weit genug!“, erklang es wie das Grollen eines gereizten Löwen hinter uns. Noch unmissverständlicher war das Schnappen eines Gewehrschlosses. Ich erstarrte. Das Spiel von gestern, als ich auf Babyface und seine Kumpane gewartet hatte, schien sich zu wiederholen, nur dass ich diesmal der Überrumpelte war.

Steine klirrten. Rechts von mir bewegten sich Schatten zwischen Felsen und Mesquites, verschwanden aber gleich wieder. Ich hielt die Rechte vom Körper weg, als ich den Braunen wendete, auf dem Tyler, der Verräter, in den Tod geritten war. Auch Clinton zog sein Pferd herum.

Mitten auf dem Pfad stand ein Berg von Mann, der in die blaue, verwaschene, staubbedeckte Uniform wie hineingezwängt wirkte. Ein schwerer Armeerevolver hing an seinem Koppel. Die drei Winkel an jedem Ärmel wiesen ihn als Sergeant aus. Er trug eine verbeulte Feldmütze auf dem borstigen, rotblonden Haar. Sein Halstuch war ausgefranst. Die obersten Jackenknöpfe standen offen. Auf ein Paradefeld hätte er nicht gepasst. Ansonsten strotzte er vor grimmiger Entschlossenheit. Sein breitflächiges, derbes Gesicht wirkte wie aus einem Felsen gehauen. So, als hätte der Künstler vergessen, ihm dann noch den letzten, entscheidenden Schliff zu geben. Ein Gesicht wie ein Teil dieser verbrannten, rauen Landschaft.

„Hallo, Serg!“, grüßte ich friedlich. Wahrscheinlich hätte er auch nicht die Miene verzogen, wenn ich jetzt im Sattel einen Kopfstand vorgeführt hätte.

Die Mündung seiner Spencer deutete kurz auf Clinton. „Wer er ist, weiß ich. Und wenn du nicht willst, dass in einer Sekunde meine Knarre losgeht, dann spuck schnell aus, Freundchen, wer du bist und welcher Wind dich ausgerechnet mit Babyface Clinton hierher geweht hat!“

Das war nicht gerade der Empfang,. den ich mir nach einem Drei-Tage-Ritt durch die Gila vorgestellt hatte. Rechts von mir tauchten nun zwei weitere Kerle in nicht mehr ganz taufrischen Uniformen zwischen den Sträuchern auf. Ihre Namen erfuhr ich später. Neal Meritt, der mit den Corporalstreifen, war ein drahtiger, schwarzhaariger, kohleäugiger Typ. Mein erster Eindruck von ihm: scharf wie ein Rasiermesser. Sein schmales Gesicht besaß einen leichten Bronzeton. Er hatte entweder einen Schuss Indianer- oder Mexikanerblut in den Adern. Dave Kirby war jünger, kräftiger. Ein Brocken von Kerl. Aber neben einem Bullen wie Donovan fiel das nicht weiter auf. Sein knochiges Gesicht mit den funkelnden blauen Augen wirkte angriffslustig.

„Mein Name ist Carringo“, begann ich meinen Spruch. „Kurier aus Fort Lowell. Wenn du von deinem Boss keine Zigarre verpasst bekommen willst, Serg, dann bring mich schnell zu ihm.“

Das Funkeln in Kirbys Augen verstärkte sich. „Für meinen Geschmack reißt er sein Maul ein bisschen zu weit auf, Bull. Was meinst du?“

„Was ist los mit euch, Jungs?“, knurrte ich. „Ich geb‘ ja zu, dass ich nicht wie ein Gentleman aussehe. Gegen ein Bad und eine Rasur hab ich auch nichts einzuwenden. Das ist doch noch lange kein Grund, mir drei geladene Schießeisen vor den Bauch zu halten. Verdammt noch mal, ich bin kein verkleideter Apache, sondern …“

„… Kurier aus Fort Lowell!“ Der Sergeant spuckte es förmlich aus. „Und wie kommst du an Bob Clintons kleinen Bruder, he?“

„Das werd‘ ich deinem Kommandanten erzählen, Mister! Und verlasst euch drauf, Jungs, der wird euch dann so auf Trab bringen, dass ihr so schnell keine Langeweile mehr habt! Mann, Serg, vielleicht bringst du‘s endlich in deinen Schädel: Ich hab‘s eilig! Major Wilburns Brief brennt mir beinahe auf der Haut!“

„Zeig her!“ So was von Misstrauen. Er stand da wie ein Klotz, und die Mündung seiner verfluchten Spencer starrte mich wie ein schwarzes Todesauge an. Ich dachte, er wollte das Dienstsiegel sehen, dann sei die Sache erledigt. Deshalb zog ich das Kuvert hervor und wedelte damit.

„Schnapp dir den Wisch, Kirby!“, befahl Donovan. Der junge, stämmige Soldat bewegte sich sofort mit schussbereiter Waffe auf mich zu.

„Moment!“, rief ich wütend. „Das ist eine Anweisung an den Kommandierenden von Camp Stonehill, die ich persönlich zu überreichen hab! Serg, ich finde, du gehst ein bisschen zu weit!“

„Keine Zicken, Mann! Her damit!“, schnauzte Kirby. Dann war ich das braune Kuvert mit Wilburns schriftlichem Befehl schon los.

„He, Amigos, habt ihr vielleicht ‘ne kleine Meuterei veranstaltet?“, mischte sich Babyface mit einem Unschuldslächeln ein. Er bekam keine Antwort. Aber der Gedanke hatte mich ebenfalls siedend heiß durchzuckt. Weiß der Teufel, auf welche Ideen Männer kamen, die acht Wochen lang an so einem Fleck am Ende der Welt aushalten mussten. Tag für Tag immer nur die Wüste vor Augen und dieselben Gesichter um sich herum. Nichts als Staub, Hitze, Einsamkeit. Wenn da ein Offizier vielleicht anfing, verrückt zu spielen und die Mannschaft zu hunzen …

Ich fuhr zusammen, als Kirby, der rückwärts neben Donovan getreten war, jetzt einfach den Umschlag aufriss. Er holte Wilburns Schreiben heraus und begann laut zu lesen: „,An den Kommandierenden von Camp Stonehill. Betrifft Überfall der Clinton-Bande auf den Waffentransport im Abschnitt Maricopa. He, Bull, das ist ja wirklich ‘ne brandheiße Sache!“

Ich biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste. Meritt passte nun wie ein Schießhund auf mich auf. „Gib her!“, brummte der Sergeant und nahm Kirby das Blatt aus der Hand. Rasch überflog er die Zeilen. Sein Gesicht verfinsterte sich dabei immer mehr. Dann knäulte er das Papier nicht einfach zusammen und schleuderte es weg. Er faltete es sorgfältig und schob es wieder ins Kuvert.

„Ihr könnt eure Kanonen wegnehmen, Leute“, erklärte er zu meiner Überraschung. „Der Junge ist in Ordnung. Da steckt kein fauler Trick dahinter, um Babyface Clinton in unsere Burg zu lotsen. Schätze, Clinton hatte einiges dagegen, dass du uns hier besuchst, Carringo.“ Das sollte wohl eine Entschuldigung sein. Er grinste nun. Es sah aus, als müsste er es erst lernen.

Ich zeigte ihm die Zähne. „Hoffentlich fällt dir jetzt eine gute Erklärung für deinen Boss ein, Serg.“

„Nicht nötig. Ich bin der Boss. Die ganze einsatzfähige Truppe von Camp Stonehill steht vor dir.“

Ich wusste sofort, das war weder ein schlechter Witz noch sonst was in der Richtung. Wahrscheinlich hab ich ihn angestarrt, als wären ihm plötzlich Flügel oder Hörner gewachsen. Aber keiner von ihnen fand‘s komisch. Sergeant Joe Donovan, den seine Gefährten Bull nannten, spuckte heftig aus.

„Cholera!“, war seine ganze Erklärung. Mehr war auch nicht nötig. Trotz der Hitze fror ich plötzlich.

Babyface Clinton jedoch brach in schallendes Gelächter aus.

Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane

Подняться наверх